Kapitel 33

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Gebannt saßen wir also alle im Flur auf dem Boden und warteten darauf, dass der Trainer mit dem Typen vom Omegazentrum fertig war und dieser gehen würde, sobald wir Handy und Autoschlüssel zurück hätten.

Gehen würde und keinen Omega in unserem Team gefunden hätten. Mich nicht gefunden hätten.

Diese Anspannung machte mich fast verrückt. Sie durften mich einfach nicht enttarnen. Marco schien meine Unruhe schließlich zu bemerken.

"Entspann dich Sunny. Sie werden nichts finden. Mach dir keinen Kopf", versuchte er mich zu beruhigen, ohne dass er wusste, warum ich wirklich so Panik hatte.

Genau deswegen schätze ich ihn auch so als besten Freund und in dieser Situation wurde mir mal wieder bewusste, wie viel ich an ihm hatte und wie unwürdig ich eigentlich war, da ich ihn über meine Eigenschaften als Omega anlog.

Ich wollte ihm gerade antworten, als sich die Tür vom Trainerbüro öffnete und lediglich unser Trainer in den Gang trat.

"Mario, kommst du bitte mit?", forderte er mich auf.

Er sah nicht besonders glücklich aus und noch bevor ich den Raum betrat, war mir klar, dass meine schlimmsten Befürchtungen eingetroffen waren.

Ich hatte umsonst gehofft, denn ich war aufgeflogen. Die Blicke meiner Teamkollegen folgten mir auf Schritt und tritt und brannten sich förmlich in meinen Rücken, bis sich die Tür hinter mir schloss.

Hinter dem Schreibtisch saß der unsympathische Anzugträger, der mich mit einem falschen Lächeln anblickte.

"Ich stelle mich nochmals neu vor. Ich bin Herr Maier vom Omegazentrum Dortmund und ihr Betreuer", stellte er sich vor.

"Mein was?", fragte ich verblüfft nach.

Verdammt ich wollte nicht, dass dieser Typ für mich zuständig war. Ich mochte ihn nicht.

"Ihr Betreuer. Als ungebundener Omega fallen sie unter die Obhut des Zentrums und damit in meine. Ich werde mich um sie kümmern und nach einem passenden Alpha für sie suchen", erklärte er mir die Sache als würde er zu einem Kind sprechen, dass schwer von Begriff ist.

"Ich brauche keinen Betreuer!", echauffierte ich mich und wollte empört von meinem Stuhl aufspringen, als sich eine massige Hand auf meine Schulter legte und mich am aufstehen hinderte.

"Das ist Jens. Einer ihrer Pfleger. Ben ist der andere. Sie werden im Zentrum für ihre Sicherheit sorgen und dafür, dass sie die Regeln einhalten. Außerdem werden sie mir helfen auf ihre Gesundheit zu achten", erklärte mir mein sogenannter Betreuer.

Ich musste schlucken. Also wurde ich nicht nur in eine von diesen Anstalten eingesperrt, sondern bekam auch noch Wachhunde. Mein Leben war sowas von kaputt.

"Ich brauche keine Wachhunde", schnappte ich beleidigt.

"Das sehe ich allerdings anders. Schauen sie mal. Sie sind ein nicht gemeldeter Omega, haben sich jahrelang vor dem System versteckt und sich durch Einnahme von Suppressiva und dem ausführen von Leistungssport einer immensen Gefahr ausgesetzt. Ich denke sie können verstehen, dass wir in ihrem Fall lieber auf Nummer sicher gehen wollen", zählte er mir alles auf und ich biss mir auf die Lippe, um ein blödes Kommentar zu verhindern.

Würden wir Omegas besser behandelt werden, so müssten Menschen wie ich nicht zu solchen Maßnahmen greifen, um ihre Träume leben zu können. Aber das verdammte System ließ uns doch gar keine andere Wahl!

"Mir geht es bestens. Ich brauche sie nicht. Ich komme klar und außerdem bin ich kein Omega", fauchte ich und stritt meine Natur ab.

"Ihr Blutprobe sagt da etwas anderes", klärte mich Herr Maier ganz ruhig auf.

"Das müssen sie verwechseln. Ich bin ein Beta. Das haben die Proben der letzten Jahre auch immer ergeben", stritt ich ab.

"Ich weiß zwar noch nicht, wie sie es angestellt haben. Aber eins ist sicher. Sie sind ein Omega und jede weitere Blutprobe würde genau das gleiche ergeben. Und hinter ihr Geheimnis, wie sie die Proben gefälscht haben, kommen wir auch noch", beharrte er und klang schon nicht mehr so ruhig und gelassen wie zuvor. Eher genervt.

"Das ist doch lächerlich! Ich will jetzt gehen!", regte ich mich auf. Ich musste hier weg, musste die Wahrheit abstreiten.

"Nun, lächerlich ist es durchaus nicht. Wir werden uns ab jetzt um sie kümmern. Ihnen wird es im Zentrum gut gehen. Sie bekommen Essen, haben Gesellschaft von anderen Omegas und werden einen Partner vermittelt bekommen. Wir passen während ihren Heats auf sie auf. Sie sind bei uns in Sicherheit und nicht mehr so vielen Gefahren ausgesetzt wie hier", hielt er mir seine Rede, wie toll sie doch waren.

Dabei hielt ich davon gar nichts. Ich müsste den Fußball aufgegeben. Diese Zentren waren doch nichts mehr als ein Gefängnis speziell für Omegas. Sie würden uns abschotten und uns manipulieren zu braven Schoßhündchen für irgendwelche Alphas zu werden! Aber nicht mit mir! Ich hatte darauf keinen Bock! Ich würde mich keinem dämlichen Alpha unterordnen!

"Ich sehe ihren Kampf. Es ist nicht leicht Mario, ich weiß. Aber lassen sie es zu. Es wird ihnen besser gehen, wenn sie sich nicht immer verstecken müssen", redete er weiter auf mich ein.

"Ich will das nicht. Lassen sie mich doch einfach in Ruhe!", verlangte ich verzweifelt.

"Das können wir nicht. So leid es mir tut. Es ist zu ihrer Sicherheit. Sie werden uns sofort ins Zentrum begleiten", stellte er fest, aber ich schüttelte panisch den Kopf.

"Nein. Nein, werde ich nicht", weigerte ich mich.

"Mario, machen sie es uns beiden nicht so schwer. Ich würde sie ungern mit Gewalt hier rausbringen lassen. Soll das denn wirklich der letzte Eindruck sein, den ihre Teamkollegen von ihnen haben?", fragte er mich und ich schluckte.

Nein, so wollte ich mich von ihnen wirklich nicht verabschieden. Es war schon demütigend genug, dass ich ein Omega war.

"Kann ich mich wenigstens verabschieden?", fragte ich leise.

"Nein."

"Kommen sie. Der Junge wird seine Freunde vermutlich nicht mehr sehnen. Lassen sie-", mischte sich zum ersten mal der Trainer ein.

"Halten sie sich da raus. Sie können froh sein, wenn sie keinen Prozess an den Hals bekommen, weil sie einem Omega geholfen haben, sich dem System zu entziehen", unterbrach Maier ihn hart und tatsächlich sagte er nichts mehr zu meiner Unterstützung. Toller Trainer.

"Wir sollten gehen", beschloss Maier und stand abrupt auf, "ich bin dieses Theater satt. Stehen sie auf Mario, sie begleiten uns jetzt."

Da ich wusste, dass ich keine andere Wahl hatte, stand ich tatsächlich auf.

Die Wärter packten mich links und rechts an den Oberarmen und folgten Herrn Maier dann mit mir in der Mitte zum Büro hinaus, den Gang entlang, vorbei an meinen alten Teamkollegen, die mich ungläubig anstarrten und in Richtung meines neuen Lebens in einem von diesen Omegazentren.

Mein Leben als Fußballer war zu Ende und mir war zum heulen zu Mute. Jetzt konnte mich nichts mehr retten.

Sleepless DreamerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt