(Bild von Changbin Seo)
Schulden
Han Seo
Changbin's Hand ruhte auf seinem Mund, während er mich ansah. Er saß auf der Couch und ich stand. Er hörte mir aufmerksam zu. Ich ließ die letzte Nacht Revue geschehen. Ich erzählte ihm, was geschehen war. Von Anfang an. Ich fing an der Stelle an, an der ich hinter dem Gitterzaun saß, um über die Sache mit Momo nachzudenken. Enden tat ich bei der Auseinandersetzung mit Minho. Er stellte keine Fragen. Mein Zwillingsbruder konnte mir schweigsam folgen, bevor er sich bei meinem letzten Satz aufsetzte. Ich ahnte bereits, dass er die ganze Nacht nicht geschlafen hatte. Er schlief nicht, weil er auf mich wartete. Es brach mir fast das Herz, weshalb ich mich auch aufrichtig dafür entschuldigte. Er hatte sich erhoben, als ich zum Ende hinkam. Anschließend nahm er mich in den Arm. Einfach so...
„Zum Glück ist dir nichts passiert.", sagte er erst, bevor er von mir abließ.
„Das alles war verrückt...", nickte ich.
„Geh Baden. Erhole dich", sah er mich mit einem ernsten Gesichtsausdruck an. „Keiner wird dich stören."
Ich wusste, weshalb er so fürsorglich war. Wieso er nicht weiter darauf einging, was gut war! Sein Beschützer-Gen zeigte sich... Aber es war nicht nur das. Es war die Tatsache, dass ich von einer Leiche berichtete. Dass Changbin und ich einfach anders geprägt waren. Dass wir andere Erfahrungen machen mussten. Es war die Angst, die er um mich hatte, weil er wusste, wie es war. Wie es war, eine Leiche zu sehen...
„Es geht schon.", sagte ich ehrlich.
Oder auch nicht. So klar war es mir nicht. Die Tatsache, dass jemand durch meine Aussage ins Gefängnis kam, das war belastend. Auf der anderen Seite erleichterte es mich, weil es Chan war. Für mich hatte er es verdient. Der Junge stellte zu viel Chaos an, als dass er die Freiheit verdiente. Jemand müsste ihn stoppen. Ich sah bei meinem Vater bereits, was geschah, als ihn keiner stoppte. Früher meinte ich... Er hatte seine fürchterlichen Seiten ausgelebt, ohne dass sich jemand einmischte. Wegen ihm starben so viele Menschen. Ich hatte so viel Böses gesehen. Man könnte nun meinen, dass meine Sicht deshalb eingeschränkt war. Dass ich nun in jedem das Böse sehen würde, nur weil es mein Vater war. Und vielleicht stimmte es, vielleicht auch nicht, aber... Wollte ich es bei Chan riskieren? Wollte ich es riskieren, dass weitere starben? Nein. Er musste eingesperrt werden. Besser jetzt, bevor es zu spät war.
„Han", war die Stimme meines Bruders warnend geworden. „Bitte. Rede mit mir, wenn du's musst. Unbedingt. Friss nichts in dich hinein. Kapiert?"
Ich musste schwach lächeln. Die Müdigkeit überkam mich. Eine unheimlich schwere Müdigkeit. Die Nacht war zu lang gewesen, genauso der Tag bisher. Man ließ mir keine Zeit zum Ausruhen, obwohl ich die Erholung brauchte. Für meinen Körper. Für meine Psyche...
„Versprochen.", sagte ich und er seufzte.
Er schien in Gedanken versunken. Ich gab mir natürlich die Schuld dafür, dass er jetzt gestresst war, obwohl er es nicht sein musste. Deshalb und nur deshalb war ich zuvor am überlegen gewesen, ob ich es ihm überhaupt erzählen sollte. Wie hätte ich mich da aber rausreden können? Lügen hätte ich sowieso nicht gekonnt, also entschied ich mich für die Wahrheit und für das Risiko, meinem Bruder Last zuzumuten.
„Zumindest hat er bekommen, was er verdient.", sagte Changbin.
Ich nickte. Wohl wahr... Noch bevor ich ansetzte an Chan zu denken, klingelte es. Ich erwähnte bereits, dass man mich nicht ruhen lassen wollte. Auf direktem Wege ging ich auf die Tür zu, um diese zu öffnen. Als ich sie öffnete, wurde ich grob hinein geschubst. Mein Zustand veränderte sich abrupt. Sofort machte ich mich mental auf eine Auseinandersetzung bereit. Ich zog die Augenbrauen zusammen und blickte hinauf. Ich blickte hinauf zu demjenigen, der mich schubste. Es war kein anderer als...
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Too much Promises - Stray Kids FF, Hwang Hyunjin
Fiksi Remaja*wird demnächst auf Rechtschreibfehler überarbeitet* „Das sind zu viele Versprechungen, Hwang Hyunjin." „Und ich werde mich an jedes Einzelne halten." *** ...