Kapitel 44

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Perplex stand ich immer noch vor der Tür, als Schmelle zu mir kam.

"Hey Mario! Schön dich heute schon wiederzusehen", begrüßte er mich.

"Hey Schnelle", murmelte ich wenig enthusiastisch.

Viel zu sehr hing ich dem abrupten Gesprächsende mit Marco hinterher. Ich wusste ja, dass ich ihm Unrecht getan hatte, aber ich hatte ihn doch nicht als Monster darstellen wollen. Im Gegenteil, ich hatte seine Erwartungen herausfinden wollen, damit ich diese erfüllen konnte und ihm genauso wie mir die Situation leichter machen konnte.

Leider hatte ich mich wohl nur zu sehr von meiner Bitterkeit über die Situation leiten lassen, weshalb ich Marco wohl wirklich wie ein Monster hatte darstehen lassen.

Andererseits waren die meisten Alphas auch genau das. Monster, die ihre Omegas unterdrückten und einsperrten. So hatte ich die Lage kennen gelernt und davon waren nun mal meine Erwartungen geprägt.

"Na du wirkst ja nicht sonderlich begeistert hier zu sein", stellte Schmelle stirnrunzelnd fest.

"Ja... Nein... Ich...", stammelte ich, gab es aber mit einem Schulterzucken auf.

"Wir freuen uns dich hier zu haben. Wirklich. Du hast uns allen gestern einen ganz schönen Schrecken eingejagt", meinte er und lächelte mich leicht an.

"Ich hab euch belogen " , erinnerte ich ihn.

"Und die meisten dir schon längst verziehen", antwortete er locker.

"Meinst du wirklich?", fragte ich mit einer Spur Hoffnung.

"Ich bin mir sicher Mario. Wenn, dann bekommst du eher eine Mischung aus Mitleid und Bewunderung", versicherte mir Schmelle und ich verzog dennoch mein Gesicht.

Auf Mitleid konnte ich echt verzichten.

"Und von dir?", fragte ich ihn.

"Von mir? Eine Portion Verständnis und Akzeptanz. Und außerdem ein offenes Ohr zum Zuhören", antwortete er mir und zögerlich lächelte ich ihn an. Damit konnte ich schon eher etwas anfangen.

"Und mit Marco hast du ja den rettenden Jackpot bekommen", fügte er hinzu und mein Lächeln erstarb.

"Oder auch nicht?", fragte er daraufhin sofort.

"Wir müssen uns erst dran gewöhnen", wich ich einer Antwort aus.

"Das ist nicht immer einfach, das mag sein. Aber wenn ihr beide euer Bestes gebt, werdet ihr das schon schauckeln", versuchte Schmelle mich aufzumuntern.

"Apropos, wo ist Marco eigentlich? Ich bezweifle, dass er dich hier so alleine stehen lassen würde", fügte er noch hinzu.

"Vielleicht habe ich etwas dummes gesagt und ihm etwas unterstellt, was nicht so ist und deswegen ist er schon alleine rein gegangen", murmelte ich leise mit einem schlechten Gewissen.

"Ach Mario", seufzte Schmelle.

"Es ist nunmal nicht so einfach", versuchte ich uns und mich zu rechtfertigen.

"Wie dem auch sei, wir sollten Marco dann folgen und uns umziehen", lenkte Schmelle ein und ich nickte.

Es tat gut, dass ich ihn getroffen hatte, denn so blöd es auch klang, er schaffte es mich zu beruhigen und es mir leichter zu machen. Er stützte mir auch den Rücken um zu meinem Platz zu gehen und Marcos stechenden Blick zu ignorieren. Dennoch war mir die Situation einfach nur unangenehm und ich wollte aus der Kabine einfach wieder raus.

Leider ging es nicht, dass ich mich auf der Toilette verstecken konnte, aber ich versuchte die Sache zumindest in der Kabine schnell hinter mich zu bringen. Da war es klar, dass ich nicht darauf achtete was auf meinen Klamotten stand. Darauf wies mich erst Schmelle hin, der sich wohl wegen mir ebenfalls beeilt hatte und das auch erst, nachdem wir bereits draußen auf dem Feld waren.

Marco war immer noch in der Kabine und bekam zum Glück mein Entsetzen nicht mit, als ich seine Nummer elf auf der Kleidung sah. Schmelle hatte meine Reaktion währenddessen schweigend beobachtet.

"Verdammt, was soll das?", fragte ich ihn aufgelöst.

"Ich bin mir nicht sicher", antwortete er mir zögerlich.

"Was Schmelle? Was bedeutet das?", fragte ich ihn und versuchte konzentriert zu bleiben.

"Ich glaube es hängt damit zusammen, dass Marco jetzt als dein Alpha bekannt ist. Du bist als sein Anhang hier so bescheuert es auch klingt", erklärte Marcel und ich schluckte.

Damit existierte ich als Nummer zehn wohl endgültig nicht mehr sondern war nur noch ein Anhang der Nummer elf.

"Nein", hauchte ich entsetzt.

"Es tut mir leid Mario", entschuldigte sich Schmelle obwohl er ja nun wirklich nichts dafür konnte.

Wer in meinen Augen allerdings was dafür konnte war Marco und der kam gerade mit Jule auf den Platz.

Mit einem "der kann was erleben" wollte ich auf ihn zustürmen und ihn zur Rede stellen, aber Schmelle fing mich gekonnt ab und hinderte mich daran, indem er einen Arm um meine Taille schlang und mich festhielt.

"Das hat doch keinen Sinn Mario. Bitte beruhig dich. Marco kann und wird daran auch nichts ändern. Ihr werdet nur noch mehr streiten", versuchte er mich zur Vernunft zu bringen.

Schmelles Worte prallten jedoch einfach an mir ab. Ich wollte diese Auseinandersetzung mit Marco. Wollte ihm etwas vorwerfen. Aber Schmelle ließ nicht locker. Er hielt mich eisern fest und versuchte mich mit Worten zu beruhigen, damit ich ja keinen Streit mit Marco anzettelte.

"Nimm deine Hände von Mario Schmelle oder es wird ungemütlich. Er ist mein Omega", erklang da auf einmal genau Marcos knurrige Stimme.

Sleepless DreamerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt