Kapitel 23

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(Bild von Minho Lee)

Freunde

Jisoo Chaehyoung

Lee.

Das war die Eingravierung, über die ich strich. Der Nachname von Minho. Zum ersten Mal stand ich vor seiner Haustür. Ich war bewusst zu ihm nach Hause gegangen. Etwa nicht, um mich bei ihm zu beschweren oder sowas. Ich wollte zu ihm, weil ich es für richtig hielt. Unbedingt musste ich ihm erzählen, was passiert war. Ich fühlte mich nicht schlecht, nein. Dass ich Jennie die Tatsache zwischen mir und Minho unter die Nase rieb, das war nicht der Grund für mein schlechtes Gewissen. Mein schlechtes Gewissen galt Minho. Er sollte sich nicht wundern, wenn er mit ihr in Kontakt kam. Er sollte sich nicht wundern, wenn sie ihn abstieß. Ich klärte ihn lieber persönlich auf, dass sie wütend auf ihn war und dass ich ihr davon berichtete. Dass ich ihr von ihm und mir erzählte. Mir war wichtig, dass er das von mir erfuhr. Ich atmete durch, als ich klingeln wollte, jedoch kam ich nicht dazu.

„Jisoo?", wurde mein Name gerufen.

Überrascht drehte ich mich zurück. Ich kannte die Stimme. Minho. Es war tatsächlich Minho selbst, der mit einem großen Lächeln auf den Lippen auf mich zukam. Ich kniff die Augen zusammen. Der Junge färbte seine Haare. Überzeugt von der Haarfarbe, nickte ich. Ein heller Ton. Ein Mix aus lavendellila und grau. Eine sehr schöne Farbe, die zu seiner blassen Haut perfekt passte. Ich musste grinsen. Dadurch spürte ich, wie es in meiner Wange schmerzte. Es war die Wange, die Jennie's Schlag abbekam.

„Was machst du denn hier?", erreichte er mich und blickte hinter mich.

Ich zuckte die Achseln. „Du hast deine Haare gefärbt?"

Die Augenbraue gehoben, musterte ich sein Aussehen. Wieso war er denn bloß so schick angezogen?

„Ja", seufzte er erfreut, worauf er sich übers Haar fuhr. „Du weißt doch, dass ich in der Theatergruppe bin. Deshalb der Fummel und die Haare", erklärte er.

Ich nickte verstanden.

„Ich überlege aber, die Haarfarbe drinnen zu lassen."

„Steht dir gut.", zwinkerte ich.

Er schenkte mir daraufhin sein unwiderstehliches Grinsen. Das Grinsen, dass nur er auf den Lippen tragen konnte.

„Denkst du, Jennie würden sie auch gefallen?", fragte er und mir fiel ein, weshalb ich hier war.

„Apropos Jennie...", verzog ich die Unterlippe.

Irgendwie fiel es mir jetzt doch schwerer, ihm das zu beichten. Ich wusste schließlich, wie gern Minho sie hatte. Für einen kurzen Moment, da überlegte ich, ob ich es nicht doch sein lassen sollte...

„Was ist mit Jennie?", verschwand Minho's Lächeln leicht und ich hörte die Unsicherheit in seiner Stimme.

„Ehm...", presste ich hervor.

Eigentlich gab es keinen Weg mehr zurück, also entschied ich mich für das Richtige.

„Okay... Also", spielte ich mit meinen Händen. „Es war so. Jennie und ich haben uns fürchterlich gestritten."

Er nickte, als hätte er mich verstanden.

„Okay", gestikulierte er. „Und weiter?"

Natürlich wusste er, dass das nicht alles war. Minho hatte ein gutes Gespür. Musste er haben, wenn er mit meinem Bruder befreundet war. Zudem war das doch klar, dass das nicht alles war. Für solch eine Kleinigkeit hätte ich niemals persönlich aufgesucht.

Too much Promises - Stray Kids FF, Hwang HyunjinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt