Kapitel 7

1.9K 89 7
                                    

Zielsicher lenkte ich meinen Wagen durch den Verkehr. Ich hatte das Radio auf laut gestellt und sang das ein oder andere Lied mit. Zumindest wenn ich alleine war, anderen Menschen tat ich meinen Gesang nur selten an. Am ehesten noch Ann Kathrin, meinen Brüdern und Marco, der auch gerne lauthals mitsang. Eine zeitlang war jener auch hinter mir hergefahren, als wolle er wirklich mit einkaufen, war dann aber doch heimwärts abgebogen.

Ein Fußballer beim einkaufen reichte aber auch und er sollte wirklich lieber seine Probleme mit Scarlett lösen. Zumindest hoffte ich, dass er sie gelöst bekam.

Marco hatte es verdient endlich glücklich zu sein und die Richtige an seiner Seite zu haben. Aber wie es halt manchmal im Leben spielte, lief nicht alles immer nach Plan.

Meinem Vater wäre es bestimmt auch lieber gewesen, wenn Fabi an meiner Stelle beim BVB spielen würde und all die Titel gewonnen hätte. Aber statt seinem ältesten Beta Sohn, musste es natürlich ausgerechnet sein Omega Sohn sein.

Es hatte die Familie viel gekostet, dass ich da stand, wo ich nun war und ich würde ihnen für die Unterstützung auch immer dankbar sein. Aber ich konnte leider nichts an meinem Omega Dasein ändern. Außer dem, was ich schon tat.

In der Familie wurde das ganze Thema zum absoluten Tabu erklärt. Vielleicht mit einer der Gründe, warum ich Familienessen nicht sonderlich mochte. Auch dort musste ich mich mehr oder weniger verstecken. Da bevorzugte ich ruhige Abende mit Ann Kathrin doch deutlich mehr. Sogar Mannschaftsabende waren mir lieber.

Mit einem Seufzen stellte ich meinen Wagen auf dem Parkplatz ab. Einkaufen, juchu. Und natürlich hatte mir Ann Kathrin wie bereits vorhergesagt noch Nachrichten mit Ergänzungen zum Einkaufszettel geschickt. Ich hoffte einfach nur, dass ich bei der langen Liste nichts vergessen würde und keine Ewigkeiten brauchen würde. Langes Einkaufen war einfach ätzend. Dennoch musste es nun mal sein.

Schnell holte ich einen Einkaufswagen und betrat den Laden. Zum Glück war fast nichts los. Ich hasste diese Stoßzeiten, wenn man sich vor lauter Menschen kaum durch die Gänge bewegen konnte. Da war es mir wirklich lieber so wie heute nur eine ältere Dame beim Gemüse anzutreffen.

Schnell suchte ich zusammen, was ich brauchte, wog es ab und ging weiter zur Käse-, Wurst- und Frischfleischtheke. Hinter dieser stand ein junger Mann, vielleicht gerade über 18. Ich vermutete, dass er nach der Schule hier arbeitete, um noch etwas Geld für seine Familie zu verdienen. Er tat mir leid,  denn er wirkte so verdammt unsicher. Unsicher und so, als würde er am liebsten flüchten.

"Hallo", begrüßte ich ihn höflich und lächelte ihn aufmunternd an.

"H-Hallo. Was... was darf es bei Ihnen sein", stammelte er.

Stück für Stück begann ich meine Bestellung zu ordern. Manchmal brauchte der Junge zwei oder drei Anläufe um die Wurst auf die Gabel und dann das Papier zu bekommen, aber letztendlich schaffte er es.

Er tat mir wirklich leid. Wäre mehr los gewesen und ich nicht so geduldig, hätte er vermutlich noch mehr Probleme gehabt. Aber so blieb ich ruhig und ließ ihm die Zeit, die er brauchte. Drängen wäre nur kontraproduktiv. Allerdings konnte ich auch nicht leugnen, dass auch ich genervter wurde und froh war, bald alles zu haben. Eigentlich brauchte ich nur noch zwei eingelegte Steaks und dann hätte ich alles. Aber genau in diesem Moment musste es passieren.

Der offensichtliche Chef des Jungen betrat den Bereich hinter der Theke, was diesen so erschreckte, dass er das Fleisch auf den Boden fallen ließ.

Um mich zu beruhigen schloss ich kurz die Augen und atmete tief durch.

Den Jungen traf ja wenig Schuld, dass sein Chef ihn erschreckt hatte. So etwas konnte mal passieren.

"Nichtsnutziger Tolpatsch", rief der Chef aufgebracht, "unnützes Ding, was kannst du eigentlich", herrschte er, der eindeutig ein Alpha war, seinen Angestellten an.

Sleepless DreamerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt