Kapitel 67

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In Rekordgeschwindigkeit hatte ich eine Tasche für zwei Tage für Marco und mich gepackt und wenn es nach mir ginge, hätte es sofort losgehen können. Nur Marco schien meinen Elan nicht in diesem Ausmaß zu teilen.

Er hatte mich zwar beim Packen schweigend beobachtet, aber jetzt holte er mich auf den Boden der Tatsachen zurück.

"Und wie willst du da hin kommen? Einen Flug wirst du wohl kaum schon gebucht haben. Wenn wir heute überhaupt einen passenden Flug bekommen?", fragte Marco mich.

"Nein", murmelte ich und musste zugeben, dass ich daran auch so gar nicht gedacht hatte.

Dann kam mir allerdings eine andere, rettende Idee.

"Wir fahren einfach mit dem Auto! So weit ist das gar nicht und dann sind wir weder auf ein Flugzeug noch auf die deutsche Bahn angewiesen", präsentierte ich ihm meinen Plan.

Okay, laut Navi brauchte man gute sechs Stunden nach München, aber man könnte ja durchaus an der ein oder anderen Stelle etwas schneller fahren. Wofür gab es schließlich schnelle Autos?

"Du willst die ganze Strecke mit dem Auto fahren?", fragte Marco ungläubig nach.

"Ja", bestätigte ich und eilig ging ich zum Schlüsselbrett.

Wir würden eindeutige Marcos Auto nehmen und wenn wir abwechselnd fahren würden, wäre es auch für keinen übermäßig anstrengend.

"Na schön, dann lass uns fahren", seufzte Marco nach einem Moment des Zögerns und glücklich grinste ich ihn an.

Tatsächlich saßen wir keine zehn Minuten später im Auto und Marco lenkte den Wagen auf die Autobahn. Er würde die erste Hälfte der Strecke fahren und ich dann die zweite Hälfte, da ich mich in München auch noch besser zurechtfand als er.

"Hast du dir schon überlegt, wo wir heute Nacht schlafen werden?", fragte mich Marco irgendwann, als ich ihm zu sehr auf die Nerven ging.

Vor lauter Nervosität hatte ich begonnen mit den Fingern auf die Armablage in der Tür zu trommeln.

"Daran hab ich noch gar nicht gedacht", murmelte ich.

Tatsächlich hatte ich in meiner Eile fast alles vergessen. Auch Joshua wusste ja noch gar nicht, dass Marco und ich zu Besuch kommen würden. Aber vielleicht wäre die Überraschung ja größer, wenn wir einfach direkt vor ihm stehen würden.

"Schreib doch mal Mats an. Der lässt uns sicher eine Nacht bei sich im Gästezimmer schlafen", schlug Marco vor.

Eigentlich ja keine allzu schlechte Idee. So hätten wir nicht das Risiko, dass wir in einem Hotel hätten und außerdem könnte man mal wieder mit einem alten Freund reden.

Andererseits hatte ich auch ihn jahrelang belogen und wusste nicht, wie er auf meine Umstände reagieren würde. Das bereitete mir zugegeben etwas Sorge, weswegen ich fast ein Hotel vorziehen würde.

"Wollen wir nicht lieber in ein Hotel? Mats und Cathy haben mit dem kleinen Ludwig vermutlich genug zu tun und brauchen nicht noch Besuch von uns. So kleine Kinder machen viel Arbeit", versuchte ich mich aus der Sache rauszureden.

"Fragen kostet doch nichts oder? Wenn er nein sagt, können wir immer noch in ein Hotel", erwiderte Marco und ich seufzte.

Jetzt hatte ich keine Wahl mehr als Mats anzuschreiben.

Etwas missmutig nahm ich also mein Handy zur Hand und begann die Nachricht zu schreiben.

"Könntest du dann wenigstens etwas schneller fahren? Ich will heute noch in München ankommen", brummte ich etwas verstimmt, was Marco zum Lachen brachte.

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