(Bild von Chan Chaehyoung)
Was meins ist, ist meins
Jisoo Chaehyoung
Ich stand vor dem Spiegel und betrachtete mich. Mit dem Ende meiner Haarspitzen gespielt, fokussierte ich den Satz auf meinem großen Hoodie.
Be happy.
Ein weißer Hoodie. Er war groß und reichte mir bis zu den Knien. Ich trug dazu eine schwarze Strumpfhose und dicke schwarze Boots. Die Socken aus Wolle krempelte ich soweit hinauf, dass man sie sehen konnte. Ich mochte wie ich aussah. Wie mir die Haare glatt hinab fielen. Wie lang sie wurden. Wie sie fast die Schrift auf meinem Hoodie verschwinden ließen. Aber auch nur fast. Ich musste meine Lippen spitzen. Be happy. Sei glücklich. Wie Felix einst schrieb, das war einfacher dahin geredet, als getan. Ich sollte glücklich werden, ja. Das sagte mir jeder, aber... Niemand sagte mir, wie. Keiner erklärte mir, was ich tun sollte, um glücklicher zu werden. Natürlich tat es keiner, weil es keiner wusste. Jeder versuchte irgendwie selber zurecht zu finden. Es gab dafür die verschiedensten Wege. Die einen tranken, rauchten und fügten sich damit nur selbst Schäden zu. Ich kannte keinen in meinem Umfeld, der das tat, aber es gab bestimmt Menschen. Andere sorgten für gute Laune und Ablenkung, indem sie feiern gingen. Sie gingen feiern und versuchten durch Menschen die Leere in ihrer Brust zu füllen. V war solch ein Mensch. Ich eigentlich auch. Wie gerne ich wieder feiern gehen wollte. In meiner eigenen Welt sein wollte. Nicht geplagt von Gedanken, Trauer und Schuld. Ich wollte sorglos sein. Ich wollte endlich wieder Liebe spüren. Vom anderen Geschlecht... Wie sehr sehnte ich mich danach wieder berührt zu werden. In starken Armen einzuschlafen. Nähe zu spüren. Auch, wenn es nur für eine Nacht wäre oder einige Stunden... Dann fiel mir ein. Wie lange tat ich es nicht mehr? Einfach ich sein? Wie lange? Ich musste den Kopf neigen. Viel zu lange nicht mehr... Seit Felix verstarb. Genau so lange tat ich es nicht mehr. Ich presste die Lippen aufeinander. Was sollte dieser Hoodie eigentlich? Was versuchte mir dieser für einen Schwachsinn zu erzählen? Ich sollte glücklich sein? Wie denn? Mein bester Freund war tot. Woojin wurde festgenommen... Das Fragezeichen in meinem Gesicht lebte noch immer. Meine Eltern würden sich trennen. Mein Bruder war nicht Zuhause. Ich verbarg Geheimnisse vor ihm und vor meiner besten Freundin. Minho hatte Krebs. Ich konnte es noch immer nicht glauben, aber er hatte Krebs. Seine Familie litt. Die Seo's litten. Hyunjin litt. V litt. Irgendwie litten alle. Wieso sollte ich also glücklich sein? Das war doch absurd. Von Spiegelbild abgewendet, fasste ich den Stoff meines Hoodies. Weg damit, dachte ich. Es löste in mir Gedanken aus, mit denen ich mich nicht auseinandersetzen wollte. Es bis zu meinem Bauch angehoben, ließ ich vor Schreck wieder ab. Ein lauter Knall hielt mich ab. Ein Glück. Zeit besaß ich nämlich sowieso nicht mehr, um mich jetzt noch umzuziehen. Eigentlich wollte ich nämlich zu Chan, meinem Bruder. Im Endeffekt hielt mich trotzdem etwas auf, aber... Das war nicht wichtig, den... Ich freute mich, dass ich den lauten Knall miterlebte. Runtergelaufen, sah ich, dass es meine Mutter war, die ein Glas fallen ließ. Ich war heute noch gar nicht aus meinem Zimmer gekommen, weshalb sie heute der erste Mensch war, dem ich begegnete. Sie war sogar die eine Sorte Mensch, über die ich eben noch nachdachte. Die Art Mensch, die ihren Schmerz betäubte, indem sie trank. Meine Mutter...
„Mum?", ging ich auf sie zu, weil ich sah, wie sie sich auf den Boden setzte.
Sie kniete vor ihrem Glas. Ich ging um sie herum und konnte es an ihrem Gesicht ablesen, bevor sie den Kopf senkte. Sie hatte getrunken. Zumal mir der Geruch von Alkohol in die Nase stieg. Sie sah auf das zerbrochene Glas, dass offensichtlich vorher gefüllt war. Meine Mutter trug ihr Nachtkleid. Hatte sie nicht geschlafen? Hatte sie keine Lust sich umzuziehen? Was war nur los mit ihr? Ich spürte, wie mich das Gefühl von Sorge übernahm. Sorge um meine Mutter... Das Gefühl war mir neu.
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Too much Promises - Stray Kids FF, Hwang Hyunjin
Fiksi Remaja*wird demnächst auf Rechtschreibfehler überarbeitet* „Das sind zu viele Versprechungen, Hwang Hyunjin." „Und ich werde mich an jedes Einzelne halten." *** ...