(Bild von Jisoo Chaehyoung- links und Jennie Park- rechts)
Gewissensbisse
Jisoo Chaehyoung
Am Schaufenster vorbei, biss ich mir auf die Unterlippe. Etwa nicht, weil ich überlegte, ob ich das Kleid kaufen sollte, was die Schaufensterpuppe trug, sondern weil ich in Gedanken versunken war. Ich musste an den gestrigen Vorfall denken. An den Vorfall bei den Seo's. An die Einladung zu ihnen nach Hause, der bestens anfing, aber grottenschlecht ausging. An die Einladung, die ich annahm, nur um dumm zu sein. Wieso war ich nur an diese Tür gegangen? Wieso musste ich sie anfassen? Wieso hatte ich die Türklinke runter drücken müssen? Wieso konnte ich meine Neugier nicht halten? War ich etwa so blöd? Ich wusste innerlich doch, dass das nach hinten losgehen würde. Das war immer der Fall. Ich war ein Pechvogel. Die Arme vor der Brust verschränkt, erinnerte ich mich wieder. Wie ich da stand und mein Oberkörper gegen die Tür drückte. Wie ich mich erschrocken hatte... Wie Han da stand. Mich auf frische Tat ertappte...
Meine Wangen fingen an zu glühen, sobald ich daran zurück dachte. Wie peinlich... Wieso war ich einfach weggelaufen? Das hatte das alles sicher nur viel schlimmer gemacht! Zum Glück hatten wir heute auch keine Schule. Ich würde es niemals ertragen, Changbin heute schon wieder über den Weg zu laufen. Oder Han... Han, vor dem ich jetzt mindestens genauso viel Angst hatte, wie jeder andere auch. Der war mir gestern zu aggressiv gewesen. Wie er gegen die Tür donnerte und lauter wurde. Wie er mir zu nahe gekommen war... Dann Changbin. Natürlich blamierte ich mich daraufhin, was sich wie in Endlosschleife bei mir abspielte. Darauf wollte ich aber nicht hinaus. Ich musste daran denken, wie verwirrt Changbin war. Vor allem, von meinem plötzlichen Verschwinden. Ob Han ihm alles erzählte? Sicherlich. Sonst hätte mir Changbin geschrieben. Tat er jedoch nicht. Er ignorierte mich. Ganz klar. Wieso sonst hatte er mir nicht geschrieben? Das ergab anders keinen Sinn. Han war sowieso keiner, der den Mund hielt. Vornehmend war er keinesfalls. Der hatte mit Sicherheit die Wahrheit ausgeplaudert. Fand ich das übel? Ja. Meine erste Einladung ging nach hinten los. Selbstverständlich war das mein Fehler. Ich musste ja nicht neugierig sein, nur überkam es mich auf einmal. Ich ruinierte es. Sie würden es weiter erzählen und niemals würde mich je wieder jemand einladen. Alle würden glauben, ich sei eine Diebin. Eine Schnüfflerin. Innerlich seufzte ich. Wen machte ich hier was vor? Wieso gab ich denn nicht offen und ehrlich zu, dass ich traurig war. Traurig über mein Verhalten und traurig über den Fakt, dass es wohl vorbei war. Vorbei zwischen Changbin und mir. Obwohl es zwischen uns beiden keine zwei Monate lief und ich keine romantische Gefühle für ihn pflegte, verletzte es mich, das Ende kommen zu sehen. Ich mochte ihn nämlich. Ich hatte ihn als Menschen sehr gerne...„Du bist auf der Übernachtungsparty dieses Wochenende, richtig?", durchbrach eine weibliche Stimme meine Gedanken.
Es war die von Jennie. Meiner besten Freundin. Natürlich hatte ich ihr vom Reinfall bei den Seo's erzählt. Sie schlug das Shoppen vor. Ich liebte shoppen. Das wusste sie. Ob es im Endeffekt half? Nun... Ich fühlte mich zumindest nicht mehr alleine mit meinen Gefühlen, wie auch Gedanken.
„Übernachtungsparty?", musste ich fragen und strengte mich beim Nachdenken an.
Sie schubste mich leicht. „Die von Felix? Deinem besten Freund? Hallo?"
Apropos Felix. Dem hatte ich das alles ja erst zu verdanken. Noch kam ich gar nicht dazu, mich mit ihm auszutauschen, war aber sowas von bereit. Ich war bereit, ihm vor zu werfen, dass sein Gerede dafür schuld war. Innerlich rollte ich die Augen. Okay. War er zwar nicht zu hundert Prozent, aber sagen würde ich es ihm trotzdem.

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Too much Promises - Stray Kids FF, Hwang Hyunjin
Jugendliteratur*wird demnächst auf Rechtschreibfehler überarbeitet* „Das sind zu viele Versprechungen, Hwang Hyunjin." „Und ich werde mich an jedes Einzelne halten." *** ...