Kapitel 53

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Als es an der Tür klingelte raffte ich mich dann doch auf das Bad zu verlassen und zu Marco zurückzugehen. Der war gerade im Flur und öffnete die Tür als ich zu ihm stieß.

"Guten Tag Herr Reus, Mario", begrüßte uns Maier beide mit einem Nicken, "da sehen wir uns wohl doch noch früher als gedacht wieder. Wo ist das Omega wegen dem sie uns verständigt haben?"

"Er wartet im Wohnzimmer", informierte Marco ihn und deutete auf besagten Raum.

"Vielen Dank", erwiderte Maier und marschierte mit zwei Pflegern gemeinsam ins Wohnzimmer.

Mit gemischten Gefühlen blickte ich dem hinterher.

"Es ist wirklich die richtige Entscheidung und wenn du mich weiter dafür hassen willst, dann tu es. Und wenn du unbedingt von mir weg willst, wird dir Maier diesen Wunsch vermutlich sofort erfüllen. Oder du bleibst bei mir und gibst mir endlich eine echte Chance", sprach Marco leise und bitter.

Ich antwortete ihm lange nicht. Lange genug, sodass Marco seufzte und ebenfalls ins Wohnzimmer ging.

Was sollte ich nur tun? Ich wusste, dass Hass kindisch war von mir und ich wusste, dass ich gerade auf einem sehr dünnen und schmalen Pfad wanderte.

Außerdem konnte ich vor Maier wohl kaum offen und ehrlich mit Marco reden. Im Gegenteil. All unser schauspielerisches Talent wäre mal wieder gefragt und schon alleine dass ich so lange noch hier draußen war, machte die Sache gerade nicht unauffällig. Wieso sollte ich mein Alpha mit einem anderen Omega kurz vor der Hitze alleine lassen? Ich musste meinen eigenen Stolz Also runterschlucken und mich der Situation stellen.

Zögerlich folgte ich so allen ins Wohnzimmer und blickte auf die Szene.

Die beiden Pfleger standen am Fenster, Maier saß bei dem Omega auf dem Sofa und Marco stand ebenfalls im Raum. Irgendwie war es bedrückend, aber Maier schien nicht unfreundlich zu dem Omega zu sein. Im Gegenteil.

Zum ersten Mal schien ich Ansätze eines Lächelns auf dem Gesicht des Omegas zu sehen. Vielleicht war die Entscheidung für ihn doch nicht so verkehrt wie sie für mich klang. Es waren in diesem Fall wohl meine Vorurteile, die mich mein Urteil vorschnell fallen ließen. Betroffenheit machte sich in mir breit als ich daran dachte, was ich dem Jungen beinahe angetan hätte, wenn ich ihn weiter zu einer Flucht überredet hätte.

"Komm zu mir Mario", riss mich Marcos sanfte Stimme aus meinen Gedanken.

Überrascht blickte ich zu ihm auf und stellte fest, dass er mir auch auffordernd eine Hand entgegen streckte, wie eine Art Rettungsleine. Ich müsste sie nur ergreifen und genau das tat ich. Ich legte meine Hand in Marcos und stellte mich ganz vorsichtig zu ihm. Er legte locker seine Hand um meine Hüfte und stabilisierte mich so.

"Es freut mich ihr Vertrauen so offen zu sehen", lächelte Maier uns milde an, der mich ganz genau beobachtet hatte.

"Ich bin froh, dass Mario mir genug vertraut", antwortete Marco, "es ist keine einfache Situation."

"Ah, ja, das kann ich verstehen. Wir werden uns beeilen und sie heute Abend nicht länger stören. Für ein noch ungebundenes Paar kann es sehr schwierig sein einem Omega in Hitze ausgesetzt zu sein. Es würde mich nicht überraschen, wenn ihre Körper verstärkte Reaktionen aufeinander aufweisen", antwortetet Maier auf Marco und ich hätte ihm für seine Anspielung am liebsten die Meinung gegeigt, aber ich ließ es.

Sex wäre das Letzte, was für Marco und mich gerade auf der To-Do-Liste stand. Aber das würde ich Maier lieber nicht unter die Nase reiben.

"Der Duft war wirklich sehr verlockend, aber Mario riecht für mich immer noch besser. Und trotzdem musste ich ihn bitten eins seiner Geruchssprays für sich zu verwenden. Der Stress der letzten Tage und diese direkte Situation haben Marios Duft eindeutig verstärkt. Eine doppelte Folter, wenn Sie es so möchten", plauderte Marco und schien dabei auch noch ganz locker und nicht so als müsste er zwei Omega-Versuchungen auf einmal verstehen.

"Das ist nur natürlich. Marios Unterbewusstsein fühlt sich wohl bedroht und kurbelt deswegen die eigene Hormonproduktion hoch. Es würde mich nicht wundern, wenn auch er in den nächsten Tagen schon ungeplant in Hitze gehen würde, damit sie sich binden können und sein Anspruch auf sie als sein Alpha nicht irgendwie gefährdet werden kann", erklärte Maier und ich wollte kotzen.

Ich fühlte mich sicher nicht bedroht von diesem Jungen. Er konnte Marco gerne haben...

"Wenn es so kommt, werden wir bereit für die Bindung sein. Ansonsten bleiben wir bei unserem Plan und warten auf die Winterpause. Wir haben nichts zu verrennen und Mario weiß ganz genau, dass er sich nicht bedroht fühlen muss, sondern es nur ihn für mich gibt", plauderte Marco weiter und festigte seinen Griff um meine Hüfte.

Seine Finger drückte er dabei so heftig in meine Seite, dass die Warnung bei mir deutlich ankam.

"Ach, das freut mich zu hören. Es gibt nichts schöneres als ein glücklich verbundenes Paar. Vermutlich sollten wir dann auch auf den Hausbesuch erstmal verzichten. Ich habe den Eindruck, dass Sie hier sehr gut gemeinsam leben können", meinte Maier eifrig und auf einmal war ich wieder voll mit an Bord.

Kein Hausbesuch wo ich mich verstellen musste? Das klang doch sehr gut und vielleicht müsste ich ja dann auch nicht mehr bei Marco im Bett schlafen.

"Ich bin auch sehr glücklich, dass ich ihn habe und das ganze jetzt bald endlich öffentlich wird und wir uns nicht mehr verstecken müssen. Und wenn es für ihre Unterlagen kein Problem ist, würde ich einen Verzicht auf den Hausbesuch natürlich begrüßen. Mario ist seit dem Gespräch sehr aufgeregt und ängstlich alles perfekt zu machen, dass sie auch nichts auszusetzen finden", log Marco das blaue vom Himmel.

Gespielt betreten blickte ich bei seiner Eröffnung auf den Boden. Dabei versuchte ich eigentlich so nur meine Mimik zu verstecken, denn sonst hätte ich ihn verraten. Mich so als ängstliches Über-Omega darzustellen war einfach das Letzte. Aber Maier schien voll darauf abzufahren.

"Ach nein, ich könnte über Sie beide doch nicht schlecht denken. Bei all der Unruhe gerade in ihrem Alltag machen wir es so, dass wir den Besuch streichen. Kommen sie lieber zur Ruhe und wenn Sie etwas brauchen, dann werde ich für Sie da sein", meinte Maier eifrig.

"Danke", bedankte sich Marco und drückte seine Hand kurz noch fester.

"Ja, danke. Das würde mir sehr helfen", murmelte ich und verzog mein Gesicht zu einer Grimasse, die ein Lächeln darstellen sollte.

"Dann habe ich noch etwas für Sie, was Sie noch mehr freuen wird Mario", meinte Maier und stand auf.

"Ich hatte es auf meinem Schreibtisch liegen und es in weiser Voraussicht eingepackt. Unter dieser Nummer können Sie jederzeit mit Joshua Kimmich telefonieren", meinte er noch und streckte mir ein Kärtchen mit einer Telefonnummer entgegen.

Ungläubig schaute ich auf die Karte. Ich hätte niemals gedacht, dass das so schnell und einfach gehen würde.

"Danke", hauchte ich und meinte es dieses Mal ehrlich.

"Sehr gerne. Dafür bin ich auch da und jetzt verlassen wir sie wirklich. Genießen sie den Abend noch", meinte Maier und verspielte bei mir mit seinem dreckigen Grinsen und Zwinkern schon wieder sämtliche Sympathiepunkte.

"Vielen Dank, das werden wir", meinte Marco und griff mir an den Hintern.

Ich konnte mich nicht beherrschen, drehte mich um und blitzte Marco empört an. Diesen schien das jedoch überhaupt nicht zu jucken, denn er und Maier lachten einfach nur. Wütend verschränkte ich die Arme vor der Brust und drehte Marco wieder den Rücken zu, während Maier, die Betreuer und der Junge Omega unser Zuhause verließen.

"Endlich wieder alleine mit dir", murmelte Marco und umarmte mich von hinten, kaum, dass die Haustür ins Schloss gefallen war.

Dabei drückte er sich an mich und begann seine Nase an meinem Hals zu reiben.

"Was tust du da Marco?", fiepte ich schon fast als ich ein gewisses Körperteil hervorstechen spürte.

"Wonach sieht's denn aus?", antwortete er mit einer Gegenfrage und platzierte seine rechte Hand flach unten auf meinem Bauch.

"Weißt du eigentlich wie anstrengend es war sich zu beherrschen mit einem Omega in Hitze im Haus und dir, wie du so verlockend hier rumläufst?", fügte er noch hinzu und presste sich von hinten mehr an mich.

Sleepless DreamerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt