Kapitel 32

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Den ganzen Weg zum Arztzimmer redete dieser Typ kein Wort mit mir und eigentlich war ich auch ganz froh drum. Ich hätte ihm sonst nur meine Meinung gesagt und das hätte böse ins Auge gehen können.

Am Arztzimmer angekommen, sprach er dann doch mit mir:

"Unser medizinisches Team wird sich um alles kümmern. Danach können Sie aufs Feld und dort auf ihre Teamkollegen warten."

Nach diesen Worten passte er noch auf, dass ich den Raum betrat und kaum war die Tür zu, war er auch schon weg. Im Raum war neben unserem nicht sonderlich begeistert wirkenden Teamarzt auch eine junge, zierliche, blonde Frau im Arztkittel gekleidet und wieder so ein Typ von Bodyguard. Für was hielten die uns Fußballer eigentlich? Wilde Tiere? Unbeherrschbare Kleinkinder?

Ich wusste es wirklich nicht, aber es senkte meine Meinung über die Menschen, die dort arbeiteten noch mehr.

"Hallo", begrüßte sie mich mit einem sanftem Lächeln.

"Setzen Sie sich bitte hin. Mein Name ist Doktor Elisabeth Parker und ich werde ihnen gleich Blut abnehmen", stellte sie sich vor.

Eigentlich war sie mir sehr sympathisch. Ihr Lächeln war ehrlich und offen. Sie passte so gar nicht in das Bild einer Zentrumsärztin.

Aber irgendwie war ich froh darüber. Es machte es mir leichter mir Blut abnehmen zu lassen.

Verhältnismäßig entspannt setzte ich mich hin und wartete, dass sie den Stauschlauch an meinem linken Oberarm befestigte.

"Sie kennen das Prozedere ja", lächelte sie und holte das Tablet.

"Natürlich", stimmte ich zu.

Immer noch strahlte sie mich freundlich an.

"Wie können Sie das?", fragte ich sie, während sie meine Armbeuge desinfiziert.

"Was? Den Job? Ich liebe es Ärztin zu sein, auch wenn ich noch recht jung bin", antwortete sie mir.

"Aber in einem Omega-Zentrum und nicht in einer Spitzenklinik? Eine begabte junge Frau wie sie hat doch bestimmt ambitionierte Pläne", fragte ich weiter.

"Ich wurde nicht Ärztin wegen des Geldes oder der Karriere. Ich möchte den Menschen helfen. Ganz egal ob Alpha, Beta oder Omega. Und wenn ich jetzt in einem Zentrum arbeite, dann tue ich genauso alles für meine Patienten, wie für die, die ich vielleicht einmal in einer großen Klinik behandeln würde", erzählte sie, während sie vorsichtig mein Blut entnahm.

"Das klingt schön", lächelte ich.

"Vielen Dank", bedankte sie sich bei mir und lächelte weiter.

"So und schon sind wir fertig. Bitte einmal drücken", forderte sie mich auf und ich drückte, bis sie mir ein Pflaster auf die Einstichstelle klebte.

"So, dann sind wir beide soweit fertig für heute", meinte die fröhlich.

"Danke", sagte ich jetzt auch, "machen sie bitte weiter so. Solche Ärzte wie sie, brauchen wir viel mehr."

"Danke. Ich versuche zu kämpfen", lächelte sie.

Unser Teamarzt hatte sich im Hintergrund gehalten. Vermutlich sollte er noch von Seiten des Vereins überwachen, dass an uns nicht herumgepfuscht würde.

Kurz fing ich seinen bedauernden Blick auf. Er glaubte also auch, dass mein Spiel hier zu ende sein würde.

"Schönen Tag noch", verabschiedete ich mich und verließ das Arztzimmer.

Draußen musste ich dann erstmal tief durchatmen. Ich spielte hier gerade mit meinem Leben und hatte nichts bessere zu tun als mit einer Ärztin über ihre Karriere zu reden. Na super, echt.

Vielleicht könnte man es am ehesten als Verdrängung beschreiben, was ich hier gerade betrieb, aber ich stellte mich innerlich darauf ein, dass ich dennoch das letzte mal auf diesem Platz trainieren würde.

Irgendwie war es typisch für meinen Tag, dass heute so gar nichts lief wie es sollte. Bis wir alle 29 mit unseren Blutproben durch waren, war der Trainer so genervt, dass er das Training abbließ. Stattdessen saßen wir einfach weiterhin auf dem Rasen und redeten über alles mögliche.

Manche erzählten von ihren Kindern, ihrer Familie und mit anderen machte man einfach nur Blödsinn. Es tat gut und nahm die Spannung von uns allen. Allerdings kehrte diese schlagartig wieder zurück, als Maier zu uns auf den Platz kam.

"Wir würden gerne mit Ihnen in ihrem Büro reden Herr Favre. Der Rest von Ihnen sollte vor dem Büro warten. Wir werden von dort aus dann die Ergebnisse bekanntgeben und Ihnen Smartphones und Autoschlüssel wieder aushändigen. Allerdings ist es ja selbstverständlich, dass über den heutigen Tag geschwiegen wird", redete Maier.

"Natürlich. Wir sollten uns beeilen damit wir die Angelegenheit hinter uns haben", seufzte Favre und die beiden gingen zügig vor.

Wir folgten langsam, aber wir folgten. Unabsichtlich blieb ich dabei immer näher bei Marco, ohne das ich es wollte. Sein Dasein als Alpha hatte irgendwie eine beruhigende Wirkung auf mich.

Außerdem wuchs die Hoffnung in mir wieder immer mehr. Wenn ich aufgeflogen wäre hätte er mich doch sofort zu einem Gespräch geholt und mich abgeführt oder? Oder vielleicht auch nicht?

"Bald ist es überstanden", riss mich Schmelle aus meinen Gedanken und ich schaute ihn verwirrt an.

"Das ganze Theater hier. Bald sind wir sie wieder los", erklärte er.

"Ach so. Ja", stimmte ich abwesend zu, hatte aber kein Interesse das Gespräch weiter zu vertiefen.

Wir würden warten müssen, dass das Gespräch vorbei war und wie wir entlassen werden würden.

Sleepless DreamerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt