(Bild von Han Seo)
Etwas schuldig sein
Han Seo
Minho saß mit gebeugtem Oberkörper gegenüber von mir. Er begutachtete das Haus kritisch. Ich machte nämlich keine Hausbesichtigung mit ihm. Wieso sollte ich auch? Nach dem ich vor seiner Haustür stand und er mich einfach vom Türrahmen schubste, fand ich, er hatte es nicht verdient. Es war schließlich kein Geheimnis, dass ich nachtragend war und dass ich wenig vertraute. Egal was er für mich und meiner Familie tat- es brauchte noch einige Zeit, um ihm Vertrauen zu schenken. Eigentlich war das nicht wichtig. Er war nur hier, weil er selbst darauf bestand. Mir war das im Endeffekt egal. Wir mussten keine enge Beziehung pflegen. Ich war ihm nur etwas schuldig. So fühlte ich mich zumindest. Dieses Gefühl musste ich erstmal ausgleichen. Ich fragte Changbin, ob er sich bereits bei Minho bedankte. Minho rettete ihm schließlich das Leben... Er hatte verneint. Das war der Grund, weshalb ich Minho aufsuchte und wieso er schlussendlich bei uns Zuhause war. Es schien, als würde er sich nicht ganz wohl fühlen. Auch nicht, nachdem ihm Tee und Kekse reserviert wurde.
„Bedien dich ruhig."
„Danke.", setzte sich Minho auf.
Er schien total misstrauisch. Noch immer blickte er sich um. Erst als sein Blick auf mich fiel, lehnte ich mich zurück. Ich gestikulierte.
„Du darfst gerne was sagen."
Seine Hände gefaltet, zuckte er die Achseln.
„Und was?", fragte er wie aus der Pistole geschossen.
Zusätzlich neigte er interessiert den Kopf. Ich machte es ihm gleich. Er war ein harter Brocken. Das fiel mir direkt auf. Leicht zu durchschauen war er zwar nicht, aber ich wusste bereits in den ersten Minuten, dass er verschlossen war und mir eventuell sogar gut ähneln konnte.
„Wie ist es gewesen...", atmete ich aus. „Felix verloren zu haben?"
Es schien, als hätte er aufgehört zu atmen. Sein starrer Blick traf meine Augen. Ich wusste, dass er sich von mir angegriffen fühlte, weshalb ich meine Frage ausführte. Ich wollte ihn mit der Frage nämlich nicht verletzen.
„Ich weiß, wie es ist, ein Familienmitglied zu verlieren... Ich will dich von daher nur fragen... Du weißt schon. Wie es dir dabei geht?"
Schon während ich sprach, verzogen sich die Lippen von Minho zu einem Grinsen. Einem ironischen Grinsen. Er lachte auf.
„Was'n Zufall, hm?"
Ich zuckte die Achseln. Ich glaubte, dass er mich noch immer nicht ernst nahm. Ein Gefühl sagte mir, er dachte, ich würde es böse meinen. Das tat ich aber nicht. Jedes meiner Worte und auch meine Taten, sie kamen von Herzen. Ich hegte keine bösen Absichten. Ich wollte wirklich nur nett sein.
„Also willst du nicht berichten?", fragte ich erneut und er lachte wieder auf.
Ob ich eingerostet darin war, mich Menschen zu unterhalten? Ich hoffte nicht. Wie es den Anschein machte, mochte Minho aber wohl nicht, was ich sagte.
„Wieso bin ich hier, Han? Berichte du doch mal.", lehnte er sich ebenfalls zurück.
Dachte er, ich fragte ihn irgendwelche Dinge, ohne auch irgendwas sagen zu wollen? Ich plante hier doch keinen Putsch oder sowas. Also provozierte ich ihn nicht. Ich setzte mich auf und öffnete ehrlich die Hände, um ihm anhand meiner Körpersprache zu signalisieren, dass ich auf Frieden aus war.
„Ich bin dir was schuldig. Das sagte ich dir eigentlich bereits."
„Nein", wurde sein Gesicht ernst.
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Too much Promises - Stray Kids FF, Hwang Hyunjin
Teen Fiction*wird demnächst auf Rechtschreibfehler überarbeitet* „Das sind zu viele Versprechungen, Hwang Hyunjin." „Und ich werde mich an jedes Einzelne halten." *** ...