(Bild von Minho Lee)
Rot
Jisoo Chaehyoung
Ich saß auf dem gemütlichen Stuhl. Mein Kopf nach hinten geworfen. Die Decke war in einem dunklen Braun gestrichen worden. Ich verzog die Augenbrauen. Eine Sache, die ich nie bevorzugen würde. Genauso wenig, wie die Möbel, die in der selben Farbe gehalten worden waren. Die Wandfarbe war weiß. Zumindest das schien vernünftig durchdacht zu sein. Ich leckte mir über die Lippen, als ich mich aufsetzte und auf den Tisch vor mich starrte. Ich sah mir die Gegenstände an, die auf dem Glastisch verteilt waren. Es war eine kleine Box. Eine Box in rot. Neben ihr befanden sich kleine Gegenstände. Gegenstände wie ein Blatt, ein Stift, ein Glasstück, Schmuck, ein kleines Messer, Socken, eine winzige Puppe und noch vieles mehr. Auf dem Boden waren zum Teil auch einige Gegenstände verteilt. Mein Blick wanderte zur kleinen Armbanduhr in Silber. Kurz nach zehn... Das erkannte ich von der Entfernung. Ich seufzte. Zu früh am Morgen, wenn man mich fragte. Zumindest für das gerade.
„Du wirkst noch sehr kritisch, Jisoo. Brauchst du etwa noch eine Weile?", fragte mich die dunkle Stimme des alten Herren.
Mister Jay Monroe. Ein Therapeut. Mein Therapeut. Meine Mutter bestand auf eine Therapie. Eigentlich beide. Meine Mutter und mein Vater. Seit ich den Ausbruch in der Stube hatte, entschieden sie es. Sie schickten mich, wie auch Chan, zum Therapeuten. Wie alle Opfer des Amoklaufes. Alle, die den Tag miterlebten. Keine Sache, die ich unbedingt als schlimm empfand. Ich fand es nur... Merkwürdig. Merkwürdig und lustig, dass meine Eltern wirklich dachten, ich könnte durch einen Therapeuten anfangen, Felix zu vergessen. Das würde ich nämlich niemals können. Wollte ich auch gar nicht...
„Hm...", sah ich auf die winzige Puppe.
Es war ein Teddy. Ein kleiner Teddy. Mister Monroe schlug folgendes Projekt vor. Nachdem wir eine knappe Woche nun über den Vorfall im Schuldgebäude sprachen, fragte er mich heute eine eigenartige Frage. Was würde ich in die rote, kleine Kiste packen. In die rote Kiste, wenn ich an den Amoklauf zurückdachte. Wie könnte mir die Kiste helfen? Wie könnte sie mich schützen? Hatte sie überhaupt einen Effekt? Ich saß hier nun zehn Minuten und dachte nur an die Gegenstände. Ich versuchte irgendeinen Zusammenhang zu schließen. Vergebens...
„Du solltest den Teddy einpacken. Unbedingt. Der ist niedlich. Der könnte dich beruhigen."
Die tiefe Stimme schon wieder. Seine Stimme. Die von Felix... Er saß da im Schneidersitz. Direkt gegenüber von mir auf dem Boden. Neben Mister Monroe. Ich hatte das Gefühl, er stand mir bei. Er half mir nämlich bei meinen Entscheidungen.
„Den Teddybären auf jeden Fall.", nickte ich.
Mister Monroe gestikulierte und ich griff nach ihr.
„Und die Uhr. Du willst doch wissen, wie spät es ist.", zuckte Felix die Achseln.
Ich nickte. „Die Uhr..."
Nach ihr gegriffen, indem ich mich vorbeugte, entschied ich mich auch für sie. Den Teddybären und die Uhr warf ich nun in die rote Box.
„Das kleine Messer würde ich auch aufsammeln. Du weißt schließlich nie, ob du dich wehren musst!", zeigte Felix mit warnendem Finger auf mich.
Ich schnalzte mit der Zunge. „Das Messer."
Nach ihr gefasst, warf ich auch diese hinein. Felix' Gedanken gefielen mir. Somit hörte ich auf alles, dass er sagte.
„Zettel und Stift. Du musst das Ganze ja auch irgendwie verarbeiten.", zog Felix die Lippen grinsend zu einer Gerade.
Seine Grübchen stachen hervor und seine perfekte kleine Nase zog er hinauf. Ich verkniff mir ein Lächeln, weil ich den Anblick zum anbeißen süß fand.

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Too much Promises - Stray Kids FF, Hwang Hyunjin
Teen Fiction*wird demnächst auf Rechtschreibfehler überarbeitet* „Das sind zu viele Versprechungen, Hwang Hyunjin." „Und ich werde mich an jedes Einzelne halten." *** ...