Kapitel 5

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"Was?!", brachte ich entsetzt heraus.

"Ich habe dich gefragt, warum es hier nach Omega riecht", wiederholte Marco und mein Herz pochte mir bis zum Hals. In mir war nichts anderes als Panik.

"Das... Das tut es doch gar nicht", stammelte ich.

"Du als Beta kannst es natürlich nicht riechen, aber hier liegt was in der Luft. So ein unverwechselbarer Geruch nach Omega. Also was hatte hier ein Omega zu suchen und warum kann ich keine Spuren von seinem Alpha wahrnehmen?", fragte Marco weiter nach.

"Hier war kein Omega", versuchte ich mich verzweifelt rauszureden. Ich musste Marco ablenken. Er durfte sich nicht weiter mit dem Thema befassen.

"Wollen wir vielleicht eine andere Serie anschauen?", versuchte ich es direkt, aber Marco ignorierte mich.

"Mario, hier war ein Omega und das länger als nur fünf Minuten", beharrte er und war inzwischen aufgestanden, wohl um den Geruch weiter zu verfolgen.

"Ann wird eine ihrer Freundinnen da gehabt haben. Ich glaube eine davon ist ein Omega und das ist ja auch nicht verboten. Vielleicht haben sie gekocht oder was weiß ich nicht was getan, während ich im Training war. Aber Ann's Freunde sind hier genauso willkommen wie meine Freunde", plapperte ich verzweifelt und stand ebenfalls auf.

"Lass uns doch bitte lieber weiter Suits schauen oder irgendetwas anderes, aber lass uns bitte das Thema sein lassen. Ich hole gleich auch noch einen Lufterfrischer, damit du dich wohler fühlst", hielt ich Marco vom Verlassen des Zimmers ab und stellte mich ihm in den Weg. Würde er dem Duft folgen, würde er in mein Zimmer gelangen. Eine Katastrophe.

Für einen Moment starrte er mich an und ich musste mal wieder feststellen, dass ich leider kleiner war als er. Manchmal echt ein Nachteil. Man fühlte sich automatisch unterlegen, normal für einen Omega, aber für mich absolut unpraktisch.

Marco starrte mich immer weiter nieder, aber ich hielt dem Blick stand. Zwang mich, den Blick nicht zu senken und mich zu unterwerfen. Zu meinem Glück brach er unseren Anstarrwettbewerb mit einem Nicken ab und setzte sich wieder hin. Die ersten Schübe von Erleichterung durchführen mich. Hatte ich es wirklich geschafft, meinen Kopf erneut aus der Schlinge zu ziehen? Scheinbar schon und um mein Glück nicht überzustrapazieren eilte ich schnell aus dem Wohnzimmer.

In meinem Bad sprühte ich deoartige Duftblocker auf meinen Körper und schnappte mir den Lufterfrischer. Großzügig versprühte ich ihn in meinem Zimmer, dem Flur, der Küche und auch im Wohnzimmer bei Marco.

"Das ist besser", seufzte er erleichtert, "tut mir leid Mario, ich war nicht darauf vorbereitet einen Omega zu riechen. Vielleicht bin ich auch noch etwas gereizt vom heutigen Tag, es war alles etwas viel", fügte er noch entschuldigend an.

"Ist schon in Ordnung", winkte ich ab und versuchte das Zittern meiner Hände zu verbergen, indem ich mich auf diese setzte.

Mein Körper musste sich erst noch wieder von dem Schock beinahe aufzufliegen erholen.

"Ich bin so dankbar, dass du mein bester Freund bist. Nicht auszumalen wenn du mir deswegen eine Lüge auftischen würdest. Aber ich weiß ja, dass ich dir vertrauen kann", entgegnete Marco und legte den Kopf nach hinten auf die Sofalehne ab.

Innerlich kam ich nach dieser Aussage von Marco schon wieder ins Schwitzen. Ehrlichkeit war so ziemlich das Letzte, was es in meinem Leben gab. Ich hatte diese Worte von Marco nicht verdient und mein Gewissen ließ mich das ganz deutlich spüren. Klartext machen ging jedoch nicht, also musste ich es zum Schweigen bringen und meine Fassade aufrecht halten.

"Geht mir auch so", murmelte ich und lächelte schwach.

"Ich brauche einen Rat von dir und ich weiß, dass du es für dich behalten wirst", fing Marco an und schaute mich absichernd an.

"Aber natürlich, wo... wobei kann ich dir denn helfen?", meinte ich unsicher, da ich nicht einmal ansatzweise eine Ahnung hatte, worum es gehen würde.

"Scarlett ist schwanger", kaute er einfach so hinaus.

"Das... wow... gratuliere", stammelte ich wirklich überrascht.

Marco hatte keinerlei Hinweise gegeben, dass sie versuchten schwanger zu werden. Er hatte seine Beta Freundin ja auch noch nicht mal geheiratet.

"Ja. Nein, ach ich weiß auch nicht so wirklich. Es ist kompliziert", seufzte Marco und kratzte sich im Nacken.

"Was ist los? Was ist so kompliziert? Wollt ihr das Kind nicht?", fragte ich verwirrt.

"Das ist es nicht. Ich wollte schon immer Kinder, aber ich weiß nicht, ob das Kind von mir ist", erklärte Marco und ich schaute ihn geschockt an.

Die beiden waren doch so glücklich, warum sollte Scarlett ihn dann betrügen? Was anderes konnten seine Worte schließlich nicht bedeuten.

"Sie hat dich betrogen?", fragte ich vorsichtshalber nach.

"Es war einmal und eine Ausnahme, nur haben wir danach dann bald festgestellt, dass sie schwanger ist und auch ihr Ausrutscher der Vater sein kann", murmelte Marco.

"Und du nimmst das einfach so hin?", fragte ich weiter und konnte die ganze Sache noch nicht so recht glauben.

"Natürlich! Ich meine es könnte genauso gut mein Kind sein und das will ich nicht wegen einem dummen Fehler riskieren", empörte sich Marco.

"Und wenn es nicht dein Kind ist?", fragte ich vorsichtig. Ich befand mich seinen Blick zufolge gerade eh schon auf ganz dünnem Eis.

"Dann können wir immer noch entscheiden. Der andere potentielle Vater weiß bescheid, aber wir werden das Kind zunächst als das meine ausgeben", erklärte Marco, "aber ich gehe mal davon aus, dass sich alles regeln wird und es mein Kind ist."

"Ich würde es mir für dich wünschen. Du hast ein Kind verdient und du hast recht, wartet den Vaterschaftstest ab und dann könnt ihr immer noch handeln", lächelte ich ihn Schüchtern an.

"Danke Mario", erwiderte er.

"Aber pass bitte auf dein Herz auf Marco. Verliere es bitte nicht", fügte ich an und hatte wirklich Angst davor was passieren würde, wenn es nicht Marcos Kind war. Denn ich konnte jetzt schon an seiner Redensart feststellen, dass mein bester Freund das Kind jetzt schon wie sein eigenes liebte.

"Genug geredet. Lass und lieber weiter schauen", lenkte Marco vom Thema ab und wir widmeten uns schließlich wieder Suits.

So ernst der Abend zwischendurch auch war, so entspannt endete er und als Marco gegangen war, fiel ich müde ins Bett. Heute war es echt eng gewesen, aber meine Tarnung hielt letztendlich doch noch und ich war optimistisch, dass das auch so bleiben würde.

Sleepless DreamerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt