Kapitel 77

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Joshua und ich hatten wahnsinnig viel Spaß beim kicken. Wir tricksten und lachten und keiner von uns schaffte es wirklich, die Oberhand zu gewinnen. Wir waren beide einfach gut.

"Gib den beiden einen Ball und sie brauchen uns nicht mehr", vernahm ich irgendwann Marcos lachende Stimme. Abrupt blieb ich stehen und schaute mich überrascht nach ihm um. Hatte Joshua nicht gesagt, dass Alphas in diesen Bereich nicht durften? Aber trotzdem kamen da Marco und Julian auf uns zu, begleitet von vier Pflegern.

"Wir könnten doch nie ohne euch", ging ich auf den Spaß ein und ging auch ein paar Schritte auf Marco zu, um einen Kuss abzustauben. "Ich könnte nie mehr ohne dich", hauchte ich nach dem Kuss und lächelte Marco an. Joshua und Jule standen etwas peinlich berührt wenige Meter auseinander und wussten wohl nicht ganz, wie sie sich begrüßen sollten, nachdem ich Marco einfach geküsst hatte.

"Schön zu hören", erwiderte Marco. Die Pfleger hielten sich dezent im Hintergrund. Vermutlich waren sie auch nur zur Absicherung da, falls einer der beiden Alphas die Kontrolle verlieren sollte.

"Wie habt ihr es geschafft hier raus zu dürfen?", fragte Joshua.

"Wir müssen vielleicht ein paar getragene Trikots unterschreiben lassen, aber das ist den Aufwand wert. Dürfen wir etwas mitspielen?", fragte Jule und schaute besonders Joshua fragend an. Der reagierte jedoch nicht.

"Aber sich doch, oder Jo?", fragte ich ihn gezielt.

"Wie? Was? Achso, ja natürlich dürft ihr mitspielen", regte sich auch Joshua und schaute betreten auf den Boden.

"Zwei gegen zwei?", fragte Marco und wir drei nickten.

"Marco und Julian gegen Joshua und mich?", fragte ich und erntete erneut Zustimmung in der Gruppe.

"Dann los", forderte Julian und ganz schnell waren wir vier in ein spannendes Spiel verwickelt. Natürlich ging es fair und ohne Fouls zu. Es machte einfach unglaublichen Spaß und Joshua lachte ebenfalls total befreit. Marco und Jule hielten sich etwas zurück, immerhin waren da noch die Pfleger, wodurch es wenig verwunderlich war, dass Joshua und ich das kleine Matsch gewannen.

"Gewonnen", freute sich Joshua und klatschte mit mir ab.

"Und die Hauptattraktion waren wir auch noch", kam es seufzend von Julian, der dicht neben Joshua trat. Erst jetzt richtete ich meine Aufmerksamkeit auf meine Umgebung und stellte fest, dass wir von allen Omegas die hier draußen waren beobachtet wurden. Sogar von den Fenstern blicken uns neugierige Gesichter entgegen.

"Die meisten kennen uns nur aus dem Fernseh. Sie waren noch nie bei einem Spiel oder einem öffentlichen Training. Du hättest die mal an meinem ersten Tag hier starren sehen sollen", meinte Joshua und lächelte bedrückt. Er hatte es nicht einfach gehabt hier und es tat mir unglaublich leid, dass er so viel durchmachen musste, während ich von Marco gerettet worden war.

"Sollen wir ihnen dann noch eine kleine Show bieten?", fragte Marco.

"Lieber nicht. Das wird eh schon die Runde machen und ich darf eigentlich nicht mit einem Ball spielen", meinte Joshua traurig.

"Bald ist das auch anders. Bald bist du hier raus und bei mir und dann kannst du Fußball spielen so viel du willst. Du kannst auch mit ins Training, genau wie Mario", versicherte Jule dem traurigen Joshua sofort.

"Du meinst ich darf da einfach mit", fragte Joshua.

"Aber klar. Mario ist ja auch dabei", meinte Jule.

"Und die Jungs werden das nicht komisch finden oder blöd tun?", fragte Joshua unsicher.

"Aber sich nicht. Haben sie bei Mario ja auch nicht, oder Mario?", fragte er mich.

"Nein, haben sie nicht", meinte ich in einer Zwangslage, denn nach Jules nicken fügte ich leise hinzu. "Noch nicht." Ich war mir nicht sicher, wie sie nach der Geschichte mit meiner Hitze jetzt auf mich reagieren würden. Vielleicht waren sie seit dem Ärger jetzt doch nicht mehr so bereit mich zu akzeptieren. Vielleicht wäre es besser, wenn ich mich nicht mehr beim Training blicken ließe. Allerdings würde ich Joshua davon nichts erzählen.

"Worüber grübelst du nach?", fragte Marco leise und legte mir einen Arm um die Schulter.

"Es ist nichts. Ich musste nur daran denken, wie unser Leben vor ein paar Wochen noch war und was jetzt draus geworden ist. Was wir jetzt sind, hier stehen und was wir wohl noch vor uns haben", antwortete ich Marco.

"Es war eine turbulente Zeit", stimmte mir Marco zu.

"Das war es. Es darf gerne wieder ruhiger werden", antwortete ich ihm und Marco lachte leise auf.

"Ich weiß nicht, ob das in unserem Leben überhaupt möglich ist."

"Wahrscheinlich nicht", stimmte ich ihm zu. So wie ich das einschätzte stand uns sogar noch eine recht turbulente Zeit bevor und um das nächste große Ereignis mussten wir uns heute noch kümmern.

"Wir müssen noch mit Joshuas Betreuerin reden. Wie wir wohl zu ihr kommen?", überlegte ich.

"Ich glaube das müssen wir gar nicht. Schau mal, wer da auf uns zu kommt", antwortete mir Marco und ich schaute schnell in Richtung des Haupthauses. Tatsächlich kam da Joshuas Betreuerin auf uns zu gelaufen. Ihr Miene war hart und es war nicht abzulesen, was uns jetzt gleich erwarten würde.

"Auf in den Kampf", murmelte Jule, der mit Joshua direkt neben Marco und mich getreten war.

Sleepless DreamerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt