(Bild von Seungmin- links und Woojin- rechts Kim)
Geld
Woojin Kim
Ich räumte den Honig in den Küchenschrank. Das war der letzte Gegenstand, den ich aus der Einkaufstüte nahm. Heute war wieder einer der anstrengenderen Tage. Ich war vor sieben schon wach, um an der Schule zu sein. Meine Schicht endete um 13 Uhr, worauf ich um 14 Uhr meinem Zweitjob nachgehen musste. Ich kassierte in einem Kiosk bis um 18 Uhr. Gleich darauf ging es in ein Einkaufscenter zum einkaufen. Das wurde auch mal wieder Zeit. Nur leider musste ich bis zum Monatsanfang warten. Ich seufzte. Das ging so nicht weiter. Mein Bruder und ich kamen gerade noch über die Runden. Das war nicht in Ordnung. Seungmin sollte nicht ganze zwei Wochen warten, um seinen Lieblingshonig morgens frühstücken zu können. Er hatte das Recht, jeden Tag frisches Brot zu sich zu nehmen. Nach der Schule sollte er das Recht haben, sich das zu kochen, worauf er Lust hatte. Das war der Grund, wieso ich mich nun entschied, auch am Wochenende zu arbeiten. Die Bewerbung hatte ich auch schon rausgeschickt. Ich dachte an ein Altenheim. Acht Tage im Monat... Da wäre ich bei 600€, die ich zusätzlich verdienen würde. Wenn es dann Tage gäbe, an denen ich für Doppelschichten bereit wäre, würde noch viel mehr dabei rauskommen. Das klang nicht sonderlich schlecht. Ich hoffte nur, dass ich damit nicht am Ende meiner Kräfte sein würde. Seungmin sagte zwar, dass er auch arbeiten könnte, dass er kein Taschengeld brauchte und dass ihm egal war, ob er Honig frühstückte oder nur einen Apfel aß. Aber ich kannte meinen kleinen Bruder doch. Er liebte den Honig, er hasste es zu arbeiten und er brauchte sein Taschengeld für seine Bedürfnisse. Er bot mir natürlich auch an, die Schule zu wechseln, aber das ließ ich nicht zu. Natürlich ging das meist verdiente Geld im Monat für die Kosten seiner Schule drauf, aber das war es wert. Wer diese Schule besuchte, hatte anschließend nur noch gute Chancen, um an ein College zu kommen oder sogar ein Stipendium zu ergattern. Da nahm ich die 850€ im Monat in Kauf. Das Haus, in diesem wir lebten, das nahm ich auch in Kauf. 1000€. Dann kam die Versicherung meines Autos hinzu. 400€. Da ich arbeitete und Seungmin zur Schule ging, berechnete man unsere Versicherung ebenfalls. Jeweils 250€, weshalb ich bei 500€ wäre. Vergaß man nun nicht die Steuer des Autos und sämtliche Nebenkosten. Diese Summen allein, deckten fast den monatlichen Gehalt, den ich für den Hausmeisterjob und als Kassierer verdiente. Was war nun, wenn etwas kaputt ging? Wenn wir Kleidung bräuchten? Wenn wir uns was gönnen wollten? Wenn Seungmin etwas für die Schule brauchte? All diese Dinge, diese kosteten auch.
Den Kopf geneigt, erwischte ich mich bei dem Gedanken, dass ich mir wünschte, unsere Eltern wären noch hier. Ihr tragischer Unfall am Tage meiner Entlassung... Das war einfach Pech. Es war Unglück. Es war ein Schicksalsschlag, mit diesem Seungmin und ich klarkommen mussten. Das war nun drei Jahre her... Und es war in Ordnung. Wir kamen irgendwie klar. Wie wir es immer taten.
Wir hatten nun mal früh gelernt, dass es nur uns beide gab und dass das das Wichtigste war.
Apropos. Mein Bruder war es, der die Treppe hinunter gelaufen kam.„Hey, keiner Bruder", ich lächelte. „Wie geht es dir?"
Er blieb auf der letzten Treppenstufe stehen. Ich sah, dass er sich zu einem Lächeln zwang.
„Gut. Danke Woo."
Ja, er nannte mich Woo. Als Einziger. Neben ihm tat es sonst meine Mutter. Wie ich aber bereits erwähnte, lebte sie nicht mehr.
„Sicher?", hob ich eine Augenbraue.
Ich ahnte, weshalb es ihm nicht gut ging. Es ging um die Schule. Es ging immer um die Schule. Einmal war er glücklich, dann wieder traurig. Plötzlich war er verknallt und die Welt sah gut aus. Im nächsten Moment wurde er abgewiesen und die Welt sah schlecht aus. Er sprach auch von diesem Jungen... Der ihn ständig nervte. Eben der, dem ich heute begegnet war. Ich war mir mehr als sicher, dass es genau um diesen Jungen ging.
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Too much Promises - Stray Kids FF, Hwang Hyunjin
Teen Fiction*wird demnächst auf Rechtschreibfehler überarbeitet* „Das sind zu viele Versprechungen, Hwang Hyunjin." „Und ich werde mich an jedes Einzelne halten." *** ...