Rangehen oder nicht ran gehen? Mein Vater oder Marco? Diese beiden Fragen rauschten in Rekordgeschwindigkeit und Dauerschleife durch meinen Kopf und ich hatte keine Antwort. Allerdings tendierte ich dann doch eher dazu, den Anruf anzunehmen.
Grade als ich nach dem Handy griff, bat mich Marco erneut:
"Tu es bitte nicht Mario. Um Deinetwillen und um Unseretwillen."
In dem Moment verstummte der Anruf auch wieder und mein Vater probierte es kurz darauf zum dritten Mal.
"Ich will mit ihm reden. Das letzte mal war ne Ausnahme. Wir waren alle aufgewühlt wegen der plötzlichen Situation", verteidigte ich mich und meine Entscheidung und lies Marco eigentlich gar nicht mehr zu Wort kommen, sondern nahm den Anruf entgegen.
"Mario", begrüßte mich mein Vater ruppig und ich schluckte jetzt schon.
Er hatte nicht gerade gute Laune so viel stand fest. Das sagte mir die Begrüßung schon. Warum hatte ich den Anruf noch gleich angenommen?
"Hallo Papa", antwortete ich leise.
"Auf was für dumme Ideen bist du jetzt schon wieder gekommen?", fragte er mich sofort.
Er wusste nicht, dass Marco im Raum war, da dieser nicht im Radius der Kamera stand und mich nur mit steinerner Miene beobachtete.
"Wir wollen doch nur, dass die Presse uns in Ruhe lässt", rechtfertigte ich mich.
"Mit diesem Bild und einem Post, wirst du nur das genaue Gegenteil bewirken. Das ist einfach dumm und absurd! Damit rückt ihr euch nur noch weiter ins Zentrum der Aufmerksamkeit! Keiner von euch will das so wirklich erleben! Du solltest einfach zuhause bleiben und ein gutes Omega sein! Zu mehr bist du ja nicht zu gebrauchen! Ich wusste schon immer, dass es ein Fehler war so viel in dich zu investieren. Du warst eine wandelnde Zeitbombe! Du warst nur dazu bestimmt aufzufliegen und schon immer viel zu naiv um überhaupt zu wissen, was für ein Geheimnis du da zu hüten hast! Du konntest noch nie schweigen und dich unauffällig verhalten. Und jetzt haben wir den Ärger, nur weil ein kleiner, dummer Junge zu viel geträumt hat! Ich sag dir, lass den Post, beglück dein Alpha und bleib zuhause, wo dich keiner sieht und du niemandem mehr Schande bereiten kannst!", prasselten die wütenden Worte meines Vaters auf mich ein.
Zu sagen, dass mich die Worte verletzten, wäre eine Untertreibung gewesen.
Die Worte waren genau von meinem Vater platziert und schmerzten ungemein. Am allerliebsten wollte ich weinen, aber die Genugtuung würde ich ihm nicht geben. Es wäre für ihn nur eine Bestätigung und eine Befriedigung und das wollte ich ihm definitiv nicht gönnen! Stattdessen rang ich um Fassung.
"Hast du mich verstanden Junge?! Lass den Müll mit dem Post und dem Bild! Wie du auf dem auch wieder aussiehst! Als würde dein Alpha dich jemals als Partner behandeln können! Du bist ein Omega! Du brauchst klare Einschränkungen und Richtlinien! Eure ganze Positionierung auf dem Bild ist schwachsinnig! Das Omega hat seinem Alpha zu gehorchen und ihn zu beglücken! Mehr nicht!", fügte er noch an.
"Weil sie als Beta das ja auch so gut beurteilen können", konnte Marco sich dann doch nicht mehr zurückhalten.
"Mario, gib mir das Handy", fügte er an mich gewandt noch hinzu und ich reichte ihm das iPhone.
Irgendwie war ich erleichtert, dass Marco sich eingemischt hatte, denn ich wurde mit der Situation und meinem Vater um ehrlich zu sein inzwischen nicht wirklich fertig.
"Ich habe meinen Sohn angerufen und will mit ihm sprechen! Nicht mit dem Alpha, das auch noch so dumm ist diesem Post zuzustimmen!", herrschte mein Vater Marco sofort an, aber da hatte er seine Rechnung ohne Marco gemacht.

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Sleepless Dreamer
FanfictionAuch in einer Gesellschaft in der es Alphas und Omegas gibt, Anführer und Unterwürfige hat dennoch jeder Mensch seine Träume. Manche sind erreichbarer als andere und manche Träume platzen wie eine Seifenblase. Diese Erfahrung musste auch Mario mache...