Kapitel 88

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Auf der Heimfahrt war keiner von uns besonders kommunikativ. Während Fabi den Wagen lenkte, saßen Marco und ich gemeinsam auf der Rückbank. Wir redeten kein Wort miteinander, aber unsere Hände waren ineinander verschränkt und jeder zog für sich aus der Berührung Kraft. Jetzt, wo ich langsam zur Ruhe kam merkte ich, wie lange und anstrengend der Tag gewesen war.
Ich fragte mich, wie ich es all die Zeit als Beta geschafft hatte. Das heute war sehr anstrengend gewesen, es hatte mich erschöpft wie ich in der Öffentlichkeit aufzutreten hatte. Der Tag mit Joshua hatte Spaß gemacht, aber nächstes mal würde mir ein einfacher Stadionbesuch oder nur ein Tag Shopping vollkommen ausreichen.

"Ich werde mich gleich ins Gästezimmer zurückziehen. Ich bin müde, der Tag war lange und ich muss morgen wieder Heim fahren", meinte Fabi als wir bei Marco und mir zuhause angekommen waren.
"Alles klar. Dann gute Nacht und nochmal danke, dass du Mario heute begleitet hast", bedankte sich Marco.
"Gerne. Er ist doch mein keiner Bruder und für Familie sollte man doch immer da Senkung sie unterstützen", meinte Fabian.
"Ich wünschte Papa würde das auch so sehen", murmelte ich traurig.
"Das wird er noch. Gib ihm einfach Zeit Mario", versuchte mein Bruder mir zu versichern.
"Fabian hat recht. Er braucht vermutlich halt einfach noch Zeit um sich mit der Situation zu arrangieren. Du hast doch auch deine Zeit gebraucht und er braucht halt nun mal etwas mehr. Du bist sein Sohn und er liebt dich", meinte jetzt auch Marco und ich nickte traurig. Ich sollte mich so langsam damit abfinden, dass ich das schwarze Schaf der Familie war, aber ich konnte es irgendwie einfach nicht.
"Weißt du was, wir laden deine ganze Familie zum Essen ein. Dann werden sie schon sehen, dass du immer noch der gleiche Mario bist, ihr könnt euch aussprechen und dein Vater wird es hoffentlich endlich akzeptieren, dass du und ich gebunden werden", überraschte mich Marco mit einer plötzlichen Idee.
"Ein Essen? Mit allen", fragte ich verwirrt nach und Marco nickte.
"Ja, mit deiner Mutter, deinem Vater und deinen Brüdern. Deiner Familie. Vielleicht machen wir es am besten in der Adventszeit, da ist man wegen der Weihnachtsstimmung doch eigentlich eh versöhnlicher gestimmt oder?", schlug Marco vor und feilte weiter an seiner Idee.
"Das ist gar keine so schlechte Idee. Und wenn Papa auch dumme Gedanken kommt, sind Felix und ich auch noch da. Und Mama würde eh immer zu dir halten", mischte sich auch Fabian ein.
"Ich weiß nicht", murmelte ich. Der Gedanke an so ein Essen machte mir irgendwie Angst. Was, wenn es alles nur noch schlimmer machen würde? Wenn ich dadurch endgültig meine Familie zerstören und verlieren würde?
"Du kannst es dir ja noch etwas überlegen, aber wir behalten die Idee mal im Hinterkopf okay?", schlug Marco vor und ich nickte. Damit könnte ich leben, vielleicht würden sie die Idee ja auch einfach vergessen, wenn ich mich nicht dazu äußern würde.

"Gut, dann geh ich jetzt wirklich ins Bett. Gute Nacht ihr beiden", verabschiedete sich Fabian und verschwand in Richtung Gästezimmer.
"Lass uns auch Richtung Bett gehen. Der Tag war anstrengend", meinte Marco und ich stimmte zu. Eine Mütze Schlaf würde uns allen gut tun. Marco war sogar so sehr Gentleman, dass er mich zuerst ins Bad lies und sich im Schlafzimmer auf das Bett setzte. Ich duschte schnell, putzte die Zähne und kehrte ins Schlafzimmer zurück. Was ich da aber sah, gefiel mir gar nicht. Marco hatte sich die Tüte mit den Errungenschaften unseren Shoppingtour geschnappt und fleißig durchgeschaut. Als er mich da stehen sah, holte er den Hauch von nichts raus, grinste mich an und meinte: "Sexy."
Ich wurde knall rot vor Verlegenheit, eilte auf ihn zu und wollte ihm das Stückchen Stoff aus der Hand reißen, aber Marco ließ das nicht zu. Er hielt das Stück Stoff außerhalb meiner Reichweite und wir rangelten etwas auf dem Bett miteinander. Letztendlich lag ich unter Marco, der auf meinem Bauch saß und das Stückchen Stoff immer noch in den Händen hielt. Provokant hielt er es mir vor Augen.
"Ist das etwa eine Einladung Sunny?", fragte er mich und mir sich sämtliches Blut aus dem Gesicht.
"Nein ist es nicht!", rief ich hektische aus.
"Schade, nach Fabis Aussage war ich schon ganz neugierig, was du wohl interessantes gekauft hättest, aber ich muss sagen, als ich das hier sah...", meinte Marco und lies den Rest des Satzes offen.
"Fabi und die Verkäuferin haben mich genötigt es zu kaufen", murmelte ich beschämt und traute mich nicht, Marco in die Augen zu sehen.
"Hm, verstehe", meinte Marco. "Schade, es sieht bestimmt unglaublich heiß an dir au und keiner könnte dir widerstehen", fügte er noch an und so langsam beunruhigte mich die Situation noch mehr. Marco wollte doch nicht etwa mit mir schlafen? Jetzt? So langsam kam Panik in mir hoch. Ich musste aus dieser Situation raus und zwar sofort. Mit all meiner Kraft versuchte ich Marco von mir herunter zu bekommen und der merkte natürlich auch, dass sich die Stimmung verändert hatte. Statt jedoch von mir herunter zu gehen, drückte er mich mit all seiner Kraft in die Matratze und lies mich noch stärker kämpfen. Aber ich hatte gegen ein Alpha keine Chance. Irgendwann versiegten meine Kräfte und ich lag geschlagen unter Marco. Wenn er mich nehmen wollte, dann könnte er es jetzt tun. Ich hatte keine Kraft mehr widerstand zu leisten. Tränen der Verzweiflung und des Frustes liefen mir über die Wangen. Aber Marco überraschte mich. In dem Moment, wo ich aufgegeben hatte, war er von mir heruntergeklettert, hatte sich neben mich auf das Bett gelegt und mich in seine Arme gezogen.
"Pscht Mario, beruhig dich. Es ist alles gut. Ich würde doch nie etwas gegen deinen Willen tun. Ich kann warten, bis du bereit bist. Das eben war dumm von mir, es tut mir leid", entschuldigte sich das Alpha und versuchte mich zu trösten und zu beruhigen.
"Du willst also nicht mit mir schlafen?", fragte ich leise.
"Oh Gott Mario, am liebsten würde ich dich hier und jetzt nehmen, dich verwöhnen und dir zeigen, wie wichtig du mir bist, aber ich weiß, dass du noch nicht bereit dafür bist. Ich kann mich damit begnügen einfach neben dir zu liegen und dich im Arm halten zu dürfen", erklärte mir Marco.
"Aber das wirst du auch nicht ewig sein. Irgendwann wird es für dich nicht mehr genug sein und was dann?", fragte ich verzweifelt.
"Es wird so lange genug sein, bis du breit bist. Auch wenn ich hoffe, dass du das vor unserer Bindung in der Winterpause sein wirst. Ich möchte ungern etwas gegen deinen Willen tun, aber für eine Bindung müssen wir miteinander schlafen", meinte Marco und ich fühlte mich wieder niedergedrückt von der Last der nahenden Bindung. Bis weihnachten musste ich besser bereit sein.
"Ich werde alles versuchen um bereit zu sein. So bald wir möglich", versicherte ich Marco.
"Nein Sunny, sich zu zwingen ist auch nicht der richtige Weg. Dann wirst du nie bereit sein. Als Dir Zeit, nimm dir die Zeit die du braucht und wenn du bereit bist, werde ich dich mit offenen Armen empfangen. Und so lange, können wir alles so weiter machen wie bisher", meinte Marco und küsste mich sanft.
"Ich bin vollkommen zufrieden mein perfektes Omega, meinen perfekten Freund in den Armen halten zu dürfen", versicherte er mir nochmals und ich glaubte ihm. Dennoch würde ich versuchen bereit zu sein. Bereit um auch Marco etwas mehr noch zurückgeben zu können.

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