(Bild von Hyunjin Hwang)
Unterhaltungen
Jisoo Chaehyoung
„Möchtet du was trinken?"
Es war Hyunjin, der zu mir sprach.
„V?", blickte er dann zu seinem Halbbruder.
Beide nickten wir. Er nickte ebenfalls, bevor er sich von uns drehte und in ein Kiosk reinlief. V atmete daraufhin aus. Ich musste zu ihm sehen. Automatisch landete mein Blick auf seinen Hals. Die Abdrücke von Changbin's Hände waren noch genau zu erkennen. An seinem Hals... Eine Gänsehaut überkam mich. Empfand er keinen Schmerz? Wollte er sich denn nicht ausruhen? Die Ärztin sagte zwar, es wäre alles in Ordnung, genauso wie mit meiner Nase alles okay war. Aber... Sein Hals sah so schlimm aus. Ich verstand gar nicht, wie er gehen konnte, ohne den Anschein zu machen, es täte weh.
Weil er weiß, er hat's verdient.
Als mir der Gedanke durch den Kopf schoss, schüttelte ich diesen sofort wieder ab. Niemand hatte solche Verletzungen verdient. V war unfair, ja. Er hatte es provoziert, ja. Er forderte regelrecht sein Leben heraus, ja. Aber das bedeutete dennoch nicht, er hätte es verdient. Auch, wenn ich fand, wenn sich Changbin entschuldigen müsste, müsste es V auch. Apropos Changbin... Schuldgefühle überkamen mich. Ja... Ich empfand Schuld. In dem Moment, als er sich nämlich entschuldigte, weil er mich mit seinem Ellenbogen traf, erwiderte ich nichts. Er dachte sicherlich, ich war wütend auf ihn. Oder hatte Angst vor ihm. Nur... So war es nicht. Ich kannte Changbin doch. Er würde mir nie weh tun können. Nicht beabsichtigt.
Aber er konnte V weh tun.
Ich schüttelte einen weiteren Gedankengang ab. Das war nicht fair. Gerade wollte ich mir an den Kopf fassen, weil meine Gedanken nicht inne halten wollten. Ich kannte es so nicht von mir. Jedoch kam ich nicht dazu. V hielt mich ab. Ein Glück... Hielt er mich ab.
„Es tut mir leid.", sprach seine tiefe Stimme.
Überrascht musste ich in seine Augen sehen. Was? Ich bemerkte erst jetzt, dass ich ihm die ganze Zeit über auf den Hals starrte, was er sicherlich bemerkt haben müsste...
„Wieso entschuldigst du dich?", fragte ich und innerlich schlug ich mir gegen die Stirn.
Er leckte sich über die Lippen, bevor er kurz auf seinen Hals zeigte.
„Das hat dir bestimmt Angst gemacht"
Wie von selbst sah ich in den Kiosk, wo Hyunjin nach zwei Wasserflaschen griff, worauf er sich für noch eine Dritte entschied. Ich wollte V's Blick meiden. Das was er sagte... War nämlich gerecht. Ich hatte für einen Moment Angst, ja. Aber auch nur, weil es mir schien, als ginge es wieder um ein Leben. Weil ich für einen Moment wieder dachte... Der Tod jagte mich.
„Im Endeffekt habe ich nämlich keine netten Dinge gesagt und... Getan. Ich habe es nur weiter provoziert. Du musstest mich von meiner hässlichsten Seite sehen und das tut mir leid."
Von seiner hässlichsten Seite... Aus irgendeinem Grund... Sah ich die Menschen nur von ihrer hässlichsten Seite. Das, während man mir vorwarf, ich würde es tun.
„Ich bin nicht diejenige, bei der du dich für irgendwas entschuldigen solltest.", musste ich sanft lächeln.
Denn das war meine Meinung. Niemand musste sich bei mir entschuldigen. Die Leute sollten anfangen sich untereinander zu entschuldigen. Wir konnten schließlich nie wissen, wie lange das Leben noch ging. Der Tod war uns nämlich näher, als manche glauben wollten. Das wurde mir heute erneut bewiesen.

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Too much Promises - Stray Kids FF, Hwang Hyunjin
Teen Fiction*wird demnächst auf Rechtschreibfehler überarbeitet* „Das sind zu viele Versprechungen, Hwang Hyunjin." „Und ich werde mich an jedes Einzelne halten." *** ...