Kapitel 43

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Am Trainingsgelände angekommen war ich nun komplett unsicher. Ich fühlte mich unwohl, wusste aber nicht, wie ich es Marco sagen sollte, vor allem da sich dieser so sehr auf die Jungs freute.

Innerlich herrschte in mir ein Konflikt zwischen meinen Interessen und dem Wunsch nicht mit Marco in eine Diskussion verwickelt zu werden. Es wäre ihm gegenüber irgendwie nicht fair wenn ich ihm sein Dasein als Kapitän schwer machen würde. Immerhin hatte er mit seiner Rettungsaktion einiges an Freiheit über sein Leben aufgegeben. War ich es ihm dann nicht schuldig zumindest mein bestes zu geben um es für alle angenehm zu machen?

Damit entschied ich mich nichts zu sagen und Marco brav zu folgen. Aber dieser dachte wohl auch an mich, denn unser erster Weg führte nicht in die Kabine, sondern auf direktem Weg ins Trainerbüro.

Nach einer etwas komischen Begrüßung, da keiner wusste, wie er sich verhalten sollte, kam Marco direkt auf den Punkt.

"Ich möchte, dass Mario mittrainiert", fiel er gleich mit der Tür ins Haus und zu meiner Verblüffung nickte Favre.

"Das haben wir uns schon fast gedacht. Neue Trainingskleidung liegt für Mario bereit und ich habe heute Morgen mit den Jungs geredet. Es wird euch keiner irgendwie blöd kommen", versicherte uns der Trainer und ich war dann doch überrascht.

Waren wir so leicht zu durchschauen und so kalkulierbar?

Was mich noch weiterführend stocken ließ war, dass Favre die neue Trainingskleidung so komisch betonte. Allerdings schien das auch nur mir aufgefallen zu sein oder Marco wusste schon mehr als ich. Andererseits konnten sie mir auch einfach ein paar Teile ersetzt haben. Das war wohl auch das Wahrscheinlichste. Womöglich War ich gerade einfach nur paranoid.

"Worüber wir allerdings dringend reden müssen ist Marios neue Position. Streng genommen hätte er ja nicht mal beim Training etwas zu suchen. Deswegen will ich euch hier nur zusammen oder Marco alleine sehen", erklärte uns der Trainer die erste Bedingung und brav stimmten wir zu.

"Außerdem wird Mario bei keinem Spiel teilnehmen. Wenn er ins Stadion will, haben wir genügend Karten für die Tribüne. Marco wird bis auf weiteres im Teamhotel auch alleine nächtigen", kamen wir zu den Bedingungen zwei und drei.

Diese gefielen mir zwar nicht, aber eigentlich war ich darauf vorbereitet gewesen und wusste, dass meine Teilnahme beim Training einfach nur großzügig war. Ich gehörte jetzt nun mal einfach nicht mehr dazu und musste mich damit in Zukunft abfinden.

"Wir werden das alles schaffen. Am Anfang wird es vielleicht komisch werden, aber das wird schon. Oder Mario?", ergriff Marco das Wort.

Auf seine Frage murmelte ich ein leises "Ja".

Eigentlich teilte ich seinen Optimismus nicht, aber das würde ich ihm hier nicht unter die Nase reiben.

"Das ist gut. Wir wollen alles an unnötigen Ärger vermeiden was möglich ist", meinte Favre zufrieden.

Ich schwieg und versuchte es mir nicht zu Herzen zu nehmen, dass der Trainer einen wunden Punkt bei mir getroffen hatte.

Ich bedeutete immer Ärger für die Menschen in meinem Umfeld. Das war seit meiner ersten Hitze so gewesen und würde sich auch nicht ändern. Dafür gab es in meinem Leben einfach zu viele Probleme.

"Wir sollten uns dann vielleicht langsam umziehen", meldete ich mich vorsichtig zu Wort. Ich hatte wirklich Null Interesse diese Gespräche hier weiterzuführen.

"Mario hat recht", stimmte Marco mir zu und wir standen auf.

"Wir sehen uns gleich auf dem Platz", entgegnete Favre und damit gingen wir beide Richtung Umkleide.

Auf Reden hatten wir beide keine Lust mehr. Noch schlimmer, ich wollte ihn eigentlich gerade gar nicht sehen. Ich wollte niemanden sehen, sondern mich einfach in meinem Bett unter der Decke verstecken und mich bemitleiden. Mein Leben kam mir so verdammt verflucht vor.

"Es wird schon nicht so schlimm Mario. Vielleicht genießt du es ja auch. Ein wenig den Kopf abschalten und mal an was anderes denken", redete Marco kurz vor der Kabine auf mich ein und legte mir eine Hand auf die Schulter.

"Kann ich das denn?", fragte ich zweifelnd.

"Warum denn nicht?", schaute mich Marco verwirrt an.

"Was ist mit den Alphas im Team? Soll ich mich nicht von ihnen fernhalten? Oder die Betas. Kann ich auch alleine mit ihnen reden? Oder sollte ich mich einfach nur in deinem Schatten halten?", fragte ich ihn herausfordernd und auch ein wenig trotzig.

"Was? Sag mal spinnst du jetzt?", entgegnete Marco und nahm seine Hand weg, "ich hab keine Ahnung wie du jetzt auf diese bescheuerte Idee kommst, aber ich bin kein derartiges Monster zu dem du mich machen willst. Mir ist es egal mit wem du trainierst. Es kann alles so weitergehen wie davor."

Ich ließ seine Worte sacken und schaute ihn einfach nur an. Er schaute mich ebenfalls eindringlich an, bis er sich schnaubend abwandte.

"Wenn du erwartet hast, dass ich mich dir gegenüber wie ein Arschloch verhalte, dann hast du dich getäuscht. Den Gefallen werde ich dir nicht tun", schnauzte er mich an und ließ mich dann stehen, um alleine in die Kabine zu gehen.

Sleepless DreamerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt