Too much Promises - Stray Kids FF, Hwang Hyunjin

Kapitel 15

(Bild von Woojin Kim- links, Jeongin Yang- Mitte und Seungmin Kim- rechts)

Vorurteil

Woojin Kim

„Er hat dich übel zugerichtet...", murmelte Seungmin, während ich noch immer dabei war, seine Wunden zu säubern.

Seungmin und ich kamen zeitgleich Zuhause an, als es auf einmal klingelte. Als ich die Tür öffnete, erblickte ich einen ziemlich verletzten Jungen. Es handelte sich hierbei um Jeongin. Ihn ließ ich natürlich direkt ins Haus. Ohne nach zu fragen, wusste ich, was geschehen war. Ich kramte also den Notfallkasten raus, den mein Vater zu seinen Lebzeiten in seinem Zimmer aufhob. Nur für Unfallsituationen. Ich musste zwar in einer halben Stunde auf der Arbeit sein, ignorierte dies jedoch erst. Jeongin's Gesicht zierten dafür nämlich viel zu viele Wunden, um verantwortungslos einfach zur Arbeit zu fahren.

„Ich wäre niemals gekommen, Woojin- Aua", unterbrach er sich selbst, bevor er weiter sprach. „Ich wollte euch nicht nerven- Aua, niemals! Und vor allem, wollte ich euch keine Umstände bereiten, aber- Aua... Meine Eltern dürfen mich so aber wirklich nicht sehen."

„Du solltest es deinen Eltern erzählen.", sagte ich mit sanfter Stimme.

Sanfte Stimme, obwohl auf mir hunderte von Gefühle lasteten. Ich stellte mir vor, was wäre, wenn dieser Chan Junge Seungmin geschlagen hätte. Ich wäre wohl oder übel durchgedreht. Ich wäre vermutlich direkt losgefahren. Zu ihm nach Hause. Hätte ihn rausgelockt. Hätte ihm gezeigt, mit wen er sich anlegte. Er hätte es bereut. Ich hätte daraufhin eine Menge Ärger bekommen... Das war der Grund, weshalb ich darüber froh war, dass es Seungmin nicht traf. Das bedeutete nicht, Jeongin war mir nicht wichtig. Ganz im Gegenteil. Ich verspürte ein enormes Mitgefühl für ihn. Sogar denselben Schmerz. Ich war auch wütend. Ich war wütend auf ihn, weil er sich nicht weiter wehrte und auf Chan. Wie immer, da war ich einfach wütend auf Chan...

„Sie sollten es lieber nicht", lachte Jeongin.

Dass er überhaupt noch lachte. Fühlte er sich nicht gedemütigt? Erniedrigt? Verletzt? Traurig? War er nicht wütend? Ich wunderte mich immer wieder aufs Neue, was ihn anging. Er lächelte trotzdem. Er schien trotzdem positiv. Wieso war das so? Was motivierte ihn? Das war meine Frage... Eine, die mir noch nicht beantwortet werden konnte.

„Was soll's. Aber", wich er für einen Moment mit dem Kopf zurück. „Ich habe ihm eine verpasst. Direkt ins Gesicht. Am Kinn!", lachte er. „Das Training bringt also was!"

Ich zog die Augenbrauen zusammen, verzog dabei die Lippe. Sein Gesicht sprach was anderes...

„Wenn das Training was bringt... Hättest du nicht gegen ihn gewinnen müssen?", nuschelte Seungmin, war aber deutlich zu hören.

„Die erste Niederlage bedeutet doch gar nichts. Oder Woojin?"

Ich wischte ihm den letzten Blutfleck vom Gesicht, als ich nickte.

„Richtige Einstellung.", tätschelte ich seine Schulter und setzte mich zurück.

Seungmin deutete auf die Pflaster, die noch in das Gesicht von Jeongin mussten. An einigen Stellen blutete er nämlich noch leicht. Also machte ich mich an die Arbeit, um schließlich aufmunternd zu lächeln.

„Siehst fast wieder gut aus.", ermutigte Seungmin unseren Patient.

Er senkte den Kopf. Nur für einen Moment, bevor er den Kopf wieder hob. Er zwang sich zu einem Lächeln.

„Danke... Ich meine...", er sah von Seungmin zu mir. „Ihr seid einfach so nett, danke. Wirklich..."

Die Aufrichtigkeit in seiner Stimme, diese berührte mein Herz. Ich musste Lächeln. Er war Seungmin teilweise sehr ähnlich. Nur deshalb war es so schwer für mich, ihn abzuweisen oder nicht zu mögen. Diese unschuldige Seite an ihm... Sie machte mich einfach schwach.