Too much Promises - Stray Kids FF, Hwang Hyunjin

Kapitel 17

(Bild von Changbin Seo)

Eine Entschuldigung

Jisoo Chaehyoung

Kommst du oder soll ich erstmal ein Nickerchen halten? Beeil dich mal!

Das war eine Nachricht von Minho. Die Augen gerollt, steckte ich das Handy weg. Eilig knöpfte ich meinen grauen Overall zu, unter diesem ich ein weißes Shirt trug. Meine weißen Sneaker zog ich mir beim Gehen drüber, bevor ich die Haustür erreichte. Minho wusste noch nie, was warten bedeutete. Er hatte Felix, Jennie und mich zum Kaffee und Kuchen eingeladen. Wir verabredeten uns in der Nähe der Innenstadt, wo das Fitnesscenter von Chan war und auch der Sportplatz, auf dem wir Basketball spielten. Noch bevor ich die Tür öffnete, schaute ich in den Spiegel, um ab zu checken, ob mein Pferdeschwanz noch saß. In der Tat. Zufrieden trat ich hinaus, nur um direkt vor Schreck meine Brust zu fassen. Die Tür hinter mich geschlossen, erblickte ich Hyunjin vor mir. Mit großen Augen hatte ich ihn angesehen. Was zum Teufel suchte er denn vor meiner Haustür?

„Hey...", bildete sich ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen.

Seine Lippen. Auf der Stelle durchschoss mich eine Erinnerung an Felix' Übernachtungsparty von vor zwei Tagen. Um ehrlich zu sein, erinnerte ich mich nicht zu hundert Prozent daran, was geschehen war. Ich wusste nur, dass Hyunjin und ich uns irgendwie geküsst hatten und dass er Rose küsste. Den Rest der Nacht versuchte ich noch zu sortieren. Unsicher gelacht, überspielte ich mein Verhalten, indem ich auf meine Handyuhr sah. Kurz nach drei. Minho würde mich töten.

„Wenn du mich entschuldigst...", wollte ich mich an ihm vorbei drängen.

Er zog nur die Augenbrauen zusammen und ließ mich nicht an ihm vorbei. Ich sah zu ihm hinauf. „Was?"

Er zuckte die Achseln. „Ich bin dein Nachhilfelehrer. Schon vergessen?"

Als er das sagte, stand mir der Mund fragend offen. Von ihm gewichen, versuchte ich zu verstehen, was er mir da gerade erzählte. Nachhilfe? War das nicht längst Geschichte, als er mich total asozial von sich geschubst hatte? Oder dachte er etwa, nur weil wir uns auf Felix' Übernachtungsparty küssten, wäre alles anders? Dass ich nicht lachte. Er verspielte sich die Chance. Vor allem, nachdem er Rose geküsst hatte.

„Tickst du eigentlich noch sauber?"

Hyunjin zeigte keine Reaktion, als ich das sagte.

„Wie auch immer", musste ich auflachen. „Ich bin verabredet. Wir sehen uns dann in der Schule oder so."

Ohne mir etwas von ihm anzuhören, schubste ich ihn, damit ich endlich an ihm vorbei kommen konnte. Kopfschüttelnd fragte ich mich wirklich, was das schon wieder sollte. Hyunjin war die merkwürdigste Person, die ich in meinem Leben getroffen hatte. Er war die Definition von Stimmungsschwankungen. Was dachte er sich denn vorbei zu kommen? Er und ich... Das... War einfach eine komplizierte Sache und nichts, was auf Dauer in Frieden enden würde. Ich bedankte mich zwar dafür, dass er mich vor seinem Vater schützte, aber das war es dann auch. Oder? Seufzend stellte ich fest, dass nur mir solche Dinge passierten. Wieso stellte ich mich eigentlich an? Da war doch nichts passiert. Ich musste ihn doch einfach nur von mir weisen, richtig? Anders als das kommende Drama, dass mich erwartete. Am Sportplatz vorbei, drückte ich mich beinahe in den Baum neben mir, weil ich ihn sah. Changbin. Mit großen Augen sah ich, wie er ungestört im Park gesessen hatten, dass sich hinter dem Sportplatz befand. Ich schluckte hart. Das Desaster, dass nun über eine Woche alt war, schlich sich wieder in meinen Kopf. Ich hasste es. Dinge, die ich längst verdrängte, aber wieder aufkamen, weil ich den Personen begegnete... Ich hasste es einfach. Ich konnte es dann einfach nicht vergessen. Als müsste ich es abschließen... Ich schluckte erneut hart. Ich war nicht bereit, an ihm vorbei zu gehen. Vor allem nicht, wenn ich wusste, er war die ganze Zeit nicht in der Schule. Er war die ganze Zeit nicht da gewesen und ich wusste auch, weshalb. Er ignorierte mich. Das... Scheiße. Jetzt beschäftigte es mich dann doch wieder. Dachte er an mich? Hasste er mich jetzt? Wollte er, dass ich mich entschuldigte? Wollte er, dass ich es einfach ignorierte? Unsicher wippte ich auf und ab. Pech, würde ich mal sagen. Pech, wenn ich es versuchte zu vergessen. Es war nämlich klar, dass ich ihm begegnen würde und dass ich es nicht auf Ewigkeiten verdrängen konnte. Aber wer hätte denn gedacht, dass das heute sein würde und dann auch noch in einem bescheuerten Park, an dem ich vorbei musste!