(Bild von Jennie Park)
Blaue Wunder
Jisoo Chaehyoung
Ich fühlte seine Lippen noch auf meine. Seine Berührungen auf meiner Wange. Seine Hand auf meiner Hüfte. Seine Zunge an meiner Zunge. Die Wärme unserer Körper. Das Gefühl in meiner Brust. Die Intensität... Als wäre es nicht bereits Stunden her gewesen. Ich wusste nicht, was das sollte. Wieso so fühlte. Wieso ich so dachte. Wieso ich das zuließ. Wieso ich ihn ließ... Mich zu küssen. Denn... Es war nicht die Art Kuss, die ich sonst mal hatte, nein. Es war kein Kuss, den ich mit irgendwelchen Typen hatte, wie... Seokjin, Namjoon, Felix oder Changbin. Nein. Es war ein Kuss, der sich anders anfühlte. Völlig anders. So anders, wie ich erwartete, dass es so anders werden würde. Deshalb wollte ich es doch nicht! Die ganze Zeit über! Ich wusste, dass Hyunjin bedeutete, es würde kompliziert werden und ich hasste es kompliziert. Mit all den Gefühlen... Gedanken... Und Fragen.
Was war das denn jetzt mit uns? Ich raufte mir übers Haar. Wir hatten uns geküsst, das zweite mal. Das erste mal, das war wegen dem Flaschendrehen und der Pflichtaufgabe. Wir hatten danach darüber geschwiegen. Größtenteils... Würden wir es wieder tun? In mir kam ein unruhiges Gefühl auf. Ich hoffte nicht...
Verflucht! Mich müssten ganz andere Dinge beschäftigen. Mein Bruder zum Beispiel oder Minho... Oder Jennie...
Aber... Der Kuss tat so gut. Wieso sollte ich immer an die negativen Dinge denken, wenn es die positiven gab? Ich wusste doch, dass Jennie nicht mit mir reden wollte und das Minho ein Arschloch war. Ich wusste, dass Chan nicht hier war und so schnell auch nicht zurückkehren würde. Ich wusste, dass Felix eine Einbildung war. Er fehlte mir nur. Was war also? Wieso durfte ich nicht versuchen mit den kleinen Dingen glücklich zu sein? Ich wurde geküsst. Geküsst von jemanden, den ich gerne mochte. Sehr gerne sogar... Von jemandem, der mich wohl auch gerne mochte. Der danach nicht direkt Sex mit mir haben wollte. Der sich mit mir geduldete. Bei dem ich das Gefühl bekam... Er wollte mich kennenlernen.
Eine Gänsehaut überkam mich. Aber wollte ich... Dass Hyunjin mich kennenlernte? Wollte ich ihn in mein Leben lassen? In meine Welt? In meine Gedanken? In meine verzwickte Art... Zu leben? Sollte ich ihn in meine Unsicherheiten einweihen? In meine Sichtweise auf meine Umwelt?
Ich gab offen zu. Diese Fragen stellte ich mir noch nie... Außer bei Felix. Aber bei ihm nicht, weil ich glaubte, ich könnte ihn mehr mögen als gewöhnlich. Bei ihm war es aufgrund von Freundschaft. Ich hielt mir den Kopf. Die Offenbarung müsste Vertrauen bedeuten. Die Frage war nun... Vertraute ich ihm? Ja... Aber nur begrenzt. So... Wie ich Chan begrenzt vertraute. Minho. Jennie. Felix... Das war ein Geheimnis, dass ich mit keinem teilen wollte, außer mit meiner Familie. Einfach, weil... Sie mich kannten, wie ich war. Sie akzeptierten mich wie ich war, weil sie es mussten. Aber jetzt stellte sich Frage, würde mich ein anderer auch akzeptieren, wie ich war, nachdem er erfahren würde, was mit mir nicht stimmte? Ganz sicher nicht. Das konnte ich mir einfach nicht vorstellen. Niemand anderes könnte mich so akzeptieren. Alle würden nur mich glauben, ich log. Alle würden nur noch daran denken, dass ich krank war und wären nicht mehr imstande mehr zu sehen. Sie würden mich in keine Situationen mehr einweihen, weil sie mich „schützen" wollen würden. Sie würden mich nicht mehr ernst nehmen. Mich nicht mehr als Person akzeptieren... Sie würden mich alle verstoßen... Ich wäre am Ende alleine und... Ich wollte nicht alleine sein.
Du bist gerade wirklich unfair, ging es mir durch den Kopf. Das stimmte. Das war ich. Wie konnte ich den Kuss zulassen? Wie, wenn mein Bruder festgenommen wurde? Wenn man darüber sprach, er hätte jemanden ermordet? Wieso machte es mir nicht soviel aus, wie es das tun müsste?! Hatte Minho recht? War ich ein Unmensch? Wollte ich den Fokus nur auf mich legen? Aber was konnte ich dafür! Meine Erkrankung ließ es ja anders nicht zu!
Ich seufzte, bevor ich überlegte, mich zu setzen. Ich musste mich ganz schnell auf eine Bank setzen. Erstmals zur Ruhe kommen... Doch ich kam nicht dazu. Das Vibrieren meines Handys hielt mich ab. Ich nahm es fast schon wie von selbst hervor. Ich musste auf das Bildschirm sehen.
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Too much Promises - Stray Kids FF, Hwang Hyunjin
Teen Fiction*wird demnächst auf Rechtschreibfehler überarbeitet* „Das sind zu viele Versprechungen, Hwang Hyunjin." „Und ich werde mich an jedes Einzelne halten." *** ...