(Bild von Minho Lee)
Upps
Han Seo
Ich saß dicht am Krankenbett, auf diesem Minho lag. Mein Blick ging über all die elektronischen Geräte, die durch Kabeln mit seinem Körper verbunden waren. Eine Gänsehaut überkam mich, denn der Anblick erinnerte mich sehr stark an meine Mutter. Wie sie einst im Krankenhaus lag... So zerbrechlich. Verletzt. Abhängig von uns. Von mir... Aber den Gedanken an ihr schüttelte ich ab. Ich musste. Gerade ging es nämlich um sie, sondern um wen anderes. Minho also angesehen, stellte ich fest, dass dieser einfach nur zur Decke starrte. Ich ahnte, dass er mich weiterhin ignorieren wollte. Nur konnte er es nicht. Genauso wenig, wie ich ihn ignorieren konnte. Dafür sah er mir zu bleich aus. Zu... Krank. Ich fragte mich, was er hatte. Er erwähnte schon mal, dass er eine Krankheit hatte, die ihn nicht losließ. Auch erinnerte ich mich an den Zeitpunkt, an dem er meinen Bruder aus der Schule trug. Er sah selbst nicht sonderlich gesund aus und gehörte zu denen, die verarztet werden mussten. Wieso, das fragte ich mich nie. Weshalb fragte ich mich das eigentlich noch nicht... Ich legte den Kopf schief. Würde er es mir erzählen, wenn ich ihn fragte? Die Umstände sprachen nicht dafür. Dabei meinte ich zu glauben, ich hätte jedes Recht dazu. Ich hatte ihm schließlich das Leben gerettet, indem ich ihn hierher brachte. Ins Krankenhaus.
„Wie geht es dir?", fragte ich ruhig.
Ich war wirklich interessiert. Ich war interessiert, weil es niemandem so wirklich gut ging. Ich glaubte, dass es ihm besonders schlecht ging. Zwar wusste ich nicht, weshalb ich darüber nachdachte, aber irgendwie kam es über mich.
„Wüsste nicht, wieso du fragst.", senkte er seinen Blick und sah auf seine Hände, die er auf der Höhe seines Bauches ineinander faltete.
Mir war schon klar, dass Minho noch immer ziemlich wütend auf mich war. Das bewies er die letzten Tage ganz oft. Wieso sollte es heute anders sein? Ich wusste, dass er viel um die Ohren hatte. Das sagte er bereits. Zusätzlich nahm ich ihm jemand, der ihm viel bedeutete. Ich konnte seine Wut ganz gut nachvollziehen. Aber er war nicht der Einzige, der wütend war. Das musste er akzeptieren.
„Das meintest du mit... Du seist krank. Oder? Was hast du?", fragte ich einfach weiter.
Ich hatte gelernt hartnäckig zu bleiben. Entweder... Er würde es nun auch sein oder aber... Er ließ sich auf mich ein. Eine andere Möglichkeit gab es nicht. Minho zuckte die Achseln.
„Einen Hirntumor.", sagte er, als wäre es nichts.
Ich bekam eine Gänsehaut. Einen Hirntumor. Die Worte wiederholten sich in meinem Kopf. Immer wieder... Auch das erinnerte mich an früher. An den Augenblick, an dem Changbin und ich die eine Nachricht bekamen. Wir bekamen zu hören, dass unsere Mutter querschnittsgelähmt war. Seither konnte mich eigentlich keine Nachricht mehr schockieren, die ich von einem Arzt hätte bekommen können. Denn sobald jemand im Krankenhaus lag, ging ich bereits vom schlimmsten aus. Auch... Am Tag, als mein Bruder im Krankenhaus lag. Ich ging immer vom schlimmsten aus...
„Die Ärzte sagten, ich hätte dich rechtzeitig eingeliefert.", nickte ich, weil ich es nicht provozieren musste.
Er wollte sicherlich nicht darüber reden. Über seinen Hirntumor... Wer wollte das schon...
„Passiert...", sagte er.
Passiert... Mein Mundwinkel zuckte. Dieses... Undankbare Arschloch. Allmählich war er mir zu unvernünftig, als dass ich mich länger normal mit ihm unterhalten konnte oder wollte. Ich hatte ihm nichts schlimmes getan. Nichts, was ihn umbringen würde. Ich hatte ihm regelrecht das Leben gerettet und er? Undankbar... Er war undankbar. Ich mochte die Undankbarkeit nicht. Also entschied ich mich zu gehen. Gerade hielt ich mich an den Armlehnen des Stuhls fest und wollte mich erheben, als Minho seufzte. Ich musste zu ihm sehen und blieb deshalb erstmal sitzen.
DU LIEST GERADE
Too much Promises - Stray Kids FF, Hwang Hyunjin
Teen Fiction*wird demnächst auf Rechtschreibfehler überarbeitet* „Das sind zu viele Versprechungen, Hwang Hyunjin." „Und ich werde mich an jedes Einzelne halten." *** ...