Kapitel 36

2K 95 4
                                        

Marco wollte schon den Raum verlassen, als ich ihn jedoch aufhielt:

"Warte- Da draußen- die anderen..."

"Stimmt, die werden auch noch ein paar Fragen haben", seufzte Marco.

"Marco, ich kann das jetzt nicht. Bitte", bat ich ihn.

Ich konnte ihnen jetzt nicht gegenüber treten. Das alles war so peinlich gewesen. Wie sollte ich ihnen denn jemals wieder in die Augen sehen können?

"Die Jungs werden Fragen haben", seufzte Marco und fuhr sich durch die Haare.

Natürlich würden sie Fragen haben, aber ich war nicht bereit dazu irgendwelche zu beantworten! Ich wusste schon, was kommen würde. Fragen, wie es war ein Omega zu sein, oder wie es war sich zu verstecken. Warum ich es getan hatte. Irgendwo interessierten mich die Fragen, aber gleichzeitig wollte ich sie auch nicht wissen.

"Marco, wir haben noch so viel selbst zu klären, können wir die Fragen der Anderen nicht bitte warten lassen? Bitte?", bat ich ihn und schaute ihn so flehend wie möglich an.

"Na schön. Du hast ja recht", seufzte er.

"Aber ohne Handy und Autoschlüssel werden sie nicht gehen", fügte er noch hinzu und deutete auf die Box, die auf dem Schreibtisch stand.

"Wenn wir sie einfach Favre geben?", fragte ich.

"Hmm, ja", murmelte Marco abwesend.

"Warte hier", fügte er noch hinzu, schnappte sich die Box und war aus dem Büro verschwunden.

Zurück blieb ich mit meinen Gedanken, Fragen und Ängsten. Was Marco wohl von mir verlangen würde, wenn ich schon bei ihm wohnen sollte? Vom Fußball hatte ich mich innerlich schon verabschiedet, denn selbst wenn Marco es mir erlauben sollte, es war bisher nur eine Diskussion Omegas spielen zu lassen. Da war noch nicht das geringste entschieden.

Also würde ich wohl Zuhause bleiben, oder? In einem goldenen Käfig gefangen. Die Mannschaftsabende oder die Abende mit Freunden würden die Hölle werden. Würde er dann aber weiter mit Florian zusammen sein? Wollte ich das? Denn eigentlich wollte ich ja nicht, dass er mich stattdessen forderte, oder?

Nein, nein, das wollte ich nicht. Es genügte mir, dass er mich wohl beanspruchen würde. Das Zentrum würde uns keine andere Wahl lassen. Andererseits, vielleicht war Marco nicht das Schlechteste, was mir hätte passieren können. Er war immerhin mein bester Freund und ich kannte ihn recht gut. Genau wie er mich. Wir würden also eine angenehme Form im Zusammenleben finden, oder?

Nur die Presse könnte noch lästig werden. Bei Joshua waren sie ja schon durchgedreht. Aber bei mir? Da würde es wohl nochmal eine Nummer extremer werden. Aber damit hatte ich mich ja schon lange abgefunden. Auch das würde ich irgendwie überleben. Ich konnte nur hoffen, dass Marco diese spontane Entscheidung heute zu meinem Schutz nicht bereuen würde. Wenn doch, könnte das für mich eventuell doch noch ziemlich übel enden. Also wird es wohl am besten sein alles zu tun, damit er es nie bereuen wird.

"Die Jungs gehen. Hier ist noch dein Handy", riss mich Marco aus meinen Gedanken und reichte mir mein Handy.

Ich hatte gar nicht mitbekommen wie er wieder reingekommen war. Meinen Autoschlüssel bekam ich jedoch nicht.

"Wir fahren zusammen zu dir. Da können wir erstmal eine Tasche oder einen Koffer für die nächsten paar Tage packen. Dann haben wir etwas Zeit das Ganze zu ordnen und zu klären", schlug er vor.

"Das klingt vernünftig", antwortete ich leise.

"Mario-", setzte er an, sprach dann aber nicht weiter.

"Ja?"

"Wir schaffen das, okay? Nur bitte- tu es einfach nicht okay?", fragte er und ich verstand nicht was er meinte.

"Was soll ich nicht tun?", fragte ich deswegen verwirrt. nach.

"Tu nicht, was du gesagt hast vorhin", antwortete er wieder nur kryptisch.

"Marco, ich hab vorhin viel gesagt", seufzte ich.

"Ich- Mensch, vorhin, als wir von Joshua gesprochen haben, da hast du etwas gesagt. Du hast gesagt, dass du dir lieber das Leben nehmen würdest", würgte Marco heraus und ich hatte ihn selten so ehrlich verängstigt gesehen.

"Woody-", sagte ich, stockte aber.

Durfte ich ihn überhaupt noch so nennen? Da er aber nicht widersprach, musste es wohl in Ordnung sein.

"Ich werde mich nicht umbringen. Du bist kein schmieriger Alpha und du hast mich vor dem Zentrum gerettet", versicherte ich ihm, nachdem ich verstanden hatte und mich an meine Worte erinnerte.

"Aber ich bin auch kein Prinz in strahlender Rüstung", griff er auf eine andere Wortwahl zurück.

"Und ich wohl nicht die Prinzessin im Turm, die der Prinz erwartet hat", konterte ich und bekam ein sanftes Lächeln von Marco.

"Wer hätte schon gedacht, dass das heute so enden würde."

"Ich sicher nicht", murmelte ich.

"Na komm Sunny, lass uns gehen", forderte er mich auf und legte mir einen Arm um die Schultern.

Gemeinsam gingen wir auf den Parkplatz , wo tatsächlich nur noch unsere beiden Autos standen. Auch die schwarzen SUVs waren weg und ich hoffte, dass ich sie so schnell auch nicht wiedersehen musste.

"Was ist eigentlich mit meinem Auto?", fragte ich vorsichtig.

"Hm? Achso ja, darum kümmern wir uns später oder morgen. Hier passiert ja nichts", murmelte Marco und ich widersprach nicht. Stattdessen ging ich mit zu seinem Wagen und setzte mich auf den Beifahrersitz.

Sleepless DreamerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt