Kapitel 12

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(Bild von Jisoo Chaehyoung)

Vergiss es

Han Seo

„Was zur Hölle?", platzte es aus mir.

Da stand sie tatsächlich. Jisoo Chaehyoung. Sie stand vor dem Bürozimmer meines Vaters. Nachdem ich gesehen hatte, wie sie die Tür angefasst hatte, was wirklich merkwürdig aussah, dachte ich, sie würde gleich aufhören, aber das tat sie nicht. Sie wagte es, die Tür zu öffnen. Wie eben zu erwarten war.

„I-Ich...", stammelte sie und ich war mit gehobener Brust auf sie zugegangen.

Es war nicht wirklich Wut, die sich durch meine Adern pumpte, nein. Es war das Gefühl, es besser gewusst zu haben. Genau das war das Gefühl gewesen, was mich direkt durchschoss. Ich hatte es gewusst. Es endlich beschäftigt bekommen. Die Bestätigung, dass Jisoo nicht zu den Guten gehörte. Und da war sie. Die Wut... Heute musste mein Bruder nämlich enttäuscht werden. Wegen ihr...

„Was? Du willst wissen, was da drinnen ist?", schlug ich die Tür mit meiner Faust auf, da sie diese nicht schloss.

Nicht einmal darum machte sie sich die Mühe. Zusammengezuckt war sie zurück gewichen. Durch geweitete Augen, blickte sie in das Zimmer.

„Zufrieden?", knurrte ich.

Das alte Bürozimmer war schon lange kein Bürozimmer mehr. Wieso auch? Es wurde vor einiger Zeit ausgeräumt und stellte nun ein Abstellraum da. Nur solang, bis die Renovierungen für unser neues Badezimmer stattfand.

„Tut mir wirklich leid, ich-", versuchte sie zu sprechen.

„Halt den Mund", unterbrach ich sie.

Ihre Augen blieben groß. Ihre Schultern gesackt und die Hände ans Kinn gelegt. Ich wusste, dass das eine entschuldigende Haltung war, aber das war mir sowas von egal. Es war nicht wichtig, was sie sagte, weil sie es nicht ernst meinte. Sie würde es wiederholen. Das Vertrauen hatte sie damit missbraucht. Meines meinte ich damit nicht. Ich hatte Changbin's gemeint. Zudem wusste ich, dass das ein Grund sein würde, wieso mein Bruder sie von nun an verabscheuen würde. Neugier gefiel ihm nicht. Genauso wenig wie mir. Vertrauensbruch gefiel uns beiden nicht. Mainstream auch nicht. Sie unterschied sich kein bisschen von den anderen Menschen, die uns besuchten. Kein bisschen.

„Verlass unser Haus. Jetzt.", deutete ich auf die Treppen, die nach unten führten.

Ganz ehrlich? Ich wollte es wirklich mit ihr versuchen. Für meinen Bruder. Er hatte sie schließlich zu uns nach Hause eingeladen. Das bedeutete etwas. Er mochte sie wohl gerne. Aber solch ein Verhalten, hatte ich nicht dulden können. Nein. Sie würde ihm Probleme bereiten. Das konnte ich nicht zulassen.

„Was?", schluckte sie und ich wurde lauter.

„Du hast mich verstanden! Verzieh dich oder ich trag dich hier raus!"

Man hatte mein Verhalten sicher nachvollziehen können. Durch den Vertrauensbruch in unseren Vater, war ich sehr empfindlich geworden. Meine Familie wurde es allgemein. Das war der Grund dafür, wieso wir uns nicht unter die Menschen mischten. Wieso wir keine Nachbarn hatten. Wieso wir keine Freunde hatten. Wieso wir niemanden in unser Haus ließen... Sie waren alle nämlich auf dasselbe hinaus. Entweder auf unser Geld oder sie wollten wissen, was es mit unserem Vater auf sich hatte. Ich konnte das nicht mehr hören. Nicht mehr sehen. Sie sollte gefälligst hier raus.

„Alter", kam eine weitere Stimme dazu. „Was ist denn hier los?"

Es war Changbin. Wie zu erwarten. Noch bevor ich etwas sagen wollte, sprach Jisoo.

Too much Promises - Stray Kids FF, Hwang HyunjinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt