Kapitel 45

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Als ich Marcos Aufforderung verstanden hatte, erstarrte ich erst einen Moment, welchen Schmelle nutzte um mich loszulassen.

Tatsächlich hatte die Überraschung, dass Marco plötzlich hier war dafür gesorgt, dass mein Ärger für einen Moment verpuffte. Allerdings schaffte es der Alpha es kurz darauf mich wieder wütend zu machen.

Was mischte er sich in meine Angelegenheiten ein?! Wenn ich mich von Schmelle anfassen ließ, war das meine Sache! Er hatte doch selbst das Zugeständnis gemacht, dass ich frei mit allen interagieren durfte wie ich wollte!

"Lass Schmelle in Ruhe. Ich kann mich sehr gut auch alleine um meine Angelegenheiten kümmern", fuhr ich Marco an, der jetzt seinen Blick voll auf mich richtete.

"Ich bestimme, wann ich mich einmische und wann nicht", antwortete Marco mir zornig und ich kämpfte gegen den Drang an mich klein zu machen und alles zu tun, um Marco zu beruhigen.

"Marco, beruhigt euch doch bitte beide. Das hat doch keinen Sinn, wenn ihr hier jetzt streitet", versuchte Schmelle sich einzumischen.

Ein Fehler wie Marcos Reaktion zeigte.

"Halt dich verdammt nochmal da raus und lass in Zukunft deine Finger von Mario! Er ist mein Omega! Nicht deins! Also bestimme ich wer ihn anfassen darf! Und dass bin nur ich! Am besten du kommst ihm gar nicht mehr zu nahe!", fauchte Marco ihn an.

Mit erhobenen Händen ging Schmelle daraufhin einen Schritt nach hinten.

"Wow Marco, jetzt übertreib nicht. Ich hab nichts getan und keinerlei Interesse an Mario. Ich bin ein Beta falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte. Omegas interessieren mich da herzlich wenig. Ich bin also keinerlei Konkurrenz für dich", beschwichtigte Schmelle ihn.

"Es reicht Marco! Du übertreibst und fällst von einem Extrem ins Nächste! Ich habe doch gar keine andere Wahl mehr als mich an dich zu binden! Es gibt keinerlei Konkurrenz! Ich bin ohne dich ja nicht mal mehr existent für den Verein! Sie haben mir schon Kleidung gezielt mit deiner Nummer gegeben und du führst dich hier auf wie ein Idiot! Ich kann bestimmen ob ich mit Schmelle beim Training reden will oder nicht und du hast dich da rauszuhalten!", schrie ich meinen besten Freund an.

"Pass auf, was du sagst! Ich hab dir deinen werten Arsch gerettet! Ein wenig mehr Dankbarkeit wäre angebracht!", fuhr er mich scharf an.

"Die hast du dir nicht verdient wenn du mir bei deiner Rettung alles nimmst", flüsterte ich traurig.

Ich hatte mit einem Schlag keine Kraft und keine Lust mehr lautstark mit ihm zu streiten. Denn eines war mir in dem Moment aufgefallen: ich hätte niemals vorhin ein schlechtes Gewissen haben dürfen.

Marco selbst hatte gesagt er sei nicht das Monster, zudem ich ihn machen wollte, aber leider war er keineswegs selbstreflektiert.

Genau in diesem Moment als er Schmelle wegen Kontakt zu mir angriff und forderte, dass wir keinen mehr hätten, sowie Dankbarkeit ohne Widerworte erwartete, war er genau das Monster für mich geworden.

Meine geflüsterten Worte hatten Marco wohl aus dem Konzept gebracht, denn er war für einen langen Moment still. Einen sehr langen, ehe er sprach:

"Halt dich einfach von Schmelle fern und Schmelle sich von dir. Redet meinetwegen das Nötigste miteinander, aber nicht mehr und du Schmelle, behälst auf jeden Fall deine Finger bei dir."

"Okay, versprochen Marco", versicherte ihm Schmelle, der wohl auf Schadensbegrenzung aus war.

Ich blieb lieber stumm und strich innerlich einen weiteren Traum in meinem Kopf durch. Es wäre ja auch zu schön gewesen.

Schmelle war verständnisvoll und vor allem auch einfühlsam. Er hätte mir die ganze Sache angenehmer machen können und mir auch den Kopf zurechtrücken können, wenn ich bei Marco mal wieder übers Ziel hinausgeschossen wäre. Aber diesen Traum eines Freundes hatte Marco soeben zerplatzen lassen wie eine Seifenblase. Genauso, wie all die Träume für mein Leben davor schon zerplatzt waren.

"Gut", nahm Marco zur Kenntnis, blieb aber mit verschränkten Armen an Ort und Stelle stehen.

Einen Moment musterten wir uns alle und ich erwartete eigentlich, dass Marco jetzt wieder gehen würde. Das tat er aber nicht.

"Oh ähm, ich verstehe. Ich lauf dann mal lieber mit Lukasz oder so", murmelte Schmelle recht bald.

"War schön mit euch zu reden. Man sieht sich ja so nebenher Mario", verabschiedete er sich dann mit einem entschuldigendem Lächeln von mir und ließ uns alleine um wirklich zu Lukasz zu laufen. Zurück blieben Marco und ich und diese unangenehme Stille.

"Es gefällt mir auch nicht, aber etwas mehr Kooperation deinerseits wäre angebracht. Wir wollen ja nicht, dass unsere Geschichte sofort auffällt, nur weil du dich von allen im Team anfassen lassen musst. So ein Verhalten erwartet man nicht von einem Omega, dass sich bald glücklich binden wird und zu seinem Alpha gehört", warnte er mir und drehte dann ab.

So blieb ich also alleine zurück. Mit einem mitleidigen Blick von Schmelle aus der Ferne und Marcos abweisenden Rücken zu mir gewandt.

Marcos Worte schwirrten mir wie verrückt im Kopf herum. Was sollte ich nun tun? Alleine wollte ich das Training über auf jeden Fall nicht bleiben, also musste ich zu einer Gruppe hinzustoßen. Schmelle und Lukasz fiehlen nach eben leider raus. Jadon, Jacob, Marius und Christian wäre die Alternative zu Marco, Jule und Milli.

Am liebsten wollte ich ja so weit weg wie nur möglich von Marco sein. Andererseits hatte er mir eben schon einen Kontakt im Team verboten und heute wollte ich echt keinen weiteren Schaden mehr verursachen.

So siegte letztendlich die Vernunft und wie ein braves Omega ging ich zu Marco. Verdammt war ich schon tief gesunken.

Sleepless DreamerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt