Too much Promises - Stray Kids FF, Hwang Hyunjin

Kapitel 76

(Bild von Han Seo)

Unfall?

Han Seo

Ich hatte auf der Bank gesessen. Auf der Bank, die um den Sportplatz stand. Ich saß hier, weil mir von hier aus der beste Blick geboten wurde. Der beste Blick zum Supermarkt. Es war der Supermarkt, in diesem ich sie traf. Momo... Es war zwar spät in der Nacht, weshalb ich nicht viel sah, zudem keiner mehr um diese Uhrzeit arbeitete, aber... Ich klammerte gerne an meinen Erinnerungen. Zumal ich ihr Gesicht sowieso nicht vergessen konnte. Ich atmete aus. Ich mochte die Tatsache nicht, dass ich ständig an sie dachte. Dass ich sie in meinen Gedanken lächeln sah und reden hörte. Ich mochte es nicht, wie sich unser Aufeinandertreffen ständig in meinem Kopf wiederholte. Das durfte doch nicht möglich sein. Immer und immer wieder. Ich kannte sie kaum, also wieso dachte ich ständig an sie? Wir hatten uns nur zwei Mal gesehen! Außerdem durfte ich nicht an sie denken. Wegen ihr hatte ich den Zusammenbruch meines Bruders verpasst. Nein, ich hatte ihn ignoriert. Bewusst. Für eine Frau... Eine Frau, die ich nicht einmal kannte.
Diese Frau sorgte aber dafür, dass du nicht mehr an deinen Vater denkst...
Das stimmte. Die Frage war jedoch... Für wie lange? Mein Vater war ein Fluch. Ein Fluch, den ich nie ablegen könnte. Ich trug ihn mit mir, wie... Jemand seinen stinkenden Geruch mit sich trug, sobald er beim Sport war. Man wurde ihn einfach nicht los. Es sei denn... Man ging duschen.
Und wenn Momo deine Dusche war?
Ich schüttelte den Kopf. Wie sollte das denn möglich sein? Etwa, weil ich sie nur zwei Mal gesehen hatte? Nein. Sie war nicht meine metaphorische Dusche. Changbin war es. Er war es schon immer!
Ich atmete aus. Mein innerlicher Konflikt... Dieser war der Grund, weshalb ich hier war... Ich wollte wissen, wieso die eigentliche Fremde in meinem Kopf geisterte. Vielleicht würde ich sie ja loswerden, wenn ich meine Gedanken leben lassen könnte. Am besten da, wo ich sie traf. Deshalb saß ich doch erst hier. Ich wollte sie endlich aus meinem Kopf verbannen. Bedauerlicherweise geschah das Gegenteil. Ich musste ständig an sie denken. Ununterbrochen. Hätte ich doch lieber Changbin mitgenommen, so, wie er es vorschlug. Frustriert wusch ich mir mit der Hand übers Gesicht. Es war saukalt. Vielleicht sollte ich doch lieber zurück. Im Endeffekt würde mir das Sitzen hier nichts bringen. Die Erkenntnis machte ich nun eine halbe Stunde zu spät, aber was sollte schon groß dabei sein? Ich erhob mich von der Bank, blickte aber über meine Schulter, als Stimmen ertönten. Sie kamen vom Sportplatz, von dem mich nur das Gitter trennte, hinter diesem ich bis eben auf der Bank gesessen hatte.

„Du bleibst jetzt besser da wo du bist."

Es war ein Junge, der den Sportplatz betrat. Ich musste die Augen zusammen kneifen. Nein. Es waren zwei Jungs. Und einen von ihnen kannte ich.

„Und wenn nicht?", fragte der mir Fremde.

Er war seinem Gegenüber näher gekommen. Sie sahen beide ziemlich verschnauft aus. Als wären sie bis hierher gelaufen. Wieso hatte ich sie vorher nicht mitbekommen? War ich etwa so sehr in Gedanken versunken? Ich musste mich aufstellen, als gerufen wurde.

„Fass mich nicht an, Mann!"

Es wurde von der Stimme gerufen, die ich kannte. Es war die Stimme von... Chan. Chan Chaehyoung. Er schubste den Jungen, der ihm zu nahe getreten war. Ich trat weiter an das Gitter heran. Es war ziemlich dunkel und durch die Gitterstäbe zu gucken, vereinfachte das Ganze nicht. Aber ich wollte unbedingt wissen, was los war. Denn... Es war offensichtlich Chan da vorne. Ganz sicher. Ich wusste nicht, weshalb er hier war. Wurde er nicht eingewiesen? Gerüchte sagten, es würde dauern, bis er wieder zurück wäre. Ich ahnte, dass er es so lange nicht aushalten könnte. Jetzt stand er hier, mit dem Fremden zusammen. Er ließ den Schubser von Chan nicht auf sich sitzen, sondern schubste genauso kräftig zurück. Chan war gestolpert. Ich wusste, dass das der Moment war, an diesem er wütend werden würde...