Kapitel 74

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"Wieso bist du geflüchtet?", erklang Marcos Stimme und erschrocken zuckte ich zusammen.

Ich hatte nicht mitbekommen, dass er mir gefolgt war und wirklich recht war es mir um ehrlich zu sein in diesem Augenblick auch nicht.

"Lass mich in Ruhe", murmelte ich ins Kissen.

"Hab ich was falsches gesagt oder getan?", fragte mich Marco.

Ich verneinte.

Das Problem lag ja nicht bei ihm, sondern bei mir.

"Nein", murmelte ich erneut.

"Dann versteh ich's nicht Mario. Und bitte, sag jetzt nicht, dass es egal ist, denn das ist es nicht. Dich belastet ganz offensichtlich was und ich möchte, dass du mit mir darüber redest", ließ Marco nicht locker.

"Ich kann nicht", murmelte ich.

"Du kannst natürlich. Du willst nur nicht, dabei musst du dich einfach nur neben mich setzen und mit mir reden", meint Marco.

Ich wusste inzwischen, dass er nicht nachgeben würde. Und Marco wusste, dass ich es wusste.

Niedergeschlagen richtete ich mich so also richtig auf und setzt mich neben ihn auf die Bettkante. Meinen Blick heftete ich in meinem Schoß.

"Also, was ist los?", bohrte Marco sanft nach.

"Du willst Kinder", murmelte ich.

"Ja, das will ich und du doch bestimmt auch, oder? Und gemeinsam werden wir irgendwann auch vielleicht welche haben", antwortete Marco mir verständnislos.

"Wir beide werden und können aber keine gemeinsamen Kinder haben", brachte ich mühsam hervor.

"Aber wir können doch Kinder kriegen. Du bist ein Omega. Es muss ja auch nicht gleich in einem Monat sein. Vielleicht in ein paar Jahren erst", antwortet mir Marco verwirrt.

"Du verstehst das nicht... Die Suppressiva... Ich... ich kann keine Kinder mehr bekommen", murmelte ich und jetzt flossen die Tränen endgültig.

"Aber warum denn nicht Mario?", fragt Marco, der es immer noch nicht ganz verstanden hatte.

"Die Suppressiva sind nicht umsonst illegal. Eine ihrer... Nebenwirkungen ist es, dass man Stück für Stück seine Fruchtbarkeit verliert. Es ist fast unmöglich für mich, noch Kinder zu bekommen. Ich fand das nie schlimm. Ich war sogar ganz froh drum, denn dann wäre ich eine Sorge mehr los gewesen und für den Fußball wär's mir erst echt wert gewesen. Aber jetzt.... Du willst Kinder und ich kann sie dir nicht geben. Aber ich will dich nicht verlieren. Ich brauch dich doch. Ohne dich, bin ich doch verloren. Ich... Ich hab mich in dich verliebt Marco. Aber ich kann auch nicht von dir verlangen, dass du wegen mir dem Idioten deinen Traum von eigenen Kindern aufgibst", schluchzte ich und machte reinen Tisch.

Es war mir egal, was ich Marco gerade gestanden hatte, denn es musste jetzt, wo ich angefangen hatte, auch wirklich einfach alles raus.

"Oh Mario", seufzte Marco,

"Es tut mir leid. Ich hätte es dir früher erzählen sollen. Eigentlich war mir seit dem Drama mit Scarlett klar, dass du Kinder haben möchtest und ich kann verstehen, wenn du dich jetzt nicht mehr mit mir binden willst", schluchzte ich.

"Mario... Natürlich will ich eigene Kinder und am liebsten mit dir, aber wenn das nicht klappen sollte, dann ist es halt so. Es gibt noch andere Wege ein Kind zu bekommen und noch bist du ja nicht unfruchtbar. Noch hast du Hitzen und nach der Bindung musst du auch keine Suppressiva mehr nehmen. Vielleicht haben wir ja doch noch eine Chance. Und ansonsten kann ich auch sehr gut mit einer Adoption leben. Das ist mir alles egal. Aber ich will kein Kind ohne dich. Du bist meine Familie, mein Omega und alles, was ich zum Leben brauche. Ich würde niemals den Wunsch nach einem Kind über meine Liebe zu dir stellen", versicherte mir Marco und etwas ungläubig schaute ich unter Tränen zu ihm auf.

Sollte ich wirklich so viel Glück in meinem Leben haben?

"Du liebst mich auch?", fragte ich leise und unsicher nach.

"Von der ersten Sekunde an und als du dich dann als Omega herausgestellt hast, musste ich dich einfach retten und für mich beanspruchen. Ich konnte dich nicht in ein Zentrum gehen lassen", meinte Marco, lächelte mich sanft an und legte mir eine Hand auf die Wange.

"Ich werde immer alles für dich tun", murmelte er und schaute mir dabei tief in die Augen.

Dann kam er näher und näher und schließlich berührten sich unsere Lippen zu einem ersten, sanften und vorsichtigen Kuss.

Als wir uns vorsichtig wieder voneinander lösten, konnte ich es immer noch nichts so ganz fassen. Aber Marcos lächelndes Gesicht versicherte mir, dass das hier gerade die Wirklichkeit war und erneut begannen meine Tränen zu fließen. Dieses Mal jedoch vor Glück und Erleichterung über das, was ich hier gerade in meinem Leben gewonnen hatte.

Marco bedachte mich nur weiter mit einem liebevollen Lächeln und zog mich in seine Arme.

"Seit dieser Geschichte bin ich eine verdammte Heulsuse", brachte ich unter Tränen hervor.

"Aber meine Heulsuse und ich gebe dich auch nie wieder her", murmelte Marco und küsste mich anschließend erneut.

Mit einem Felsen der Erleichterung, der mir von meinem Rücken fiel, erwiderte ich diesen liebevollen Kuss und merkt wie ich mich langsam wieder beruhigte. Ich hatte mit Marco wirklich alles gewonnen, was es für einen kleinen, aufgeflogenen, Fußball spielenden Omega wie mich in dieser kontroverse Welt zu gewinnen gab.

Sleepless DreamerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt