Kapitel 20

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Etwas verstört blickte ich auf mein Handy. Was war das denn bitte eben gewesen?

"Mario? Alles okay?", fragte mich Marco und war neben mich getreten.

"Ja... Nein... Ich weiß nicht. Das war komisch", murmelte ich.

"Wer war es denn?", fragte Marco nach.

"Joshua und er klang so komisch und wollte Hilfe und dann war plötzlich nach einem Scheppern die Leitung tot", murmelte ich.

"Das klingt wirklich komisch", stimmte Marco zu und legte mir vorsichtig einen Arm um die Schultern.

"Und wenn du mal versuchst ihn nochmal anzurufen?", schlug er vor.

"Ja, mach ich", meinte ich und ließ mein Handy wählen. Gerade war es mir auch egal, dass Marco neben mir stand und so etwas von dem Gespräch mitbekommen konnte.

Als das "der gewünschte Teilnehmer ist zur Zeit nicht erreichbar. Bitte versuchen sie es später nochmal" erklang, legte ich frustriert auf.

"Probier es doch mal bei Manu oder Mats. Die könnten vielleicht wissen was los ist und an ihr Handy gehen", schlug Marco vor.

Ich hatte weder den Kopf für eine Antwort noch hatte ich Lust eine zu geben. Meine Gedanken überschlugen sich, was bei Joshua wohl los war. In was für Schwierigkeiten war er? Nach einem Spaß hörte es sich nicht an. Außerdem konnte ich keinen von den beiden anrufen. Es wusste doch niemand außer mir bescheid und ich war mir zu fast 100% sicher, dass dieser Anruf etwas mit unserem Geheimnis zu tun hatte. Außerdem war da Marco direkt neben mir, der auch nichts davon mitbekommen durfte und der Rest vom Team konnte auch jederzeit kommen.

"Nein. Vielleicht später, vielleicht ruft Joshua auch nochmal an", meinte ich und schüttelte seinen Arm ab.

Ich musste aus seiner Nähe um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Sofort vermisste ich zwar seine Stärke und seinen Halt, aber das war egal. Ich war es gewohnt schwierige Zeiten alleine durchstehen zu müssen.

"Mario, wenn du möchtest kann ich dein Handy mitnehmen. Ich kann während dem Training besser rangehen als du", schlug Marco vor, kam aber zum Glück nicht näher.

"Das ist nett... aber lieber nicht", lehnte ich ab.

Das war leider keine Option. Joshua würde in Panik geraten wenn Marco und nicht ich rangehen würde. Oder er könnte aus Versehen unser Geheimnis verraten.

"Ich werd einfach bis nach dem Training warten", fügte ich noch hinzu und fuhr mir fahrig übers Gesicht. In meinem Kopf liefen zahlreiche Horrorszenarien ab.

"Mario-", setzte Marco an, sprach dann aber doch nicht weiter, was mich dazu veranlasste, skeptisch die Augenbrauen zu heben.

Marco begann sich vor mir zu winden und so langsam wurde es mir zu blöd. Er sollte mit der Sprache rausrücken oder es lassen. Ich hatte genug im Kopf mit meinen Sorgen um Jo, da konnte ich mir jetzt nicht noch den Kopf über Marco zerbrechen. Vor allem da ich den ja auch noch möglichst weit von der Sache und unserem Geheimnis verhalten musste.

"Mario, hör mal, wenn ich dich gestern mit Flo irgendwie verärgert habe, sodass du mir nicht mehr vertraust-", fing Marco an und am liebsten würde ich ihm jetzt eine reinhauen. Ich hatte genug Probleme mit der Situation, da musste er sich jetzt nicht noch alphamäßig ich den Mittelpunkt drücken.

"Nein Marco, hast du nicht", seufzte ich genervt, "ich werde einfach bis nach dem Training warten und du brauchst dich nicht weiter drum zu kümmern."

"Aber dir geht es nicht gut damit zu warten und nicht bescheid zu wissen", widersprach Marco und verdammt, warum musste er mich auch so gut lesen können?

Natürlich ging es mir nicht gut damit, aber daran würde ich auch nichts ändern können. Marcos Beteiligung erhöhte mein Stresslevel eher noch.

"Du irrst dich Marco. Das war jetzt einfach nur unerwartet. Ich kann damit ganz gut umgehen", blockte ich, "wenn du mir wirklich helfen willst, dann lässt du mich eher noch mit der ganzen Sache in Ruhe."

Vielleicht etwas unfreundlich, aber ein Versuch war es wert.

"Weißt du was Mario, es ist mir jetzt egal was du sagst. Wenn du es nicht tust, dann rufe ich jetzt eben bei Mats an", kam es von Marco und entsetzt starrte ich ihn an, während er wirklich sein Handy zückte.

Das durfte er nicht tun! Andere auch noch auf Joshua ansetzen, wenn sie es hoffentlich nicht schon längst mitbekommen hatten. Ich musste Marco aufhalten und stürzte nach vorne auf ihn zu. Ein kleines Gerangel um das Handy entstand. Leider war Marco nicht nur größer, sondern auch stärker als ich und so fand ich mich ziemlich schnell mit dem Gesicht zur Wand an jene gepresst und von Marcos Körper dort fixiert.

"Lässt du mich jetzt endlich telefonieren?", wurde ich entnervt gefragt, weigerte mich allerdings zu antworten.

Ich wollte nicht, dass er telefonierte, aber den Kampf hatte ich verloren. Ich konnte nur hoffen, dass er jetzt keine Welle auslösen würde.

"Hey Mats du-"

"Ja klar, versteh ich"

"Ja, wir müssen unbedingt mal wieder reden"

Von Mats verstand ich leider kein Wort und aus Marcos Fetzen wurde ich einfach nicht schlau. Zwischen Marco und mir herrschte erstmal schweigen, bis er sich von mir entfernte und ich mich zu ihm umdrehen konnte. Sein Gesicht zierte das perfekte Pokerface.

"Was hat er gesagt?", fragte ich leise.

"In München ist die Hölle los. Joshua hat wohl ein kleines Geheimnis, was gerade aufgeflogen ist. Du weißt nicht durch Zufall, was das für ein Geheimnis ist oder?", fragte mich Marco lauernd und ich erbleichte.

Es konnte nur ein Geheimnis gemeint sein. Schock, Angst und Panik kroch in mir hoch. Wenn sie Joshua entdeckt hatten, wäre es nur eine Frage der Zeit.

"Nein, keine Ahnung", stammelte ich.

Vielleicht war das alles ja auch nur ein Trick, damit ich ihm verriet was das Geheimnis ist und Mats hatte gar nicht so viel verraten. Vielleicht hatte ich mich ja auch geirrt und es war gar nicht das Geheimnis, auch wenn alles andere unwahrscheinlich erschien.

"Ganz sicher?", fragte Marco nach und ich nickte, da ich meiner Stimme nicht ganz traute.

"Ich hasse Lügen Mario und du kannst es nicht sonderlich gut", schleuderte er mir an den Kopf.

Ich wusste nicht, wie ich darauf jetzt reagieren sollte. Zum Glück musste ich das aber auch nicht, denn in dem Moment öffnete sich die Tür und Roman, Schmelle, Marius und Mo kamen plaudernd in die Kabine.

Schnell ging ich zurück an meinen Platz, bevor sie irgendwas von dem Geschehen zwischen Marco und mir mitbekommen konnten. Zum Glück musste Marco wenigstens noch alleine trainieren.

Sleepless DreamerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt