Kapitel 34

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"Halt! Bleiben sie stehen!", rief Marco aufgeregt und tatsächlich blieben die Wärter mit mir in der Mitte und mein Betreuer stehen.

Wir vier blickten alle überrascht in Marcos Richtung.

"Was kann ich für sie tun Herr Reus?", fragte mein Betreuer wohl wenig erfreut über die Unterbrechung.

"Sie könnten mir erklären, was sie da tun", meinte Marco befehlend, was in meinen Augen ziemlich mutig war.

"Herr Götze hier ist ein Omega und wir bringen ihn in die entsprechende Anstalt, um für seine Sicherheit zu sorgen, die er so sträflich vernachlässigt hat", erklärte Herr Maier und ich senkte betreten den Blick.

Musste er es denn noch mehr Menschen erzählen, dass ich ein verfuchter Omega war und etwas verbotenes getan hatte, indem ich Fußball gespielt hatte? Musste er mich hier in meiner Anwesenheit vor meinen Freunden bloßstellen?

"Nun, sie werden ihn nirgendwo hinbringen!", meinte Marco gebieterisch und in seinem besten Alpha-Tonfall.

"Herr Reus, bei allem Respekt. Aber ein Omega ohne Alpha gehört ins Zentrum. Dort können wir für ihn sorgen, bis ein Alpha ihn beanspruchen will", meinte Maier genervt und auch die Wachen neben mir wurden unruhiger.

Ich hingegen würde mich am liebsten noch kleiner machen, als ich eh schon war und verschwinden.

"Das ist mir auch schon klar. Nur werde ich nicht mit ansehen, wie sie MEINEN Omega in ein Zentrum schleppen, obwohl er doch eigentlich zu mir gehört", erklärte Marco und mein verblüffter Blick schnellte zu ihm hoch.

Was hatte er da eben gesagt? Sein Omega? Aber ich gehörte ihm doch gar nicht! Wir waren nur befreundet! Bis vor ein paar Minuten hatte er nicht mal gewusst, dass ich ein Omega war!

Marco erwiderte meinen Blick nicht. Er fixierte Herrn Maier und strahlte eine solche Autorität aus, dass ich hart schlucken musste. So kannte ich meinen besten Freund gar nicht.

“Und warum ist er dann immer noch ungebunden?“, schnappte mein Betreuer, dem die Sache merklich nicht passte.

“Aus Sicherheitsgründen. Eine Bindung wäre aufgefallen. Aber nichts desto trotz gehört er zu mir und jetzt wäre ich ihnen sehr verbunden, wenn sie ihn loslassen würden“, schnappte Marco zur Antwort und tatsächlich ließen mich die Wächter los.

Etwas planlos und ängstlich blieb ich dennoch an Ort und Stelle stehen.

“Komm her Mario“, forderte Marco und es schien, als würden all die Umstehenden anhalten, während sie auf meine Reaktion warteten.

Eine falsche Bewegung jetzt und alles wäre für mich vorbei. Was also war das kleinere Übel? Auf Marco zu hören und mich vor der Mannschaft weiter bloßzustellen, ja mich vielleicht sogar mit ihm zu binden oder in einem Omegazentrum zu landen, nie wieder Fußball spielen zu dürfen und an eine x-beliebigen Kerl gebunden zu werden?

Bei Marco würde ich vielleicht wenigstens zu den Trainings mal mitgehen dürfen. In meinem Herzen wusste ich, was die richtige Entscheidung war und so trat ich schließlich mit gesenktem Kopf an Herrn Maier vorbei und ging zu Marco.

Der zog mich sofort in eine besitzergreifende Umarmung und senkte den Kopf in meinen Nacken.

“Spiel mit. Ich versuche gerade deinen Arsch zu retten“, flüsterte er mir zu und schell erwiderte ich die Umarmung, ging sogar so weit, mein Gesicht an ihm zu reiben, um noch mehr von seinem Duft inhalieren zu können.

Nach wenigen Augenblicken richtete Marco sich komplett auf, hielt mich aber immer noch an sich gedrückt.

“Da das ja nun geklärt wäre, können sie ja jetzt gehen“, meinte er und ich hoffte, dass Maier und seine zwei Wachen wirklich verschwinden würden.

“Nun, ganz so einfach ist es nicht. Ich würde mich gerne mit ihnen beiden unterhalten. Über ihre Beziehung und wie man einen Omega korrekt händeln sollte“, meinte der jedoch und ich würde am liebsten losheulen.

Konnte er nicht einfach verschwinden und uns in Ruhe lassen? Das war so absolut demütigend.

Auch Marco schien die Aussage nicht zu passen, denn er machte wütende Geräusche.

“Meinetwegen. Aber nicht heute. Sie haben meinen Omega schon genug verstört“, presste Er hervor und ich hätte ihn dafür küssen können, dass er mich zumindest für heute vor diesem Typen gerettet hatte.

“Nun schön. Kommen sie dann bitte die nächsten Tage bei mir im Büro vorbei. Alle beide“, gab Maier sich geschlagen und als Marco mir zuflüsterte: “Er ist weg“, war ich unglaublich erleichtert.

“Danke Marco“, murmelte ich und wollte mich von ihm lösen, allerdings ließ er das nicht zu.

“Dank mir lieber noch nicht. Wir beide müssen reden. Ernsthaft reden und das sofort“, knurrte er und ich schloss resigniert die Augen. Damit hatte ich gerechnet.

“Natürlich“, stimmte ich seufzend zu.

“Ihr könnt in mein Büro“, mischte sich unser Trainer da wieder ein und dankend nahmen wir das Angebot an, beziehungsweise Marco und zog mich einfach fest am Arm gepackt mit sich in das Büro, aus dem ich eben erst gekommen war.

Ich ließ es einfach geschehen. Was hatte ich denn auch schon für eine andere Wahl? Ich schuldete Marco etwas und wenn es nur die Wahrheit war.

Um das restliche Team machte ich mir keine Gedanken. Zumindest vorerst nicht. Das würde sich später schon noch irgendwie finden. Ich musst zuerst die Sache mit Marco hinbekommen.

Sleepless DreamerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt