(Bild von Hyunjin Hwang)
Precious moments in life
Jisoo Chaehyoung
Ich verstand es ja auch nicht... Ständig tat ich irgendwelche Dinge und bereute sie im Anschluss. Nicht direkt, das gab ich ja zu. Mittlerweile waren knappe 24 Stunden vergangen. Ich war wieder ich selbst, was bedeutete, ich war nüchtern. Das ging schneller, als ich erwartete. Mein Kopf brummte dennoch. Vermutlich nicht nur aufgrund der Drogen, sondern auch wegen dem, was mich so beschäftigte.
Ich atmete aus, als ich meine Knie an meinen Körper ran zog. Ich saß an den Stufen, die zu meiner Haustür hinauf führten. Ich brauchte etwas frische Luft und gab zu... Sie half mir nicht wirklich. Das schlechte Gewissen ließ mich noch immer nicht los. Weder gegenüber V, noch Hyunjin gegenüber. Aufgrund einer Entscheidung stritten sich die beiden und... Diese beiden stritten sich mit Minho, wobei Minho mich auch nicht außen vor ließ. Für ihn empfand ich aber keine Schuld. Dennoch fragte ich mich... Hätten wir uns gestritten... Hätte er sowas gesagt, wenn ich es einfach sein lassen hätte? Die Drogen nicht genommen hätte...
Ich fragte mich, wieso ich das tat. War ich wirklich so verantwortungslos? Durfte mir Minho solch schreckliche Dinge vorwerfen? Eigentlich ja nicht... Er müsste mich besser kennen. Er müsste ahnen, weshalb ich nach den Drogen griff. Dass ich ihn brauchte, er aber nicht da war. Doch, nein. Er war ungerecht gewesen... Und, wenn er es nicht war? Wenn ich das alles tat, weil es meine Persönlichkeitsstörung nicht anders zuließ? Ich war darauf programmiert mich ständig abzulenken. Die dümmsten Dinge zutun. Einfach nicht 100%ig anwesend zu sein. Nicht konzentriert sein. Nicht über die negativen Dinge nach zu denken. Vielleicht war mein Verhalten untypisch zu der Jisoo, die ich der Welt eigentlich zeigte. Aber war es das? Ich hielt mir den Kopf, weil dieser noch immer brummte. Empfand Minho mich als oberflächlich, weil ich nicht versuchte an Chan zu denken? Dachte er, ich liebte ihn jetzt nicht? Ich wollte doch bewusst nicht an meinen Bruder denken. Ich wollte nicht traurig sein. Ich wollte nichts mehr hinterfragen. Ich wollte es einfach nur noch hinnehmen. Ich musste nämlich! Was hätte ich denn sonst tun sollen? Chan wurde wegen Mordes verurteilt. Dachte Minho, ich hatte die Hoffnung, er würde rauskommen? Natürlich hatte ich die nicht! Wenn ich bedachte... Chan sträubte sich gegen eine Aussage. Wegen ihm kam es nicht zu einer offiziellen Gerichtsverhandlung. Was sollte ich also denken? Chan wollte sich selbst bestrafen, so gut kannte ich meinen Bruder bereits. Er hatte seine Gründe, weshalb er im Gefängnis sitzen wollte. Er sollte leben. Sie sollten ihn alle leben lassen. Das wäre das gesündeste für ihn, anstelle ständig Entscheidungen für ihn treffen zu wollen. Aber, nein. Sie wollten alle Entscheidungen für ihn treffen. Sie wollten sich einmischen. Han hatte was zu melden. Minho hat auch ständig was zu melden, geschweige denn von meinen Eltern! Alle wollten sich einmischen, immer und immer wieder. Nur... Chan wollte nicht raus, ganz offensichtlich. Vielleicht bestand er darauf, dass er die erste Woche nicht besucht werden wollte, dachten sie mal daran? Ich hatte es allmählich satt. Ich hatte es satt, dass alle zu glauben meinten, ich würde mich nicht um die kümmern, die ich liebte. Mit den Kopf nicht zerbrechen! Als würde es mir nicht schlecht gehen! Das war mein Bruder. Natürlich ging es mir beschissen, bedachte man zusätzlich die Umstände. Das, was ich sah. Wie ich es erfahren musste... Aber! Ich musste mich nicht mehr rechtfertigen! Nicht vor mir selbst und schon gar nicht für andere! Aus der Phase meines Lebens war ich raus!
Ich musste mein Leben nicht für Minho umstrukturieren! Nicht für ihn, nicht für Chan und auch nicht für Felix! Das bedeutete nicht, ich war nicht traurig... Ich wollte einfach nur... Ich wollte endlich weitermachen. Weiter... Leben... Lernen... Lebensfroher sein... Sorgloser, so, wie ich es einst mal war. Wüsste ich, dass meine Trauer und meine Gedanken Felix zurückholen würden... Oder Chan... Dann wäre ich an einer Stelle im Leben hängen geblieben, ja. Aber es half doch nicht. Es brachte mir rein gar nichts... Ich schloss meine Augen, spürte, wie ich den Tränen wieder einmal nahe war.
Ich wollte unbedingt Jennie anrufen. Einfach, weil ich sie brauchte. Weil ich mit jemandem reden musste. Weil ich nicht alleine sein wollte... Aber ich tat es nicht. Ich sollte es nicht tun. Sie brauchte ganz offensichtlich noch ihren Freiraum, wenn sie sich noch nicht meldete. Ob sie das mit meinem Bruder eigentlich wusste? Ich schüttelte den Kopf. Niemals. Denn dann hätte sie sich gemeldet. Müsste sie. Wenn nicht... Wäre ich tatsächlich sehr enttäuscht. Mehr als enttäuscht. Ich wäre zutiefst verletzt. Genauso, wie ich von Minho verletzt und enttäuscht war. Ich atmete die frische Lift ein, die meine Lungen füllte. Anschließend atmete ich in einem langen Zug wieder aus. Ich sollte aufhören über sie nachzudenken. Ich meinte damit... Ich kam doch zurecht. Ob alleine oder nicht. Ich kam irgendwie immer zurecht... Weil ich es musste. Auch, wenn ich gerne ich Gesellschaft wäre...
In meinem Herz brannte es. Ich war froh, dass ich wenigstens die Prüfungen hinter mich brachte. Das bedeutete, ich hatte dadurch eine Sorge weniger. Die Ergebnisse würde ich wohl irgendwann in den Ferien kriegen. Würde ich bestehen? Ich hatte viel gelernt und wegen wem? Genau. Wegen Hyunjin. Wegen Hyunjin Hwang... Apropos.
Er war es, der plötzlich auf meinen Rasen trat. Ich neigte den Kopf, weil ich ihn nicht kommen sah. Er hingegen? Er musste lächeln. Was machte er denn hier? Ich erinnerte mich nämlich noch genau an gestern. An seine Wut... Ich konnte immer noch nicht genau abschätzen, wem sie galt. Mir oder V. Oder uns beiden... Wenn er hier war, galt sie wohl eher seinem Halbbruder. Vermutlich war seine Wut aber auch verflogen und es war alles wieder gut...
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Too much Promises - Stray Kids FF, Hwang Hyunjin
Teen Fiction*wird demnächst auf Rechtschreibfehler überarbeitet* „Das sind zu viele Versprechungen, Hwang Hyunjin." „Und ich werde mich an jedes Einzelne halten." *** ...