Kapitel 30

1.8K 77 12
                                    

Auf dem Parkplatz war mein Auto tatsächlich eines der ersten. Nur Schmelle, Marco, Roman und Lukasz waren auch schon da.

Das konnte ein entspannter Trainingsanfang werden. Die Jungs waren nicht so aufgedreht und manchmal auch nervig wie die jüngsten im Team und damit genau das richtige für heute Morgen.

Gemütlich nahm ich meine Tasche aus dem Kofferraum und wunderte mich noch über die zwei Schwarzen SUVs, die ebenfalls auf dem Parkplatz standen, ich hier aber noch nie gesehen hatte.

Sofort beschlich mich ein mulmiges Gefühl. Was wäre, wenn diese Wagen zum Zentrum hier in Dortmund gehörten? Aber das war unrealistisch. Als ob die in SUVs kommen würden. So sahen nicht die typischen Fahrzeuge aus. Diese Typen fuhren die Art von Kranken-, beziehungsweise Lieferwagen in dem auch Joshua transportiert worden war. Ich war einfach nur paranoid wegen meinem Traum.

Vermutlich würde wieder irgendeine neue Sicherheitssoftware oder so irgendwo im IT-Bereich aufgespielt werden oder ähnliches. Nichts was meinen Tagesablauf betreffen und interessieren würde.

Gemütlich lief ich so also zu den Umkleiden und begrüßte die Jungs die da waren.

"Mario, du bist aber früh dran", wunderte sich Roman.

"Aus dem Bett gefallen Sunny? Sonst kommst du doch immer fast zu spät", zog mich auch Marco auf.

"Nein, nur Stress mit Ann. Musste da raus", wehrte ich ab und zum Glück fragten sie auch nicht weiter nach.

"Frauen sind was schönes, aber manchmal auch sehr anstrengend. Besonders wenn sie Stress machen oder streiten wollen", sinnierte Marco und ich musste ihm zustimmen.

Er hatte es mit Scarlett gerade ja auch nicht leicht. Ob sie wohl den Vaterschaftstest hatten machen lassen? Es würde mich ja schon interessieren, aber das hier war nicht der richtige Ort um danach zu fragen. Außerdem hätte er doch trotz allem dann mit mir geredet oder? Oder hätte er wegen der Sache mit Joshua geschwiegen und lieber mit diesem Florian geredet?

Erneut spukte mir das Bild des unerwünschten Omegas im Kopf herum. Er war das komplette Gegenteil von Joshua und mir. Was der sich wohl gedacht haben wird, als das mit Joshua raus kam? Warum dachte ich eigentlich nach, was er denken würde? Das konnte mir ja wohl egal sein! Ich musste nichts mit ihm zu tun haben und irgendwie vertraute ich ihm, dass er mein Geheimnis nicht verkaufen würde. Auch nicht unter den jetzigen Umständen.

Woher dieses Vertrauen genau kam, wusste ich nicht. Aber da Marco ihm auch vertraute...

"Wollen du und Ann Kathrin eigentlich auch bald Kinder?", riss mich Lukasz aus meinen Gedanken und leicht abwesend nickte ich.

Das würde nicht passieren und nicht gehen, aber das musste er ja nicht wissen. Außerdem war die Wahrscheinlichkeit groß, dass mein Kind ein Omega werden würde und das wollte ich keinem Menschen antun. Da verzichtete ich lieber auf Kinder als ihnen ein Leben in dieser Gesellschaft anzutun.

"Und wenn es eine Tochter wird, dann haben wir schon mal zwei beste Freundinnen, die vorprogrammiert sind", lachte Roman.

"Und wenn Mario einen Sohn bekommen wird, wird für alle Götzeus Fans zumindest der Traum in zweiter Generation wahr", lachte Schmelle und mir wurde dieses Gespräch irgendwie zu albern.

Ich würde keine Kinder bekommen, also sollten sie aufhören schon die Zukunft unseres Nachwuchses zu planen. Vor allem taten sie auch Marco damit weh, was ich ganz deutlich an dessen Körpersprache sehen konnte.

Mein bester Freund rang um seine Fassung wegen dem ganzen Drama um sein Kind und was Scarlett mit ihrer Erpressung zur Veröffentlichung ausgelöst hatte.

"Ist gut jetzt Leute, ja? So schnell wird das bei Ann und mir nicht gehen. Wir wollen wenn dann beide genug Zeit für ein Kind haben und dem ist aktuell nicht so. Also Themenwechsel bitte", forderte ich sie auf und erntete einen dankbaren Blick von Marco.

Die anderen drei Jungs akzeptierten es und langsam trudelten auch immer mehr andere Spieler ein, während wir über alles mögliche redeten.

Als mehr als die Hälfte der Jungs da waren, machte ich mich mit den ersten paar, darunter unter anderem auch Marco, auf den Weg nach draußen. Weit kamen wir jedoch nicht, als uns das Trainerteam schon entgegen kam.

"Geht bitte alle zurück in die Kabine und wartete da auf uns. Wir erklären euch alles später", bat Favre uns und schaute mich dann an.

"Unser Gespräch heute Mittag müssen wir leider auch ausfallen lassen Mario. Das heute war so nicht geplant", meinte er und ich nickte.

Vielleicht musste er zu Vertragsverhandlungen oder so. Als Trainer hatte er ja noch mehr Termine als nur unser Training. Aber dass wir in der Kabine warten sollten kam mir dann doch etwas komisch vor. Auch die anderen Jungs waren skeptisch.

"Ist alles in Ordnung?", fragte Marco ganz der Kapitän.

"Sorg bitte einfach dafür, dass alle in der Kabine sind und bleiben. Es gibt keinen Grund zur Beunruhigung", wiederholte Favre kryptisch.

"Natürlich", nickte Marco und wir trotteten zurück in die Kabine.

"Habt ihr die SUVs auf dem Parkplatz gesehen? Vielleicht haben die neue Trainingsmethoden zum vorstellen dabei. Oder es geht um die Platztechnik, weswegen wir auch noch nicht raus dürfen", überlegte Milli.

Tatsächlich klang das ziemlich logisch und es wäre nicht das erste Mal. Dann wäre auch klar, warum mein Gespräch ausfallen würde, denn der Trainer musste bestimmt seine Trainingsbeobachtungen reflektieren.

"Wir sollten uns einfach keinen Kopf machen. Favre wird uns bestimmt gleich aufklären", seufzte Marco und schloss die Tür der Kabine hinter uns.

"JUNGS! Alle mal hergehört! Wir sollen hier in der Kabine auf den Trainer warten. Keiner geht also raus!", brüllte Marco in die Kabine und alle nickten brav.

Dann wurden die Gespräche wieder aufgenommen und jeder kehrte langsam auf seinen Platz zurück.

Wir mussten nur ganze zehn Minuten warten bis Favre in Begleitung eines Anzugträgers und eines Typen ganz in schwarz, der irgendwie wie ein Bodyguard aussah die Umkleide betraten.

"Ich habe gute und schlechte Neuigkeiten. Die Guten sind, wir werden heute noch trainieren. Die Schlechten sind, dass wir zuvor noch Blutproben von euch allen brauchen. Das neben mir ist Herr Maier. Er arbeitet in einem Omega Zentrum und hat mir mitgeteilt, dass er heute hier ist um nach Omegas unter dem Radar zu suchen. Ihr habt ja alle das mit Joshua Kimmich und die Diskussionen der letzten Tage mitbekommen. Ich erwarte vollste Kooperation", erklärte er und mir rutschte das Herz in die Hose.

Warum war ich heute nicht einfach im Bett geblieben? Dieser Tag war einfach nur beschissen und es blieb mir nur zu hoffen, dass ich mit einem blauen Auge davonkommen würde.

Sleepless DreamerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt