(Ein Bild von Jisoo Chaehyoung)
Der Sturm III
Jisoo Chaehyoung
Es war der letzte Schuss, der für Ruhe sorgte. Ruhe. Stille. Ein für alle Mal. Nach dem es für ein letztes Mal für Chaos sorgte, kehrte Ruhe ein. Es erinnerte mich an ein Filmfinale. An ein Filmfinale, in dem zu viel gleichzeitig los war, bevor die Polizei eintraf und dann endlich alles aufhörte. Die Situation war keineswegs damit zu vergleichen. Die Polizei war nämlich nicht hier. Weder sie, noch hörte der Horror auf. Es wurde halt eben nur... Ruhig. Der Schuss ertönte. Der Schuss, der alles veränderte. Der Schuss, der mich vor ihnen abrupt zum Stillstand brachte. Eines, dass mich derartig erschrak, sodass ich zurückwich und beinahe zu Boden gefallen war. Es geschah wie in Zeitlupe. Die Kugel kam aus einer ganz anderen Richtung. Sie kam von rechts. Sie galt meinem Bruder. Der, der auf Seungmin saß und ausholte, um dem Horror ein Ende zu bereiten. Tatsächlich hatte die Kugel meinen Bruder getroffen. Sie traf ihn. Sie traf das Fleisch direkt unter seinem Schlüsselbein. Den Bereich unter seinem Schlüsselbein, dicht neben seiner Achsel. Chan krümmte sich und keuchte keine Sekunde später. Das Blut, dass nur floss, weil die Wunde entstand, tropfte bereits. Es spritzte direkt beim Treffer. Seungmin, der unter Chan lag, bekam alles ins Gesicht. Mein Bruder fasste sich an die getroffene Stelle und konnte kaum noch atmen. Mein Blick galt ihm, bis das darauffolgende geschah. Felix war gefallen. Er, Felix, kippte zurück. Sein Körper fiel schwer zu Boden. Das Gewehr neben ihm ebenfalls. Die Kugel nämlich, die meinem Bruder bestimmt war, sie traf Felix. Sie ging durch Chan hindurch und traf meinen besten Freund. Sie hatte seinen Schädel erreicht. Es war ein Schuss in seinen Kopf. Meine Augen waren geweitet, als ich den Körper vor mich liegen sah. Meine Beine wie angewurzelt, schien ich zu einem Eisberg geworden zu sein. Ich bewegte mich kein Stück, nein. Mein Körper stand regungslos da. Wie Felix' Körper regungslos da lag. Er lag da. Das Gewehr neben ihm. Und mein Bruder? Mein Bruder fiel auf Seungmin, der ihn von sich runter schubste. Das Blut, dass aus Felix' Kopf floss, das breitete sich auf dem Boden aus. Seungmin konnte dem gerade noch ausweichen. Entsetzt über das ganze Blut, saß er erst noch auf dem Boden.
Das Bild vor mir... Das Bild, was sich da zeigte und sich in mein Gehirn einbrannte... Es ähnelte einer Filmszene, die angehalten wurde. Allein das Blut, dass in Mengen aus dem Kopf der Person vor mir floss, das war schlicht das Einzige, das auf dem Bild als beweglich galt. Ich fühlte mich... Ich wusste nicht, wie ich mich fühlte. Es wirkte surreal. Als befände ich mich in einem Traum, in diesem ich mich selbst nicht fühlen und hören konnte. Selbst meine Stimme war verschwunden. Einfach verstummt. Als läge ich alleine in meinem Bett und würde jeden Moment aufwachen. Aber all das. Das war kein Traum und schon gar nicht ein Albtraum. Das war die Realität. Das Klappern meiner Zähne bewies es mir, wie auch meine zitternden Hände. Mein klopfendes Herz. Mein pochendes Herz. Der Ton war so unnatürlich. Meine Konzentration war geschwächt. Leider nicht stark genug, um den Blick der beiden Körper vor mir abzuwenden. Das ganze Blut... Es kam aus seinem Kopf geflossen und ich war wie hypnotisiert. Ich fragte mich, wie Blut solch eine dunkle Farbe annehmen konnte. Ein roter Ton, dominiert von der Dunkelheit. Schwarz. Wieso wurde in Büchern und Filmen beschrieben, dass Blut rot war, wenn ich sehen konnte, dass es schwarz war? Mein Atem ging schnell. So schnell, dass mir davon schwindelig wurde. Chan... Felix...„Steh auf", keuchte der Amokläufer.
Der Schütze. Der... Der geschossen hatte.
„Verdammt, steh auf!", riss er Seungmin hoch.
Mein Blick wanderte stockend und zitternd in seine Richtung. Im nächsten Moment geschah es. Ich musste mich übergeben. All die Säure in meinem Magen. Sie stieg auf und fand ihren Weg nach draußen. Ätzende, stinkende Säure. Um mich übergeben zu können, drehte ich mich von Chan und Felix weg. Ich versuchte eine Erleichterung zu spüren, nachdem mein Magen entleert wurde. Aber natürlich empfand ich keine. Ich hatte mich nur wieder zu den schwarzen Gestalten gedreht. Dem Albtraum... Meinen Mund wusch ich mir grob trocken.

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Too much Promises - Stray Kids FF, Hwang Hyunjin
Jugendliteratur*wird demnächst auf Rechtschreibfehler überarbeitet* „Das sind zu viele Versprechungen, Hwang Hyunjin." „Und ich werde mich an jedes Einzelne halten." *** ...