"Hättest du mich das vor ein paar Tagen gefragt, hätte ich nein gesagt", seufzte ich.
"Aber jetzt... Marco hat so viel für mich getan. Er hat versucht auf mich einzugehen und alles zu tun, damit es mir mit der Lage gut geht. Er hat mich nicht ausgenutzt, als ich in Hitze war und alles für mich aufgegeben. Er war zuvorkommend und süß und ich weiß auch nicht, aber ich glaube, wenn du mich heute so fragst, dann ja, ich glaube ich will mich mit ihm binden."
"Das klingt doch schon so als hättest du dich verliebt", murmelte Joshua mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.
Ich zuckte mit den Schultern. Konnte schon sein, dass dem so war. Wirklich aus der Bahn werfen tat es mich nicht mehr. Vielleicht, weil ich tief in mir gemerkt hatte, wie ich mich Stück für Stück in Marco zu verlieben begonnen hatte.
"Ja, vielleicht bin ich inzwischen wirklich ein bisschen verliebt. Marco und ich... das passt irgendwie", gab ich zu.
"Und so geht es mir mit Julian", gab Joshua mir zu bedenken und ich seufzte.
"Ich habe ja nichts gegen Julian. Im Gegenteil. Er ist eigentlich gut mit Marco befreundet und auch ich versteh mich ganz gut mit ihm. Aber ich hab mir halt Sorgen gemacht, dass du ihn nur nimmst, um hier raus zu kommen", gestand ich.
"Das ist lieb von dir, aber so ist es wirklich nicht", versicherte er mir.
Wenigstens waren wir beide dabei uns mit Alphas zu paaren, die wir wollten, wenn wir schon kein Fußball mehr spielen konnten.
Es kehrte Ruhe im Zimmer ein und jeder von uns konnte seinen eigenen Gedanken nachgehen.
Es war schon verrückt, wie unterschiedlich unser beider Leben in der letzten Zeit verlaufen war und doch standen wir an fast dem gleichen Punkt. Wer von uns beiden jetzt das Schlimmere durchgemacht hatte, dass könnte jemand anderes beurteilen, aber zumindest mir reichte es. Es durfte dann jetzt auch gerne mal Ruhe und Normalität einkehren.
Allerdings würde ich vorher Marco wohl noch gestehen müssen, dass ich mich in ihn verliebt hatte, an sich nichts, was mir großartige Bedenken bereitete. Marco hatte mich als Omega gewollt, hatte den langsamen Aufbau einer richtigen Beziehung vorgeschlagen und würde jetzt wohl kaum abgeneigt sein.
Irgendwann warf Joshua wieder einen Blick auf die Uhr und geriet in Panik.
"Verdammt, Mario du musst gehen. Ich muss zum Essen, sonst darf Jule mich nicht mehr so frei besuchen und du vermutlich auch nicht! Außerdem wäre dann mein Handy weg!", meinte Joshua gestresst und sofort stand ich auf. Daran wollte ich jetzt wirklich nicht schuld sein.
"Es tat trotzdem gut, heute mit dir geredet zu haben", meinte ich und Joshua nickte.
"Würdest du morgen vielleicht nochmal wieder kommen?", fragte er mich und jetzt lächelte ich sanft.
"Wenn du das möchtest, sehr gerne", antwortet ich,
"Ja bitte. Es tut gut noch ein anderes Gesicht außer Julian zu sehen", gestand er und wurde rot.
"Alles klar", lachte ich, "keine Sorge, ich verrate ihm nicht, dass du das gesagt hast."
"Du bist gemein", beschwerte sich Joshua, lächelte aber auch leicht.
"Nein, bin ich nicht. Nur furchtbar verzweifelt wie ich den Weg nach unten zu Marco wiederfinden soll", antwortete ich.
"Ich kann dich runter bringen. Der Speisesaal ist auch im Erdgeschoss", bot Joshua an und ich nickte begeistert.
"Gut, dann warte kurz, ich muss mir schnell die Jacke überschmeißen", meinte Joshua und zog eine Joggingjacke, passend zu seiner Hose hervor.
Was mich irritierte war das Logo auf der Brust. Es war das Zentrum und drum herum stand Zentrum München. Joshua hatte meinen Blick wohl gesehen, denn er erklärte:
"Das müssen hier alle tragen. Damit keiner wegen seinen Klamotten was besseres ist und auch jeder sofort weiß, dass man zum Zentrum hier gehört. Nicht schön, aber so sieht uns ja auch niemand aus der Außenwelt, da wir ja sowieso nicht raus dürfen."
"Wenigstens bist du so vor der Presse geschützt", gab ich zu bedenken.
Die Zentren waren wirklich sehr auf Privatsphäre bedacht, sodass auch die Presse keine Bilder von Omegas hier drin erhaschen konnten.
"Man muss immer das Positive aus der Sache sehen oder?", seufzte Joshua und ich nickte.
"Das muss man und mit Jule kommst du ja bald hier raus", antwortete ich ihm.
"Wenn Jule nur öfters und länger hier sein könnte. Warum ist Dortmund auch so verdammt weit weg?", fragte Joshua traurig.
"Es ist ja nicht mehr für lange und vielleicht fällt uns ja auch noch ne Lösung ein, wie du länger bei deinem Schatz sein kannst", versuchte ich ihn zu trösten.
Ich würde auf jeden Fall mal mit Marco sprechen, wie und ob wir den beiden helfen konnten.
"Das wäre schön", meinte Joshua und lächelte.
Den Kleinen hatte es echt auch erwischt mit Jule. Aber es freute mich ja für ihn.
"Wir sollten los damit du nicht doch noch zu spät kommst", erinnerte ich Joshua und gemeinsam machten wir uns dann auf den Weg nach unten.
Am Ende der letzten Treppe blieb Joshua dann stehen.
"Ich muss hier rechts lang. Aber wenn du einfach hier links dem Gang folgst und am Ende nochmal nach links gehst, dann bist du wieder bei Marco", wies er mich an.
"Danke Jo. War schön dich zu sehen", meinte ich.
"Fand ich auch. Aber wenn du morgen nochmal wiederkommst, haben wir ja noch mehr Zeit. Vielleicht können wir dann sogar draußen etwas kicken", grinste er.
"Gerne. Aber jetzt sollte ich wirklich los zu Marco. Der Arme muss sich bestimmt gelangweilt haben", verabschiedete ehe sich Joshuas und mein Weg trennten.
Ich beeilt mich anschließend wieder zu Marco zu kommen. Ich fühlte mich hier in diesem Zentrum einfach nicht wirklich wohl. Ich hatte ein wenig die Sorge, dass hinter der nächsten Ecke gleich jemand hervorspringen und mir mitteilen würde, dass ich doch hier bleiben müsste.
Zu meiner Erleichterung war dem jedoch nicht so und ich kam unbehelligt bei Marco an. Als der Alpha mich erblickte, sprang er sofort aus dem Sessel auf, in dem er gesessen hatte und kam auf mich zu.
"Alles okay bei dir? Geht's dir gut? Du wirkst etwas neben der Spur. Ist etwas passiert bei Joshua?", löcherte er mich besorgt.
"Was? Nein, also ja. Ja, es ist alles gut. Nur etwas viel auf einmal", murmelte ich.
"Gut. Wenn du mit jemandem reden musst...", bot Marco an.
"Danke", meinte ich und lächelte ihn an.
"Gerne", lächelte er zurück, "du wirst mir nicht glauben, aber ich glaub Jule ist vorhin an mir vorbei hier raus gestürmt. Aber was will der hier in München? Ich bin mir echt ziemlich sicher, dass die Person aussah wie er", berichtete Marco mir ungläubig.
"Du irrst dich auch nicht. Es war Jule", seufzte ich.
"Was? Aber warum war er hier und woher weißt du das?", fragte Marco mich überrascht.
"Lange Geschichte", seufzte ich, "ich erzähl's dir im Auto. Ich will hier weg."
"Okay, dann lass uns fahren", gab Marco sofort nach und gemeinsam gingen wir zu seinem Auto.
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Sleepless Dreamer
FanfictionAuch in einer Gesellschaft in der es Alphas und Omegas gibt, Anführer und Unterwürfige hat dennoch jeder Mensch seine Träume. Manche sind erreichbarer als andere und manche Träume platzen wie eine Seifenblase. Diese Erfahrung musste auch Mario mache...