Kapitel 40

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Ich wurde von Marco auf sein Sofa verfrachtet und bekam kurz darauf eine Tasse Tee in die Hand gedrückt. Marco sagte erstmal nichts, aber mir war klar, dass das nicht so bleiben würden. Tatsächlich war es aber Scarlett, die die Stille brach, als sie zu uns kam.

"Ich hab dir das Gästezimmer fertig gemacht Mario", sprach sie mich an und setzte sich dann ebenfalls aufs Sofa.

"Danke", murmelte ich tonlos und entzog mich einem fortschreitendem Gespräch, indem ich wieder einen Schluck Tee trank.

"Wir sollten wohl die Rahmenbedingungen klären", entgegnete Marco irgendwann.

Von Scarlett und mir bekam er keine Reaktion, was ihn seufzen ließ.

"Für uns alle ist es komisch, ja. Aber wir werden irgendwie damit umgehen müssen", räderte er weiter.

"In ein paar Tagen erfüllt sich deine Hoffnung ja vermutlich eh und du bist mich los", keifte Scarlett daraufhin auf einmal.

"Scarlett bitte. Das hat hier jetzt doch wirklich nichts zu suchen. Ich hab nicht vor dich rauszuschmeißen und einfach auf die Straße zu setzen", widersprach Marco.

"Aber du hoffst es doch. Du willst doch, dass die Ergebnisse des Test sagen, dass du nicht der Vater bist", regte sie sich auf, "ich kann es spüren Marco. Deine Blicke und all das hier. Du willst das Kind nicht. Du hoffst richtig, dass es nicht von dir ist und ich dann zu seinem Vater ziehen kann! Und mit der Geschichte mit Mario hast du ja jetzt auch schon Ersatz und eine perfekte Ausrede bereit!"

Nach den Worten war Scarlett aufgesprungen und aus dem Raum gelaufen bevor noch irgendjemand von uns etwas hätte sagen können. Naja, ich hätte eh nichts gesagt. Das ganze ging mich nicht so wirklich etwas an. Aber es war interessant zu wissen, dass sie wohl den Vaterschaftstest hatten machen lassen und nur noch auf die Ergebnisse warteten.

"Das war jetzt zwar eigentlich nicht das, worauf ich mit dem Gespräch hinaus wollte, aber egal", seufzte Marco.

"Wie du gehört hast, zieht Scarlett also vielleicht in den nächsten Tagen aus und zu dem eigentlichen Vater des Kindes", erklärte er mir dann doch nochmal und ich nickte verstehend.

"Sie hat es vorhin nicht allzu gut aufgenommen, als ich ihr die Vorkommnisse des heutigen Tages erzäht habe, aber sie konnte es verstehen", fügte er noch hinzu.

"Ich will eurer Beziehung nicht zur Last fallen. Vor allem nicht, wenn das Kind wirklich von dir ist. Dann kann ich auch einfach ins Zentrum. Das wäre okay. Wirklich", versicherte ich Marco und schob seine Familie jetzt einfach mal für mich als Vorwand vor. Er musste ja nicht wissen, wie es wirklich war.

"Auf keinen Fall! Glaubst du ich habe dich heute vor diesem Mist gerettet, damit du da dann jetzt doch freiwillig hinläufst?", fuhr er mich an und ich senkte betreten den Kopf.

"Nein, tut mir leid", entschuldigte ich mich.

"Es wird vielleicht am Anfang etwas komisch sein mit der neuen Situation umzugehen, aber wir werden das schon schaffen. Wichtig ist jetzt erstmal, dass wir so schnell wie möglich bei diesem Maier im Zentrum vorbeischauen und alles mit dem Verein klären. Außerdem werde ich meine Anwälte einschalten, damit sie die rechtlichen Konsequenzen für dein Versteckspiel eingrenzen", meinte Marco und klang dabei sehr zuversichtlich.

Als er die rechtlichen Konsequenzen erwähnte musste ich jedoch schlucken. Natürlich hatte ich eine Straftat begangen, aber der Rest meiner Familie auch und eigentlich hatte sich Marco heute auch mit in den Sumpf geritten als er meinte, dass ich schon länger heimlich sein Omega war.

"Es tut mir leid, dass du jetzt wegen mir so viel Ärger am Hals hast", murmelte ich.

"Ich kann doch meinen besten Freund nicht hängen lassen. Das geht einfach nicht. Aber Mario, du musst mir eines versprechen. Du musst bitte in Zukunft immer ehrlich zu mir sein. Sonst schaffen wir das hier nicht, ja? Wir stehen gerade auf sehr dünnem Eis und ich möchte nicht, dass es um uns herum einbricht, ja?"

"Ich verspreche es. Ich werde ehrlich sein", versicherte ich ihm.

"Sehr gut. Ehrlich gesagt bist du der erste Omega, mit dem ich so zu tun habe. Naja, zumindest von dem ich weiß, dass er einer ist und der nicht Florian ist. Mit ihm hatte ich ja nur wegen meiner Bedürfnisse Kontakt und nicht mehr. Also habe ich nicht wirklich eine Ahnung, wie ich mit dir umgehen soll. Also ich meine wie der Alltag ablaufen soll und so. Naja und wie ich dich eben am besten behandeln soll", meinte Marco und zuckte mit den Achseln.

"Ganz normal wie immer. Nur weil du jetzt etwas anderes über meine Biologie weißt, macht es mich noch lange nicht zu einem anderen Menschen. Im Gegenteil. Ich bin und bleibe immer noch der Mario, den du über all die Jahre kennengelernt hast", antwortete ich ihm.

"Vermutlich hast du recht. Ich muss mich da halt einfach erstmal dran gewöhnen und diese neuen Eindrücke verarbeiten", kam es von Marco und dem konnte ich nur zustimmen. In dem Moment klingelte Marcos Telefon.

"SportsTotal. Da sollte ich ran gehen", entschuldigte er sich und schwand den Anruf annehmend aus dem Raum.

Ich konnte mir schon denken, was die wollten und hoffte gleichzeitig, dass sie Marco keine allzu großen Probleme machen würden. Tatsächlich war der Anruf schon recht schnell erledigt und Marco kam wieder zu mir.

"Wir haben tatsächlich morgen schon einen Termin mit diesem Maier. Danach werde ich mich mit einem von ihren Beratern treffen und wir werden darüber reden, wie wir weiter vorgehen", fasste Marco mir das Gespräch zusammen.

"Morgen schon?", fragte ich überrascht.

"Ja, morgen. Sie wollen es so schnell wie möglich alles abwickeln und klären. Je länger wir warten, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Presse etwas mitbekommt, bevor alles in trockenen Tüchern ist. Lange können sie die Suche nach Omegas und ihre Funde in der Liga nicht mehr geheim halten", begründete Marco und leider musste ich ihm recht geben. Das klang ziemlich rational.

"Okay, dann also morgen", murmelte ich, auch wenn ich etwas Angst hatte diesem Maier morgen schon zu begegnen.

"Ja", bestätigte Marco nochmals und dann herrschte Schweigen.

"Vielleicht willst du das Gästezimmer beziehen? Heute war anstrengend und morgen wird vermutlich nicht besser", schlug Marco irgendwann vor und ich stimmte einfach zu.

Ich musste nicht wirklich hier rumsitzen und schweigen. So ein Bett klang dann doch ziemlich verlockend.

Sleepless DreamerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt