(Bild von Han Seo)
the truth
Han Seo
Wenn mich andere so sahen, dachten sie sicherlich ich sei auf Drogen. Denn wie mir der Schweiß hinabfuhr, das sah nicht gesund aus. Mir war heiß. Mein Körper brannte. Mein Kopf schmerzte. Meine Hände zitterten. Mein Herz klopfte wie wild und meine Atmung ging viel zu schnell. Mir war zeitweise schwindelig geworden, sodass ich dachte, ich würde gleich umkippen. Mein Verstand spielte verrückt. Die Gedanken und Erinnerungen brachen nur so auf mich ein. Von meinen Gefühlen mal ganz zu schweigen. Ich konnte an nichts anderes mehr denken, als an meinen Vater. An ihn. An Chan. An das, was er sagte. An Jeongin. Das war alles so verwirrend. In einigen Momenten dachte ich, ich bildete mir das alles nur ein und das Gespräch mit ihm fand nie statt. In anderen Momenten bildete ich mir andere Sätze ein und versuchte das Gespräch mit Chan in meinem Kopf zu verformen. Das... War so dumm, aber ich wusste, dass das eine Art war, meine Erlebnisse zu verarbeiten. Mein Gehirn wollte mich täuschen, um mich zu beschützen. Aber ich konnte nicht mehr beschützt werden. Ich war nirgends mehr sicher. Das würde ich nie wieder sein, wenn mein Vater aus dem Gefängnis entlassen wurde. Er würde uns suchen. Er würde uns finden. Er würde uns... Leiden lassen. Er würde erst meine Mutter umbringen und dann... Dann würde er sicherlich mich umbringen, um Changbin sein Ende zu erschweren. Er würde ihn leiden lassen wollen und das konnte ich nicht zulassen. Ich konnte nicht zulassen, dass er ihm weh tun wollte. Meiner Mutter weh tun wollte. Mir weh tun wollte...
Wie konnte es sein, dass es sich all die Jahre soweit entfernt anfühlte und jetzt zur Realität wurde? Wie konnte es sein, dass es plötzlich nicht mehr nur eines meiner Ängste war, dass er entlassen werden könnte, sondern nun tatsächlich über die Wirklichkeit gesprochen wurde? Wie konnte es sein... Dass er mir so nah war? Die Gänsehaut machte sich ununterbrochen auf meiner Haut breit. Er durfte nicht raus kommen. Er durfte es nicht. Nicht, nachdem wir uns so gut durchs Leben schlugen!„Gehts Ihnen gut?", hörte ich eine Krankenschwester zu mir sprechen.
Es klang so gedämpft. Ihre Stimme erreichte nicht ganz meine Ohren. Ich dachte, ich würde träumen. Ich stolperte einfach an ihr vorbei und suchte nach dem Zimmer, in dem Minho sitzen musste. Ich fand Changbin nicht. Er war nicht zu Hause, also musste er hier sein. Ich hätte ihn ja angerufen, aber meine Finger zitterten zu sehr, als dass ich nach seiner Nummer suchen konnte. Ich presste die Augen für einen Moment zusammen, um mit den grellen Lichtverhältnissen klar zu kommen. Würde Changbin die Nachricht gut aufnehmen? Würde er durchdrehen? Was würde er tun? Würde er mir überhaupt bis zum Ende zuhören können? Wie sollte ich ihm das bitte sagen? Mir wurde schlecht, weil mein Körper sich nicht beruhigen konnte. Sollte ich es ihm gar nicht erzählen? Aber das würde er mir anmerken! Ich war zu schwach, um es vor ihm geheim zu halten. Obwohl ich ihn schützen wollte! Ich war einfach viel zu schwach. Die Tatsache, dass unser Vater raus wollte, daran würde ich zerbrechen, würde ich es für mich behalten. Ich würde daran kaputt gehen. Weil... Ich zu schwach war! Genauso wie ich zu schwach war, um mich zusammen zu reißen. Ich drehte hier am Rad, während ich durch ein Krankenhaus geisterte. Was war nur los mit mir? Ich schlug mir sachte auf die Stirn. Nicht ein einzigen Mal konnte ich bei all meinen Sinnen bleiben. Nicht einmal. Immer musste ich den Verstand verlieren. Immer musste ich durchdrehen. Oh, Gott. Ich stand vor einem mentalen Zusammenbruch. Ich spürte das. Die Welt um mich herum fing an sich zu drehen. Ich schluckte hart. Doch sobald nach meiner Schulter gegriffen wurde, war es für mich, wie... Als hätte man mich aus den Fängen meiner Vergangenheit gerissen. Aus den wütenden Händen meines Vaters. Man hatte mich von ihm gezerrt und auf die Beine befördert. Ich konnte für einen Moment erleichtert aufatmen. Ich fiel nicht. Ich fiel noch nicht. In das tiefe schwarze Loch... Nein. Ich fiel nicht. Nicht jetzt... Erstmal nicht...
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Too much Promises - Stray Kids FF, Hwang Hyunjin
Teen Fiction*wird demnächst auf Rechtschreibfehler überarbeitet* „Das sind zu viele Versprechungen, Hwang Hyunjin." „Und ich werde mich an jedes Einzelne halten." *** ...