Kapitel 28

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"Nein! Lasst mich los!", schrie ich und schlug wie wild um mich.

"Bindet ihn bevor er sich oder uns verletzt", wurde ein Befehl ergeben und sofort wurden meine Arme in eine Zwangsjacke gesteckt und diese geschlossen.

"Nein! Nein, lasst mich los! Ich will das nicht!", schrie und weinte ich, aber die beiden bulligen Typen, die mich festhielten dachten gar nicht daran mich loszulassen. Stattdessen nahmen sie mich jetzt in ihrer Mitte hoch und trugen mich wild zappelnd aus der Kabine.

"Wie konntest du mir das antun Marco! Du warst mein bester Freund und ich hab dir vertraut!", schrie ich in die Kabine hinter mich, in der meine Teamkollegen alle nur schweigend dem Schauspiel mit den Augen gefolgt waren.

Marco hatte mich verraten. Ich hatte ihn zu nah an mich herangelassen und er hatte mich verraten.

Ich weinte bittere Tränen des Ärgers, der Verzweiflung und der Angst.

Mein Leben war nun vorbei. Ich würde genau wie Joshua in eines dieser Zentren gesteckt werden.

Die beiden Kerle die mich trugen, schiffen mich raus in eine Art Kranken- oder Lieferwagen in dessen Inneren ich auf einer Liege abgelegt und dort festgemacht wurde.

Immer noch versuchte ich gegen meine Fesseln anzukämpfen, schrie und weinte, aber nichts half. Sie hatten kein Mitleid mit mir und niemand würde kommen um mir zu helfen. Dabei hatte doch alles so perfekt angefangen.

Ich hatte ein gutes Gespräch mit dem Trainer gehabt, der mich gebeten hatte auch Marco als Kapitän einzuweihen. Nach langem Überlegen hatte ich dem zugestimmt und Marco hatte eigentlich gar nicht so schlecht reagiert. Im Gegenteil, lange hatte ich seine gute Reaktion nicht verstehen können. Aber jetzt wusste ich es einzuordnen. Er hatte mich in Sicherheit gewogen um mich an das Zentrum hier in Dortmund zu verraten. Er hatte mit mir und meinem Leben gespielt, als wäre es etwas wertloses. Wie eine Puppe. Wie hatte ich nur so blind und dumm sein können und Marco vertrauen können?

Gestern Abend hatten wir noch gemeinsam einen unserer Serienabende gemacht, hatten herumgealbert und Spaß gehabt. Marco hatte diesen Abend vorgeschlagen. Jetzt hatte die Erinnerung einen widerlichen Beigeschmack.

Er hatte gestern Abend wohl nur sichergehen wollen, dass ich vor dem großen Tag an dem er mich verraten würde, nicht abhauen oder irgendwie verloren gehen würde.

"Geben sie ihm ein Beruhigungsmittel. Das Geschrei und Gezeter ist ja nicht zum aushalten", befahl der Kopf der Gruppe. Ich vermutete, dass es sich um einen dieser Betreuer aus dem Zentrum handeln musste und die zwei Gorillas eindeutig Pfleger oder Sicherheitskräfte waren.

"Nein! Ich will nicht betäubt werden! Lassen sie mich in Ruhe!", schrie ich rum, hatte aber keine Chance gegen die Spritze, die mir verabreicht wurde. Das Zeug setzte seine Wirkung sehr schnell ein und ich wurde wirklich ruhiger. Meine Muskeln entspannten sich und ich hatte auch nicht mehr die Kraft zu schreien.

"Das ist doch gleich mal viel besser", seufzte der Betreuer, "hören sie mir zu Mario. Wir werden sie jetzt ins Zentrum hier in Dortmund bringen. Dort werden sie durchgecheckt und bekommen neue Kleidung. Währenddessen werden wir ihr Alpha für sie verständigen und bitten zu kommen. Durch die Mitteilung von Herrn Reus vor zwei Tagen hatten wir die Möglichkeit bereits ein passendes Match zu finden. Sie können sich auf ihren neuen Alpha freuen. Er ist sehr besitzergreifend und wird sie kaum aus den Augen lassen. Außerdem freut er sich schon sehr auf ihren gemeinsamen Nachwuchs. Sie müssen wissen, dass er seine biologische Uhr ticken sieht. Sie werden sehen, bald werden sie den Fußball gar nicht mehr vermissen und voll in ihrem neuen Leben aufgehen", redete er auf mich ein und meine Tränen verstärkten sich.

Ich hasste was er sagte. Vermutlich würde so ein schmieriger und dicker Idiot von Alpha auf mich warten, für den ich wirklich nicht mehr war als eine Möglichkeit für Nachwuchs und bei dem ich keinerlei Freiheiten und Rechte haben würde.

Am liebsten würde ich dem Beta neben mir jetzt die Augen auskratzen, aber das ging nicht und selbst wenn ich nicht so gebunden wäre, hätte ich auch nicht die Kraft dafür aufbringen können. Erst recht nicht mit den beiden Gorillas hier im Raum.

Ich hasste Marco so abgrundtief in diesem Moment und wünschte ihm nur das schlechteste für sein Leben.

"Keine Antwort? Wie schade", machte sich der Beta über mich lustig, aber ich blieb weiter stumm, bis der Wagen anhielt und die Türen geöffnet wurden.

"Willkommen in ihrem neuen Leben", wurde ich angegrinst und schrie erneut als man mich aus dem Wagen schleppte:

"Ich will das nicht! Lassen sie mich hier raus! Hilfe!"

Das Lachen der drei Kerle um mich herum erklang finster und mit einem Ruck war alles vorbei. Ich saß kerzengerade auf dem Bett, mein Atmen ging schwer und ich spürte eine Hand auf meinem Arm.

"Mario! Du bist endlich wach", erklang Ann Kathrins Stimme neben mir und erschrocken blickte ich zu ihm.

"Du hattest einen Alptraum, hast geweint und geschrien. Ich habe versucht dich zu wecken, aber du warst einfach nicht wach zu bekommen", erklärte sie mir verzweifelt.

"Ich... Du...", stammelte ich und musste das alles erstmal einsortieren.

Es war ein Alptraum gewesen. Ich hatte das alles nur geträumt. Ich hatte noch gar nicht mit dem Trainer geredet. Das Gespräch war erst nach dem morgigen Training. Und ich war zuhause in meinem Bett. Marco wusste auch von nichts und hatte mich auch nicht verraten. Im Gegenteil, wir hatten sogar heute Nachmittag im Training viel Spaß gemeinsam gehabt.

Ein klägliches Wimmer entfuhr mir. Diese ganze Sache machte mich einfach fertig. Hoffentlich würde es bald vorbei sein, denn sonst würde ich vermutlich verrückt werden.

"Das war alles nur ein Traum. Es ist alles gut Mario. Du bist in Sicherheit", versuchte Ann Kathrin mich weiter zu beruhigen und ich fiel förmlich in ihre Umarmung.

"Kannst du bitte bei mir schlafen? Ich will nicht allein sein", bat ich sie und sagte ihr nicht, dass ich Angst vor einer Rückkehr dieses Traumes hatte.

"Aber natürlich. Rutsch ein bisschen", forderte sie mich auf und nachdem ich ihr Platz gemacht hatte, war sie zu mir unter die Decke geschlüpft.

Wieder kuschelte ich mich an sie ran und genoss die Wärme und Nähe.

"Und jetzt schlaf. Dir kann nichts passieren. Du bist zuhause und in Sicherheit", flüsterte sie.

Sleepless DreamerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt