Kapitel 86

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Am Eingang des Fanshops zögerte Joshua etwas, aber das ignorierte ich. Sein Alpha spielte für diesen Verein und wenn er weiter mittrainieren wollte nach der Bindung, würde das auch hier stattfinden. Da könnte er sich genauso gut jetzt schon an den Verein gewöhnen.

Zielstrebig steuerte ich also die Trikots an und suchte gleich nach dem richtigen Druck.

"Hier Jo, das sollte dir passen", meinte ich und reichte ihm ein Trikot mit Jules Nummer und Namen drauf.

Für mich hatte ich mir natürlich ein Trikot von Marco gegriffen.

"Aber Mario, ich kann das nicht anziehen", protestierte Joshua.

"Natürlich kannst du das", meinte ich.

"Nein, kann ich nicht. Ich kann doch nicht einfach in einem BVB Trikot im Stadion auftauchen! Und das erst recht nicht bei einem Spiel gegen uns! Ich hab immer noch einen Vertrag in München!", protestierte Joshua.

"Der seit der Länderspielpause null und nichtig ist. Oder hat dir der Verein irgendein anderes Zeichen gesendet? Würden sie erlauben, dass du weiter mit ihnen trainierst, selbst wenn Jule es dir erlauben würde?", fragte ich.

Joshua wollte daraufhin den Mund öffnen um mir zu widersprechen, schloss ihn aber dann doch wieder ohne einen Ton zu sagen.

"Na also. Dann kannst du auch genauso gut jetzt schon Jules Trikot anziehen. Im Training bekommst du dann eh Sachen mit seiner Nummer drauf", meinte ich und zuckte mit den Schultern.

Jule würde sich gewiss freuen und falls Bilder von uns im Stadion bis zu Maier durchdringen sollten, käme es auch besser, wenn er Jules Trikot tragen würde.

"Zwing ihn nicht dazu Mario. Die Situation ist schon schwierig genug", mischte sich Fabi ein und schaute mich eindringlich an.

"Nein, Mario hat recht. In München hab ich keine Zukunft, warum sollte ich es mir dann unnötig schwerer machen? Ich zieh Jules Trikot an", entgegnete Joshua entschlossen.

"Sicher?", fragte ich vorsichtshalber nochmal nach.

"Ganz sicher. Aber lasst es uns dabei auch belassen. Ich will es nicht gleich übertreiben mit der Fanausstattung", meinte Joshua und ich stimme ihm zu.

Das Trikot bei dem Spiel würde schon reichen. Ich rechnete fest damit, dass wir Aufsehen erregen würden. Mit der tatsächlichen Stärke dieser, Die wir später noch erleben würden, hätte ich allerdings nicht gerechnet. Bevor es jedoch ins Stadion ging, hatten wir noch Zeit. Gemütlich bezahlten wir also im Fanshop unsere Trikots und beschlossen dann etwas zu Mittag zu essen.

Dieser Plan wurde jedoch schon nach Verlassen des Fanshops mehr oder weniger zerstört. Eine Gruppe Kinder hatte uns entdeckt und auch erkannt. Ehe wir uns versahen, waren wir umringt von ihnen und musste Selfies machen und Unterschriften geben. Eigentlich der ganz normale Wahnsinn eines Fußballers, aber gleichzeitig auch ungewöhnlich.

Ich hätte nicht erwartet, dass wir als Omegas noch beliebt waren. Die Fans belehrten mich jedoch eines besseren.

Besonders angetan hatte es mir allerdings ein bestimmter kleiner Junge. Er trug mein Trikot und als ich es ihm unterschrieben hatte meinte er, dass er mal genauso werden wolle wie ich.

Es hatte mich gerührt, aber gleichzeitig hoffte ich für den Jungen auch, dass er niemals meinen Weg gehen musste und als Beta oder als Alpha ein glückliches Leben haben würde.

Dennoch hatte mich das Erlebnis mit den Kindern unfassbar glücklich gemacht. Und keiner der Eltern hatte eingegriffen, ihren Kindern verboten zu uns zu kommen oder uns als Omegas beleidigt. Sie hatten sich einfach für ihre Kinder gefreut und die ein oder anderen Eltern waren sogar auf den Bildern mit ihren Kindern drauf. Sogar Erwachsene Fans waren nach einer Weile dazugestoßen.

Wir verloren recht viel Zeit durch diese ungeplante Aktion, weswegen das Essen kürzer ausfiel als geplant. Ehe ich so recht wusste, wohin die ganzen Minuten verschwunden waren, lenkte Fabian das Auto auch schon auf das Stadion zu und wir machten uns auf den Weg zu unserer Tribüne. Natürlich mit unseren Trikots ausgestattet.

Mein Bruder hatte sich ebenfalls ein Trikot angezogen. Er hatte es nicht neu gekauft, vermutlich bekam man es auch gar nicht mehr, denn er trug eins von mir. Gerührt hatte ich ihn umarmt, als ich das Trikot gesehen hatte und Fabian hatte gelacht.

"Ich bin stolz auf meinen kleinen Bruder. Das darf ruhig auch die ganze Welt erfahren", meinte er.

"Danke", brachte ich als einziges heraus.

Ich liebte meine Familie einfach.

"Ich hol mir noch was zu trinken. Soll ich euch was mitbringen?", fragte Fabian, aber Joshua und ich schüttelten nur den Kopf.

Gebannt beobachteten wir die Jungs wenig später beim Warmmachen und ich ließ Marco natürlich auch nicht aus den Augen. Joshua neben mir seufzte.

"Ich wäre jetzt so gerne da unten und würde mich mit warmmachen. Auch wenn es bedeuten würde, gegen Jule spielen zu müssen", meinte er und ich verstand was er meinte.

"Ich wäre auch lieber bei Marco", stimmte ich ihm zu.

"Und ich würde auch die anderen Jungs gerne wiedersehen", fügte ich noch an und dachte an alle Jungs von den Münchnern mit denen ich noch Kontakt hatte, die ich jetzt aber nicht mal in den Katakomben kurz sehen und etwas mit ihnen quatschen konnte.

"Wir hatten schon Glück, dass wir das alles überhaupt mal erfahren durften. Ich hab mir nichts schöneres vorstellen können und ich bereu es auch keine Sekunde. Auch wenn wir's jetzt wahrscheinlich schwerer haben", meinte Joshua und ich stimmte mit ihm überein.

Das alles nicht mehr zu haben tat weh, aber die Vorstellung das alles nie gehabt zu haben, war noch schlimmer.

"Wir werden die Hoffnung nicht aufgeben Joshua. Wir werden wieder spielen", meinte ich und schaute weiter runter aufs Feld.

Die beiden Teams hatten sich inzwischen vom Platz zurückgezogen und Fabian kehrte Mit einem Bier in der Hand zu uns an die Plätze zurück.

"Und während wir alle hoffen, können wir auch ein packendes Spiel anschauen", mischte sich Fabian wieder ein und wir stimmten uns gelassen darauf ein, gleich ein spannendes Spiel zu beobachten und unsere Alphas bestaunen zu können.

Sleepless DreamerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt