Epilog

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"Mario! Ich bin wieder zuhause!", rief Marco, als er vom Training nach Hause kam.

Unsere Bindung war jetzt knapp über ein Jahr her und noch bereute ich keinen Tag. Eigentlich hätte ich Marco heute zum Training begleitet, so wie ich es in der letzten Zeit immer getan hatte, aber ich hatte mich schon seit ein paar Tagen nicht so gut gefühlt und so war ich lieber Zuhause geblieben und zum Arzt gegangen.

"Schön, dass du da bist", antwortete ich und lächelte Marco an als er sich neben mich auf das Sofa fallen ließ.

"Hab dich heute beim Training vermisst", murmelte er und vergrub seine Nase in meinem Nacken, "außerdem kann ich dir gute Neuigkeiten erzählen."

"Und was sind das für Neuigkeiten?", fragte ich neugierig.

"Welche, auf die wir seit mehr als einem Jahr gewartet haben. Es ist noch nicht offiziell, aber gebundene Omegas dürfen ab jetzt wieder aktiv Fußball spielen. Mehr als nur beim Training. Mario, du darfst bei den Spielen wieder neben mir auf dem Feld stehen!", freute sich Marco und eigentlich wäre auch ich jetzt einfach nur glücklich und froh.

Diese Erlaubnis war etwas, auf die ich wirklich seit Ewigkeiten gewartet hatte, aber heute war es anders. Heute freute ich mich zwar, aber meine Freude war eher verhalten. Auch Marco merkte, dass seine Neuigkeit nicht so viel Euphorie ausgelöst hatte wie erhofft.

"Alles okay? Warum freust du dich nicht?", fragte er mich etwas verwirrt.

"Ich freue mich", widersprach ich und Marco schaute mich skeptisch an.

"Nein, wirklich. Ich freu mich wirklich. Das ist schon mal ein sehr guter Anfang für Omegas und vielleicht sind sie ja bald dann auch für mehr bereit", beteuerte ich.

"Gut und jetzt die Wahrheit. Warum freust du dich nicht richtig und rennst euphorisch durch die Gegend?", bohrte Marco weiter nach.

"Vielleicht weil es in naher Zukunft nicht passieren wird, dass ich mit dir auf dem Feld stehen werde", druckste ich herum.

"Und warum sollte das so sein?", fragte Marco nach.

"Ich für meinen Teil sehe hier deutlich unseren Bindungsbiss, was dich befähigt zu spielen", fügte er noch an und rieb demonstrativ mit seiner Nase darüber.

Ich schob seinen Kopf weg. Für das was ich ihm sagen wollte, brauchte ich meine und seine vollständige Konzentration und keine Ablenkung.

"Ich könnte niemals vergessen, dass ich an dich gebunden bin, aber das ändert nichts daran, dass ich erstmal nicht spielen kann und werde. Auch zu den Trainings wirst du erstmal alleine müssen", druckste ich herum.

"Das ist doch Schwachsinn! Warum sollte das so sein?", fragte Marco genervt.

"Marco, ich war heute beim Arzt-", setzte ich an, konnte aber nicht fertig sprechen.

"Ist alles okay? Fehlt dir irgendwas? Bist du ernsthaft krank oder verletzt? Kann ich dir etwas gutes tun?", fragte Marco gleich besorgt und tastete mich mit den Augen sofort nach offensichtlichen Verletzungen ab.

"Es ist nicht so wie du denkst", versuchte ich ihn zu beruhigen.

"Ach nein? Mario sprich dich endlich aus, ich mach mir Sorgen!", beschwerte sich Marco.

"Bitte mach dir keine Sorgen, es ist wirklich nichts schlimmes. Im Gegenteil. Ich glaub du wirst dich freuen", versuchte ich ihn zu beruhigen.

"Wie soll ich mich denn freuen, wenn du mir Angst machst und mir nicht erklären willst, warum du nicht mit mir spielen kannst", beschwerte sich Marco weiter.

"Weil es gute Neuigkeiten sind. Die sind besser als dass ich erstmal nicht mit dir spielen kann", versicherte ich ihm.

"Spuck's endlich aus", jammerte Marco.

"Ich, wir... meine letzte Hitze liegt ja schon ein bisschen zurück und vielleicht waren wir nicht vorsichtig genug", fing ich an zu stammeln und beobachtete, wie bei Marco die Augen ungläubig etwas größer wurden.

"Auf jeden Fall hat der Arzt gemeint, dass ich mich in Zukunft vom Leistungssport fernhalten sollte, damit ich uns beide nicht gefährde", fuhr ich fort.

"Uns beide? Wie willst du mich gefährden?", fragte Marco und ich schüttelte den Kopf.

"Nicht wir beide", erklärte ich ihm, nahm seine Hand und legte sie auf meinen Bauch, "wir beide."

Für einen Moment geschah gar nichts und Marco musste das wohl erstmal verarbeiten, ehe sein Blick zwischen meinem Gesicht und seiner Hand auf meinem Bauch hin und her pendelte.

"Ist das wahr? Bedeutet das wirklich, das was ich denke?", fragte Marco nach und traute sich gar nicht, seine Vermutung auszusprechen.

"Ja, es ist wahr. Wir... wir werden bald zu dritt sein", wiederholte ich stammelnd.

Für einen Moment schaute er mich noch ungläubig an, ehe sich ein breites Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete.

"Wir werden Eltern", freute er sich und küsste mich stürmisch.

"Das werden wir", brachte ich bestätigend zwischen den Küssen hervor.

"Ich bin so glücklich", freut sich Marco und nahm seine Hand gar nicht mehr von meinem Bauch.

"Besser als wenn ich mit dir spielen würde?", fragte ich vorsichtshalber nach.

"Sehr viel besser. Auch wenn ich nichts dagegen hätte, wenn du nach der Geburt weiter spielst. Kinder sind nicht das Ende der Karriere weißt du", meinte Marco und lächelte süß.

Ich musste lachen.

"Nein, sind sie nicht, aber sie sind ein wundervoller Anfang für ein wundervolles gemeinsames Leben", meinte ich und küsste Marco.

Wir hatten so viel erlebt, so viel durchgemacht. Wenn ich nur mal an unsere Anfänge zurück dachte. Es hätte wohl kaum einer gedacht, dass wir das mal hinbekommen würden. Wir hatten in der Zeit so viele Streit gehabt, ich hatte mich selbst so quergestellt und doch verdankte ich Marco mein Leben. Wir hatten uns zusammengerauft, Hitzen, Presse und das Zentrum durchgestanden und jetzt war es so weit. Ich konnte Marco und mir sogar den Wunsch von einem eigenen, gemeinsamen Kind erfüllen. Seit unserer Bindung waren wir eine Familie und jetzt würde sie vervollständigt werden.

Meine Eltern und auch Marcos Eltern würden stolze Großeltern werden und auch wenn es mit meinem Vater immer noch Tages from abhängig war, würde er bestimmt ein wunderbarer Großvater werden.

Auf jeden Fall liebte ich das Kind jetzt schon, genauso sehr wie ich Marco liebte.

So, es ist also vollbracht. Damit ist Sleepless Dreamer offiziell beendet.
Ich hoffe ihr hattet mit der Geschichte genauso viel Spaß wie ich.
Ein großes Dankeschön geht an alle, die Kommentare und Sternchen hinterlassen haben, aber auch an alle, die einfach nur Woche für Woche dabei waren und gelesen haben. Es hat mir wirklich viel bedeutet, denn diese Geschichte war für mich ganz persönlich ein besonderes Projekt, in das viel Herzblut geflossen ist.

Viel mehr bleibt mir eigentlich nicht mehr zu schreiben. Vielleicht ließt man sich ja bei einer anderen Geschichte mal wieder.

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