"Julian?! Was machst du denn hier und dann so, hier...", brachte ich entsetzt raus und starrte weiter auf das Bild vor mir.
Da saß mein Teamkollege Julian Weigl auf dem Bett im Zimmer und hielt Joshua im Arm.
Die Situation überforderte mich gerade sehr und auch Julian schien nicht zu wissen, wie er mit meinem Erscheinen umgehen sollte.
"Mario... ich... wir... du", stammelte er und ich zog die Augenbrauen hoch.
Allerdings redete Julian nicht weiter und es herrschte Schweigen. Keiner wusste, was er jetzt tun sollte, bis sich Frau Drechsler einschaltete:
"Herr Weigl, es ist jetzt an der Zeit zu gehen, ihre Zeit ist um und Herr Götze möchte bestimmt auch noch etwas Zeit mit Joshua verbringen, ehe er pünktlich zum Abendessen erscheinen muss. Außerdem wird Herr Götzes Alpha bestimmt nicht ewig auf ihn warten wollen."
"Ja... ja, natürlich", widersprach Julian ihr nicht und löste sich sanft von Joshua.
Der schaute Julian schon sehnsüchtig an und wollte den anderen wohl gar nicht gehen lassen, aber Julian blieb unbeeindruckt. Er drückte Joshua einen Kuss auf den Kopf und drückte sich dann ohne ein weiteres Wort an mir vorbei aus dem Zimmer.
"Gut, ich werde sie beide auch mal alleine lassen. Joshua, du weißt, dass du mit deinem Gast auch raus kannst? Aber sei bitte pünktlich heute Abend zum Essen da, sonst muss ich dir wieder Privilegien entziehen", wandte sich Julia Drechsler an Joshua.
"Ich werde pünktlich sein. Versprochen. Und Danke", bedankte er sich und auf Frau Drechslers Gesicht stahl sich ein sanftes Lächeln.
Mit einem Nicken wandte sie sich um und verließ das Zimmer. Die Tür schloss sie von außen wieder.
"Was zum Teufel war das Joshua? Warum war Julian hier und warum wart ihr so vertraut?", bombardierte ich ihn sofort besorgt mit Fragen und Joshua seufzte.
"Ich kann dir das alles erklären", versicherte er mir.
"Na, da bin ich mal gespannt", brummte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.
Hoffentlich war die Erklärung gut.
"Willst du dich vielleicht setzen?", bat er mich.
Vermutlich konnte die Erklärung länger dauern und ich war wirklich nicht scharf darauf, die ganze Zeit zu stehen. Deswegen bewegte ich mich auf ihn zu und setzte mich ans andere Ende des Bettes. Joshua ließ dies unkommentiert und seufzte nur.
"Julian war hier, weil er ein potenzielles Alpha für mich ist", brach Joshua schließlich das Schweigen.
"Wir kennen uns ja schon länger und haben uns immer gut verstanden. Er war auch einer der ersten, der Kontakt zu mir aufgenommen hat, nachdem ich hier gelandet bin. Im Gegensatz zu dir", warf er mir vor und ich spürte den Stich und das schlechte Gewissen.
Ich hätte mich wirklich schon viel früher um ihn kümmern sollen.
"Es tut mir leid Joshua, ich weiß, dass nichts das entschuldigen kann. Aber du solltest wissen, dass ich mich melden wollte, aber ich hatte Angst", versuchte ich kläglich mich zu rechtfertigen.
"Die hatte ich auch", schnaubte Joshua, "auf einmal war ich hier. Vor aller Welt als Omega geoutet und in diesem Gefängnis. Kannst du dir vorstellen, dass ich die ersten Tage dieses Zimmer nicht mal verlassen durfte? Danach nur in Begleitung von zwei Pflegern und auch nur zum Essen oder zu Julia. Inzwischen darf ich mich wenigstens alleine bewegen und nach draußen."
Bei seinen Worten hatte ich betroffen den Kopf gesenkt. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie schlimm das für ihn gewesen sein musste. Ich hätte für ihn da sein sollen. Aber ich hatte versagt.

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Sleepless Dreamer
FanfictionAuch in einer Gesellschaft in der es Alphas und Omegas gibt, Anführer und Unterwürfige hat dennoch jeder Mensch seine Träume. Manche sind erreichbarer als andere und manche Träume platzen wie eine Seifenblase. Diese Erfahrung musste auch Mario mache...