Kapitel 73

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Cathy hatte uns beim Abendessen mehr als nur verwöhnt. Ich war schon fast am platzen, als sie noch den Nachtisch auf den Tisch stellte. Das selbstgemachte Tiramisu sah wirklich ausgezeichnet aus.

"Ich glaube kaum, dass ich das noch essen kann und sollte", versuchte Marco abzulehnen.

"Ach komm schon. Ein kleines Stück kann doch nicht schaden", meinte Cathy und stellte ihm einen Teller vor die Nase.

"Das ist Schwächung des Gegners durch gutes Essen bis der platzt", beschwerte sich Marco im Spaß.

Cathy schnaubte gespielt empört.

"Das lasse ich mir nicht unterstellen. Dann bekommt Mario halt den Teller. Bei ihm schadet es nicht mehr und er weiß mein gutes Essen bestimmt zu schätzen", meinte sie und ich wusste, dass sie es nicht böse meinte, aber es tat weh.

Durch die Worte hatte sie mir mal wieder zu verstehen gegeben, dass ich nicht mehr spielen durfte und hatte gleichzeitig angedeutet, dass ich jetzt ja auf keine Ernährung mehr achten musste. Klar, ein Alpha hatte ich ja auch schon, also musste ich nicht mal mehr gut aussehen.

Verletzt senkte ich den Blick und kämpfte mit den Tränen.

Vorhin im Auto hatte ich es ja geschafft zu verdrängen, dass ich nicht mehr spielen durfte und deswegen auf die Tribüne musste, aber gerade schaffte ich das einfach nicht mehr. Denn jetzt gerade konnte ich mich nicht damit ablenken, dass ich stattdessen ein paar schöne Stunden mit Joshua verbringen würde.

Am Tisch war unterdessen betretendes Schweigen eingetreten und die gute Stimmung verflogen.

"Ich- entschuldige Mario. Ich wollte dich nicht verletzten. Ich habe nicht nachgedacht. So hatte ich das mit dem Essen auch nicht gemeint, aber so als Omega, da hat man ja andere Prioritäten als eine Karriere im Profisport", entschuldigte sie sich sofort, aber brachte sich dabei noch mehr um Kopf und Kragen, denn das Fettnäpfchen hätte jetzt kaum größer sein können.

Das bemerkten auch Mats und Marco, die jetzt beide einlenkten.

"Vielleicht sollten wir einfach alle auf den Nachtisch verzichten", schlug Marco vor.

"Genau und Cathy und ich machen hier die Küche sauber, während ihr doch schon mal ins Wohnzimmer aufs Sofa könnt. Nach dem ganzen Stress heute, solltet ihr euch mal etwas entspannen", schlug Mats vor.

"Ja, das klingt gut oder Mario? Wollen wir schon mal rüber?", wandte sich Marco an mich, während Cathy komplett still war.

Da ich nicht mit weinerlicher Stimme reden wollte, nickte ich einfach nur zustimmend.

Marco ergriff daraufhin meine Hand und zog mich sanft von der Küche ins Wohnzimmer. Ich lies es einfach geschehen und versuchte nach wie vor, nicht in Tränen auszubrechen.

Ich konnte nicht jedes Mal so reagieren, wenn jemand das Thema ansprach, dass ich nicht mehr spielen konnte, aber das war gar nicht so einfach. Viel zu sehr war diese Sache noch ein wunder Punkt bei mir.

Auf dem Sofa hatte Marco mich in seine Arme gezogen und versuchte mich zu trösten.

"Cathy hat das nicht böse gemeint. Es ist ihr einfach so rausgerutscht. Sie wollte dich bestimmt nicht verletzten", nahm Marco die Beta Frau von Mats in Schutz.

"Ich weiß, aber es tut trotzdem weh", murmelte ich erstickt.

"Ich weiß Mario, ich weiß. Und ich wünschte auch, ich könnte dir diesen Schmerz nehmen", seufzte Marco.

"Das kannst du nur nicht. Das kann niemand", murmelte ich und es kehrte Schweigen ein.

Marco hielt mich weiter tröstend in seinen Armen, bis der kleine Ludwig unsere Aufmerksamkeit einforderte. Der war es wohl leid, unbeachtet in seinem Laufstall zu sitzen, den er stand jetzt an den Gittern und brabbelte uns an.

"Ich glaube da möchte jemand unsere Aufmerksamkeit", brachte ich halb lachend und halb weinend hervor.

"Scheint ganz so", meinte auch Marco, löste sich aber nicht von mir.

"Na los, geh ihn dir schon holen und spiel etwas mit dem kleinen Racker", forderte ich Marco auf und zögerlich kam er meiner Anweisung nach.

Es tat mir gut, meine Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu richten, als meine Situation und der kleine Ludwig war eine willkommene Ablenkung.

Es war aber auch zu süß wie er da jetzt auf dem Boden mit Marco hockte und fröhlich mit seinen Bauklötzchen spielte. Es war einfach nur herzerweichend.

Marco war sehr vorsichtig und liebevoll im Umgang mit dem Kleinen. Er wäre wirklich ein wundervoller Vater und jedes Kind würde sich glücklich schätzen können.

Nur leider stand ich dem Ganzen im Weg. Wegen mir würde Marco nie eigene Kinder haben können. Ich stand seinem Traum im Weg, denn das war in dem ganze Theater mit Scarletts Schwangerschaft sehr deutlich geworden.

Marco wollte unbedingt selbst einmal Vater werden. Und in diesem Moment bekam ich wirklich wieder Zweifel an der Richtigkeit unserer Bindung. Durfte ich Marco wirklich ein Kind verwehren, indem ich mich mit ihm band? Durfte ich das dem Mann antun, den ich liebte und der mich gerettet hatte? Aber andererseits konnte und wollte ich ihn auch nicht mehr aufgeben.

"Euer Sohn ist ein kleines Goldstück", durchbrach Marco die Stille im Raum und als ich aufblickte, sah ich Mats und Cathy in der Tür stehen.

"Er ist wirklich unser kleiner Bärli", bestätigte Cathy und die beiden traten in den Raum.

Cathy ging direkt zu ihrem Sohn und setzt sich neben Marco auf den Boden.

"Wollt ihr beiden eigentlich auch Kinder bekommen?", fragte sie dann noch.

"So weit haben wir noch gar nicht gedacht und geplant. Jetzt steht erstmal die Bindung an", erklärte ihr Marco.

"Verständlich. Das mit den Kindern findet sich dann schon von ganz alleine", meinte Cathy.

"Genau, wir machen uns da auch keinen Druck und schauen einfach, was die Zukunft so für uns bringt", meinte Marco zuversichtlich und mir wurde es jetzt endgültig zu viel für einen Abend.

Die Zukunft mit mir würde ihm keine Kinder bringen.

Ich hielt es hier einfach nicht mehr aus.

"Es tut mir leid", murmelte ich in Marcos Richtung und dann floh ich aus dem Wohnzimmer.

Zum Glück wusste ich wo Mats' Gästezimmer war und suchte dort direkt Zuflucht.

Ich wusste, dass ich am besten noch vor der Bindung mit Marco über dieses Thema reden musste, aber ich wollte es nicht. Ich wollte das Alpha nicht verlieren und darauf würde ein derartiges Geständnis wohl hinauslaufen.

Verzweifelt schmiss ich mich auf das frisch bezogene Bett und vergrub meinen Kopf im Kopfkissen.

Sleepless DreamerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt