Kapitel 67

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(Bild von Hyunjin Hwang)

Hier und da

Jisoo Chaehyoung

Ich konnte endlich aufatmen. Nach dem ganzen Stress Zuhause ging es mir mal wieder besser. Meine Eltern beschlossen nicht mehr in einem Haus zu schlafen und das war in Ordnung. Das brachte Ruhe ein. Sie stritten sich nicht mehr, es sei denn, mein Vater kam für einige Minuten nach Hause, um sich Kleidung zu holen. Meine Mutter ging dann direkt wieder an die Decke und ich ahnte, woher Chan und ich unser Temperament her hatten. Apropos Chan. Ich war bis eben bei ihm gewesen. Mit Minho zusammen. Deshalb ging es mir ja auch zum Teil besser. Jennie war zwar nicht dabei, obwohl sie mitkommen wollte, denn... Minho war ja dabei. Ich fragte mich, wann sie sich beruhigte. Wann sich die Situation zwischen den beiden legte. Allmählich belastete mich das nämlich immer mehr. Ich musste mich ständig getrennt mit den beiden treffen. Hinzu kam, dass beide nicht über den anderen sprechen wollten. Jennie aus Wut und Minho, weil er daran- ich zitierte ihn „sowieso nichts ändern könnte". Fuck you, Minho. Aber ich wollte mich darüber nicht aufregen. Es war im Endeffekt noch immer seine eigene Entscheidung. Ich musste mich raushalten. Manchmal war das schwerer als man glaubte. Dennoch. Ich war froh, denn der Besuch bei meinem Bruder, der machte mich einfach nur glücklich. Zu sehen, was für eine gute Entwicklung er machte. Von Mal zu Mal erkannte ich die Fortschritte, die ihm gelangen. Ich sah, wie er sich Mühe gab aus sich zu wachsen. Ihm fiel das so schwer, ich fühlte das mit jeder Faser meines Körpers und trotzdem gab er sein Bestes. Allein, dass er den Kontakt zu Jungkook pflegte, zeigte es. Jungkook war gar nicht wie Chan. Ich wusste, hätten sich beide auf einer Schule kennengelernt, hätten sie sich ignoriert und Chan hätte sich über ihn lustig gemacht. Aber genau das tat er nicht. Er mochte Jungkook. Das sah ich und das machte mich glücklich. Er machte mich glücklich. Wie sollte ich ihm dann sagen, dass unsere Eltern sich trennen wollten... Ich presste die Lippen aufeinander. Ich bemerkte, dass ich viel zu viel verheimlichte. Zwar nur für das Gute, aber ich tat es dennoch. Ich verheimlichte Chan, dass unsere Eltern sich trennen wollten. Jennie verheimlichte ich den Krebs von Minho. Wenn das beides erstmal ans Licht kam, würde man mich sicher hassen. All das würde sicher in einem Chaos enden. Ich schluckte hart bei dem Gedanken. Ich hoffte, dass es nicht dazu kommen würde. Ich hoffte es innig.

„Du hörst mir ja gar nicht zu!", wurde ich geschubst.

Erschrocken davon, sah ich zu ihm. Zu Minho. Er schüttelte den Kopf, bevor er mich am Arm wieder an sich ran zog.

„Stimmt was nicht?", legte er den genannten Arm um mich.

Ich schüttelte den Kopf.

„Alles gut."

Ich sah mein Haus bereits. Wie lange hatte ich ihm denn nicht zugehört? Der Arme. Es tat mir ja leid, nur meine Gedanken waren überall. Zu gern hätte ich ihn erzählt, was mich belastete, aber natürlich tat ich das nicht. Denn... Ich wollte ihn nicht auch belasten. Es ging mir nicht darum, dass er sich den Kopf zerbrechen würde, nein. Es ging mir darum, dass er sich mit Chan unterhalten wollen würde, sobald er wüsste, dass unsere Eltern sich trennen wollen würden. Ich hätte aber nicht gewollt, dass er mit Chan darüber sprach... Also entschied ich mich dagegen es ihm zu erzählen. Ich wollte ihn schließlich nicht dasselbe fühlen lassen, wie ich. Er würde sich sicher für Chan verantwortlich fühlen und er würde ihm das erzählen wollen. Den innerlichen Kampf oder die Entscheidung für eine Seite... Das wollte ich ihm ersparen.

„Ganz sicher?", kniff er die Augen zusammen.

Ich winkte ab.

„Was hast du denn jetzt gesagt?", fragte ich nach, um das Thema zu wechseln.

Too much Promises - Stray Kids FF, Hwang HyunjinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt