Das Münchner Zentrum sah von außen genau so aus, wie das in Dortmund. Vermutlich sahen alle Zentren gleich aus.
In meinem Fall war das jedoch gerade gar nicht so schlimm. So wusste ich wenigstens vom Aussehen her, was mich erwarten würde und in was für einem Komplex ich Joshua wiedersehen würde. Ich war also nicht komplett unvorbereitet.
Trotzdem fühlt ich mich alles andere als wohl, als ich an Marcos Seite das Zentrum betrat und auf die Frau hinter der Rezeption zuging.
"Hallo, entschuldigen Sie, aber wir würden gerne Joshua Kimmich besuchen", sprach ich sie an und sie hob uninteressiert den Blick von ihrem Computer.
"Der Omega nach dem Sie fragen, kann heute keinen weiteren Besuch mehr empfangen. Kommen Sie morgen wieder", antwortet die Frau.
Ich konnte es nicht glauben. Das war doch jetzt nicht ihr Ernst, oder?!
"Ich möchte jetzt sofort zu ihm", wiederholte ich ungeduldig.
"Sie können heute nicht zu ihm. Es ist noch Besuch da und mehr als eine Person, darf ich am Tag nicht zu ihm lassen", wiederholte die Frau ihre Ablehnung.
"Jetzt hören Sie mir mal zu. Ich bin nicht den ganzen Weg aus Dortmund heute hierher gekommen, damit sie mir sagen, dass ich nicht zu ihm darf! Laut Herrn Maier hab ich die Besuchsrechte wann immer ich will! Und ich will genau jetzt zu ihm! Also machen sie ihren Job und-”, regte ich mich auf, wurde aber von Marcos Hand in meinem Nacken unterbrochen.
Er übte leichten Druck auf mich aus und murmelte dann ganz leise in mein Ohr:
"Sei still und lass mich das machen. Wir stehen hier unter vollster Beobachtung. Du solltest dich mehr wie ein unterwürfiges Omega benehmen, sonst fliegt das hier alles auf. Senk jetzt gleich den Kopf, murmel ein ‚ja Alpha' und lass mich die Sache hier lösen. Sonst war alles umsonst und weil ich ein unfähiger Alpha bin, behalten sie dich gleich noch hier."
Betroffen schluckte ich.
Marco hatte recht. Ich durfte mich vor diesen Menschen wohl wirklich nicht so benehmen.
Wie Marco also gesagt hatte, senkte ich den Kopf und murmelte ein „Ja Alpha".
"Gut”, kam es hörbar von ihm und er entfernte sich etwas von mir.
Die Hand blieb allerdings symbolisch aber ohne Druck in meinem Nacken liegen.
"Entschuldigen Sie bitte. Mario wird gerne etwas aufbrausend, wenn es um die Menschen geht, die ihm wichtig sind. Und Joshua gehört nunmal zu diesen Menschen. Deswegen wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn sie uns zu ihm lassen könnten, damit mein Omega sich wieder beruhigen und entspannen kann", redete Marco höflich mit der Angestellten.
"Hören Sie, ich kann das ja verstehen. Wirklich. Aber Herr Kimmich darf immer nur einen Besucher am Tag empfangen und jetzt ist bereits noch jemand bei ihm", entschuldigte sich die junge Frau bei Marco.
"Und da lässt sich wirklich nichts machen?", fragte Marco nach.
"Ich fürchte leider nicht. Tut mir leid", entschuldigte sie sich.
"Das ist sehr bedauerlich, aber wir werden wohl damit leben müssen. Dann klappt es wohl dieses Mal nicht mit dem Besuch und wir werden irgendwann anders nochmal nach München fahren müssen", seufzte Marco und mit aufgerissenen Augen schaute ich jetzt doch zu ihm.
Ich wollte Joshua besuchen und zwar genau jetzt! Marco durfte nicht einfach so klein beigeben.
"Sie müssen wirklich zurück nach Dortmund?", fragte die Frau.
"Ja, man hat als Profisportler viele Verpflichtungen. Aber wir werden schon mal wieder einen anderen Tag finden, an dem wir wieder herreisen können", seufzte Marco.
"Herr Kimmich ist sehr freundlich zu allen. Es tut mir leid, wie das alles für ihn abgelaufen ist", kam es von der Frau.
"Ja, es ist wahrlich nicht einfach mit dieser Situation umzugehen. Für die Omegas ist es sogar noch schwerer, als für einen Alpha", stimmte Marco zu und die Frau seufzte.
"Also schön. Warten sie einen Moment. Ich schaue, was ich für sie tun kann", meinte sie und stand auf.
Mit einem "Bin gleich wieder da", verschwand sie in einen der umliegenden Gänge und Marco atmete erleichtert durch.
"Ich hätte nicht gedacht, dass das klappt", seufzte er und nahm endlich die Hand aus meinem Nacken.
"Ich auch nicht", murmelte ich, wobei wir immer noch nicht bei Joshua im Zimmer waren.
"Du musst ein bisschen aufpassen. Hier werden wir von allen Seiten beobachtet und es würde mich nicht wundern, wenn Maier von all dem hier erfährt", flüsterte Marco und ich nickte.
Es klang logisch und ich wusste ja eigentlich selbst, dass ich aufpassen musste. Deswegen nahm ich Marco sein alphamäßiges Einschreiten von eben auch nicht übel. Vor allem nicht, wenn er es jetzt wirklich schaffen sollte, dass wir zu Joshua durften.
Hoffnung kam schließlich wieder in mir auf, als die junge Frau von der Rezeption nicht alleine zurück kam. Sie wurde von einer anderen Dame begleitet, die sich uns auch vorstellte.
"Julia Drechsler. Ich bin für Herrn Kimmich zuständig", stellte sie sich vor und reichte erst Marco und dann mir die Hand zur Begrüßung.
"Sie wollen also zu Herrn Kimmich?", fragte sie uns direkt und wir nickten.
"Eigentlich ist es ihm nicht erlaubt mehr als einen Besucher pro Tag zu sehen. Allerdings denke ich, dass wir hier eine Ausnahme machen und Herrn Götze zu ihm lassen können. Nur sie Herr Reus als nicht gebundenes, aber dennoch vergebenes Alpha muss ich leider bitten entweder hier in der Lobby oder in meinem Büro mit einer Tasse Kaffee Platz zu nehmen. So sehr kann ich die Hausordnung dann doch nicht biegen. Nicht mal für unsere Fußballer", erklärte sie.
"Selbstverständlich. Aber Mario darf jetzt zu ihm?", vergewisserte sich Marco.
"Natürlich. Ich werde ihn persönlich zu Herrn Kimmich bringen und dessen Besuch nach draußen begleiten. Ihr Omega ist keine Sekunde in Gefahr", antwortete sie Marco und der nickte zufrieden.
"Dann viel Spaß mit Joshua und ich nehme den Kaffee", beschloss Marco, hauchte mir noch einen Kuss auf den Kopf und war damit wohl zufrieden.
"Gut, Herr Götze, kommen sie bitte mit?", bat sie mich.
"Natürlich", bestätigte ich und folgte ihr.
Sie führte mich durch ein Labyrinth aus Gängen und Treppen, ehe wir vor einer Tür stehen blieben. Sie klopfte an die Tür und öffnete sie dann nach außen hin. Gemeinsam betraten wir das Zimmer.
Was ich da allerdings sah, ließ mich wie angewurzelt stehen bleiben vor Schock. Auch die zwei paar Augen mir gegenüber, wobei ich mit dem einen Paar definitiv nicht gerechnet hatte, blickten mich überrascht an. Was zur Hölle war hier denn bitte los?!

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Sleepless Dreamer
Fiksi PenggemarAuch in einer Gesellschaft in der es Alphas und Omegas gibt, Anführer und Unterwürfige hat dennoch jeder Mensch seine Träume. Manche sind erreichbarer als andere und manche Träume platzen wie eine Seifenblase. Diese Erfahrung musste auch Mario mache...