Kapitel 58

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Marco hatte mich an diesem Abend noch lange im Arm gehalten.

Wir hatten nicht miteinander gesprochen, aber doch waren wir uns irgendwie näher, als in all den letzten Tagen gekommen. Irgendwann war ich in seinen Armen beinahe eingeschlafen und so hatte er mich schließlich ins Bett getragen.

Er hatte mich auch dort noch fest gehalten und ich hatte wie ein Stein geschlafen. Tatsächlich ging es mir nach meinem kleinen Zusammenbruch sogar besser als davor. Es hatte gut getan, sich einfach mal gehen lassen zu können und als ich an diesem Morgen mit dem Kopf auf Marcos Brust aufwachte, war ich zum ersten Mal seit Tagen wieder positiv gestimmt.

"Guten Morgen Schlafmütze", begrüßte mich Marco der wohl schon länger wach war, mich aber weder geweckt noch von sich geschoben hatte.

"Morgen", murmelte ich.

"Wir müssen leider gleich aufstehen und zügig zum Training", seufzte Marco.

Ich drehte den Kopf um einen Blick auf den Wecker werfen zu können. Tatsächlich waren wir sportlich spät dran und ich rappelte mich auf.

"Warum hast du mich nicht früher geweckt?", fragte ich ihn halb vorwurfsvoll.

"Ich dachte mir, dass du jede Minute Schlaf gebrauchen könntest", entschuldigte er sich, aber ich konnte ihm nicht mal böse sein, denn ich hatte wirklich jede Minute Schlaf gebraucht.

"Danke, das habe ich auch wirklich", bedankte ich mich so und merkte mir diese süße Geste.

"Gerne, aber wir sollten jetzt trotzdem los", meinte Marco und wir beide schälten uns aus dem Bett.

Gemeinsam richteten wir uns, stürzten zwei Tassen Kaffee hinunter und waren auch schon auf dem Weg zum Trainingsgelände.

Auf der Fahrt war ich ziemlich entspannt und richtete mich erst im Sitz auf, als wir am Gelände ankamen und dort eine riesige Gruppe von Reportern und Fotografen standen.

"Weißt du, was hier los ist?", fragte ich Marco.

"Nein, hatte vorhin keine Zeit die Nachrichten zu lesen", antwortete er mir und steuerte den Wagen zielsicher auf die Reporter zu.

Er fuhr dabei besonders langsam und vorsichtig wegen den Menschen, die sich, auch kaum dass sie das Auto und Marco und mich erkannt hatten, auf uns stürzten. Unruhig begannen meine Gedanken zu rasen.

"Schau einfach ruhig geradeaus und ignorier die da draußen", drang Marcos Stimme zu mir durch, der meine Unruhe natürlich bemerkt hatte.

Allerdings war das leichter gesagt als getan, wenn Reporter gegen die Scheiben des Wagens klopften, deinen Namen riefen und ein Blitzlichtgewitter veranstalteten. Jetzt bekam ich es doch etwas mit der Angst zu tun. Was wollten die von mir?

"Marco, was wollen die von uns?", fragte ich ihn mit angsterfüllten Stimme.

Sie konnten doch eigentlich nichts wissen. Maier hatte gesagt dass wir eine Woche Zeit hätten. Sie durften einfach nichts wissen! Ich brauchte die Zeit noch!

"Ich weiß es nicht Mario", presste Marco hervor, aber wenigstens passierten wir gerade die Security und der Trubel um uns herum verschwand.

Ich beruhigte mich etwas, aber die Angst und Anspannung blieb trotzdem.

"Vielleicht wissen ja die Jungs, was hier los ist", fügte Marco noch hinzu und stellte den Motor des Wagens ab.

Das trug allerdings nicht zu meiner Beruhigung bei.

Wortlos stieg ich mit ihm aus und hibbelte etwas herum.

"Na komm, lass uns gehen", forderte Marco mich auf und wir gingen Seite an Seite vom Parkplatz und steuerten die Kabine an.

Wir hatten gerade mal die Hälfte der Strecke geschafft, als hinter uns laute Schritte und Stimmen ertönten.

"Mario! Mario, hier! Ist es wahr, dass sie ein Omega sind!?"

"Mario, sind sie wirklich mit Marco Reus zusammen?!"

"Mario, wie konnten sie sich all die Jahre verstecken?!"

Und weitere solcher Fragen prasselten In den folgenden Sekunde auf einmal von Reportern auf mich ein, Die sich wohl irgendwie an der Security vorbei gedrängt haben mussten.

Bei den ersten Fragen hatte ich mich zu den Reportern umgedreht und stand ihnen jetzt gegenüber wie ein Reh im Scheinwerferlicht.

"Sie dürfen nicht hier sein. Sie dürfen das nicht wissen", murmelte ich panisch.

Das durfte nicht wahr sein! Das durfte hier gerade nicht passieren!

Panisch rasten meine Gedanken.

"Verdammt, Mario komm weiter", hörte ich Marcos Stimme durch den Nebel der Panik, aber ich konnte nicht reagieren.

Ich spürte, wie er mich umdrehte, mir einen Arm um die Schulter legte, und mich schützend vor sich her schob, während er den Reportern zurief:

"Verschwinden Sie und lassen Sie uns in Ruhe!"

Aber Reporter wären keine Reporter, wenn sie darauf hören würden. Stattdessen wurden ihre Stimmen und Rufe immer lauter und ich immer panischer und panischer.

"Wir sind gleich in der Kabine", redete Marco mir zu und beschleunigte unser Tempo, bis wir fast rannten. Die Reporter und ihre Fragen an unseren Fersen.

Mein Atem ging inzwischen rasend schnell und ungesund unregelmäßig. Ich bekam So gar nicht mehr mit, wie Marco es schaffte uns in die Kabine zu bringen und die Reporter draußen zu halten. Mit einem Mal war plötzlich die gesamte Mannschaft um mich herum und ich nahm schwach ihre Stimmen wahr.

"Du bist in Sicherheit Mario. Alles ist gut, die Reporter sind weg", hörte ich Marcos Stimme durch sie alle deutlich durchringen.

In diesem Moment wurde mir einfach alles zu viel. Die Welt um mich herum wurde schwarz und ich bekam überhaupt nicht mehr mit, wie ich fiel.

Sleepless DreamerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt