(Bild von Jisoo Chaehyoung)
Chaos
Jisoo Chaehyoung
Ich fühlte mich nicht gut. Ich fühlte mich wirklich nicht gut und das sagte ich nicht nur so. In meinem Kopf und meinem Körper war soviel los, zugleich fühlte ich mich aber auch wie eine weite Wüste. Alleine. Ausgegossen. Ausgetrocknet. Ich wusste wie sich das nannte. Mein Zustand. Es war der reinste Chaos. In mir war ein Chaos ausgebrochen, ja. Ein Chaos, wie ich den noch nicht kannte und noch nie hatte. Ich war so überfordert. Ich könnte eigentlich nur noch weinen, was mir aber unmöglich erschien, weil mir jegliche Energie dazu fehlte. Ich saß nur. Mein Blick war starr zur Tür gerichtet, hinter dieser mein Bruder saß. Mein Bruder, für den wir hier nun saßen. Für den ich immer still da saß. Um den es immer ging. Der es einfach nie sein lassen konnte. Der stets im Mittelpunkt stand... Früher stand er im Mittelpunkt, weil er mit großem Hass zurecht kommen musste, der ihm gegenüber galt. Schließlich war es sein Selbsthass, um den es ging. Sein Hang zur Selbstverletzung. Die Art, seine ganzen Gefühle mit seinem Verhalten zu verarbeiten. Nach weiterten Entwicklungsprozessen waren seine Gefühle und sein Verhalten nicht nur an sich selbst gerichtet, sondern auch an andere. Schließlich wurde das zum Problem. Er und andere... Seine Schlägereien. Seine Wut. Seine dominante Art... Dann war es der Amoklauf. Seine Verletzungen... Die Therapie... Jetzt war es der Tod eines Menschen, den er zu verantworten hatte. Es ging immer um ihn, ja. In meinem Leben ging es immer nur um Chan. Ich biss mir auf die Unterlippe, spürte, wie die Tränen sich nach oben kämpfen wollten. Wie sich mein tauber Körper allmählich locker machte. Wie er Gefühle zulassen wollte. Durfte ich sowas über ihn sagen? Ich meinte damit... Was konnte Chan dafür, dass er von allen schon immer so gehasst wurde? Dass jeder gegen ihn spielte? Dass es eben immer um ihn ging, obwohl er es nicht wollte. Aber wieso konnte er sich keine Mühe geben? Wieso musste er andere verprügeln, anschreien und sich aufspielen? Halt... Gab er sich denn keine Mühe? Wollte er nicht in die Therapie? Ging er denn nicht? War es nicht unfair ihn immer als Schuldigen für alles zu nehmen? Ich hielt mir den Kopf. Meine widersprüchlichen Gedanken wurden mir langsam zu viel, aber sie hielten nicht inne. Wieso musste er heute der Schuldige sein? Hatte er Jungkook getötet? Würde mein Bruder wirklich einen Mensch töten? Er konnte Menschen beleidigen. Wenn er wütend war... Konnte er Menschen verletzten. Aber die Frage war ja... Konnte er Menschen umbringen? War er in der Lage dazu? Ich hasste meinen Kopf gerade. Ich hasste mich gerade. Ich hasste jeden! Minho. Hyunjin. Han. Chan...
„Hey...", hörte ich Minho's Stimme plötzlich zu mir sprechen, weshalb ich die Augen aufschlug.
Wenn man vom Teufel sprach... Ich blickte direkt zu ihm. Er saß gegenüber von mir. Hyunjin saß zwei Sitze neben ihm. Während Minho mehr als gestresst aussah, wirkte Hyunjin Fehl am Platz. Ich fühlte von hier aus, dass er sich unwohl fühlte und in Gedanken versunken war. Sie gingen so tief, dass er nicht erreichbar zu sein schien.
„Jisoo...", fing Minho wieder an. „Komm her..."
Ohne auf ihn einzugehen, senkte ich wieder den Kopf. Er sollte mich in Ruhe lassen. Am besten... Jeder sollte es. Ich brauchte meine Zeit. Zeit, um zu verarbeiten. Zeit, um zu realisieren! Außerdem... Gab ich Minho die Schuld für die jetzige Situation. Wie konnte er zulassen, dass sie alle zu uns nach Hause kamen... Dass ich das sehen musste... Ich kniff die Augen zusammen, weil ich spürte, wie unfair ich wurde. Er trug keine Schuld. Ich sollte aufhören anderen ständig die Schuld für irgendwas zu geben, dass mir passierte. Ich sollte es endlich sein lassen...
„Jisoo...", hörte ich seine Stimme wieder, aber er kam nicht dazu weiter zu sprechen.
„Gib ihr Zeit.", hörte ich Hyunjin sagen.
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Too much Promises - Stray Kids FF, Hwang Hyunjin
Teen Fiction*wird demnächst auf Rechtschreibfehler überarbeitet* „Das sind zu viele Versprechungen, Hwang Hyunjin." „Und ich werde mich an jedes Einzelne halten." *** ...