Kapitel 37

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Unser erster Halt war wirklich bei mir zuhause und siedend heiß viel mir auf, dass Ann Kathrin ja zuhause war und ich sie und meine Familie auf den neusten Stand der Dinge bringen sollte.

Da bei Felix ja heute auch kontrolliert wurde, konnte ich es nicht mal verheimlichen. Eine Lüge mehr oder weniger hätte mich in meinem Leben auch nicht umgebracht, aber das konnte ich ihnen nicht antun. Sie weiter hoffen zu lassen, wenn ich doch schon längst aufgeflogen war, war nicht fair ihnen gegenüber. Wobei, durfte ich das jetzt überhaupt noch selbst entscheiden? Oder müsste ich Marco fragen, was ich tun sollte?

Wenn ich nicht so wahnsinnige Angst hätte, dass ein Fehler mich auf direktem Wege ins Zentrum brachte, wäre die Sache wohl deutlich leichter.

"Ich muss Ann Kathrin die Wahrheit sagen", murmelte ich.

Wir saßen immer noch im Auto, der Motor war aus und wir schaute auf mein Haus.

"Ja, das musst du. Und deiner Familie am besten auch. Ich weiß nicht wie lange wir es aus der Presse halten können. Sie haben es verdient es von dir zu erfahren", antwortete Marco.

"Sie werden durchdrehen", murmelte ich.

"Vielleicht. Sie werden überrascht sein und ich werde vermutlich die nächste Überraschung sein, aber wir schaffen das schon. Ich bin bei dir. Ich bin immer noch dein bester Freund. Das werde ich auch als dein Alpha bleiben", antwortete mir Marco und ich musste zaghaft lächeln.

Es tat gut zu wissen, dass er mir beistehen und helfen würde. Eigentlich hatte ich das alles gar nicht verdient. Ich hatte ihn all die Jahre angelogen und anstatt, dass er es mich spüren ließ, tat er das genaue Gegenteil. Er rettete mich vor dem Zentrum, wollte mir helfen und beistehen. Ich schämte mich, dass ich ihm so wenig vertraut hatte und konnte nur hoffen, dass ich mich dem Ganzen wieder würdig erweisen könnte. Nach Möglichkeit wollte ich jetzt keine Lügen mehr, erst recht nicht mehr Marco gegenüber.

"Vielleicht sollten wir rein gehen", meinte ich mit neuem Tatendrang.

"Okay", stimmte er mir zu und öffnete die Tür.

Ich tat es ihm gleich und schritt voran zur Haustür. Entschlossen öffnete ich die Tür.

"Ann Kathrin? Bist du da?", rief ich ins Haus.

"Wohnzimmer", rief sie mir als Antwort zu und nach einem letzten absichernden Blick zu Marco, steuerte ich den Raum an. Der Alpha folgte mir.

"Hallo Marco, was machst du denn hier?", begrüßte Ann Kathrin ihn überrascht.

"Er hat mich hergefahren", antwortete ich schnell für ihn und wollte nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen.

"Das ist nett. Ist irgendetwas mit dem Auto? Hast du schon in der Werkstatt angerufen?", fragte sie mich und ich schüttelte den Kopf.

"Mit dem Auto ist alles gut. Es steht nur noch am Trainingsgelände", beruhigte ich sie, aber jetzt wurde sie skeptisch.

"Und warum hat Marco dich dann hergefahren?", fragte sie misstrauisch und scannte mich mit Blicken ab, ob ich verletzt war.

"Lange Geschichte", murmelte ich und setzte mich aufs Sofa.

"Okay, dann wollt ihr was trinken?", fragte sie uns.

"Nein, wir müssen bald wieder weiter. Nur ein kleiner Zwischenstopp", lehnte Marco für uns beide ab und fixierte dabei mich, sodass sich alles in mir zusammenzog.

Die Aussage zum Zwischenstopp und sein Blick machten mir nur allzu deutlich, dass er nach Hause wollte und ich hier nicht verweilen würde.

"Okay", nahm Ann Kathrin langezogen zur Kenntnis und schaute dann besorgt von mir zu Marco und zurück, "was ist los?"

"Du hast die Überprüfungen in Italien mitbekommen?", fragte ich sie.

"Ja natürlich. Wie konnte man auch nicht, so groß, wie das Thema in letzter Zeit ist", stimmte sie mir zu.

Natürlich hatte ich sie an diesem Abend auch noch mit meinen ganzen Ängsten zugetextet, also hatte sie das gar nicht verpassen können. Aber das musste Marco ja nicht wissen und durfte es aus ihrer Perspektive wohl auch noch nicht.

"Sie waren heute bei uns und anderen Bundesligisten", sagte ich tonlos. Ann Kathrin keuchte erschrocken auf.

"Mario-", begann sie, unterbrach sich dann aber mit einem Blick auf Marco.

"Er weiß es", murmelte ich nur.

"Aber du sitzt hier! Also kann nichts passiert sein, oder? Ich meine, sie haben nichts herausfinden können, oder? Sonst wärst du ja nicht hier", plapperte sie hysterisch.

"Doch. Sie wissen es. Nur Marco... er...", wollte ich ihr erklären, konnte es aber einfach nicht.

Meine Stimme brach und ich kämpfte gegen die Tränen. Ann Kathrin hingegen hielt sie nicht zurück.

"Nein Mario, dass darf nicht wahr sein", weinte sie.

"Was hast du Scheißkerl getan?", ging sie dann schreiend auf Marco los.

"Ich habe behauptet, dass er mein Omega ist", antwortete ihr Marco ruhig.

"Wie konntest du das tun?", schrie sie weiter.

"Ann bitte-", versuchte ich sie zu beruhigen.

"Indem ich verhindern wollte, dass er in einem Zentrum landet. Sie waren schon dabei Mario mitzunehmen. Also schieb mir jetzt nicht die Schuld in die Schuhe, dass die Lüge aufgeflogen ist", zischte er Ann jetzt gefährlich an.

"Ist das wahr?", fragte die jetzt an mich gewandt und als ich nickte schluchzte sie auf und fiel mir um den Hals.

"Oh Mario, es tut mir so leid", schluchzte sie.

"Es ist okay", murmelte ich leise und drückte sie an mich.

Ich wusste, dass Marco nicht der größte Fan von ihr war, weswegen ich meine vermutlich ziemlich wenigen Momente mit meiner besten Freundin genießen sollte.

Zu meiner Freude unterbrach Marco uns nicht, sondern wartete, bis sie sich wieder von mir gelöst hatte. Dann stand sie auf und stellte sich direkt vor Marco.

"Wenn du ihm weh tust und ihn verletzt, dann mache ich dir dein Leben zur Hölle. Ich schwöre dir, kastriert lebt es sich auch nicht so toll", bedrohte sie ihn und bohrte mahnend ihren Zeigefinger in seine Brust.

Eigentlich befürchtete ich, dass Marco jetzt richtig wütend wurde, aber das Alpha nickte nur.

"Zur Kenntnis genommen", antwortete er nur trocken.

"Sehr gut", murmelte Ann Kathrin und ließ wieder von ihm ab.

"Eigentlich sind wir nur hier um dir davon zu erzählen und damit Mario ein paar Sachen für die nächsten Tage packen kann. Er wird bei mir bleiben, aber ich hab nicht vor dich aus dem Haus zu schmeißen", erklärte er ihr.

"Mario zieht zu dir?", fragte sie und schaute mich überrascht an. Ich nickte und senkte den Blick.

"Für das Zentrum ist er jetzt offiziell mein Omega. Es ist also nicht nötig diese Fassade aufrecht zu erhalten und es wird wohl erwartet, dass wir nun zusammen wohnen", antwortete Marco und ich fragte mich wirklich, wie er mit all dem so cool umgehen konnte.

"Das ergibt natürlich Sinn", bestätigte Ann und seufzte.

"Ja, ich geh dann mal packen", mischte ich mich wieder ein und stand auf. Als beide mir folgen wollten bat ich sie:

"Alleine bitte."

Ich musste mich alleine von meinem bisherigen Leben verabschieden. Da konnte ich weder Marco noch Ann Kathrin gebrauchen. Sie verstanden dies auch zu meinem Glück, also ging ich alleine in mein Schlafzimmer um zu packen und mein altes Leben so hinter mir zu lassen.

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