Kapitel 31

221 18 20
                                    

(Bild von Jisoo Chaehyoung)

Der Sturm I

Jisoo Chaehyoung

Mit verschränkten Armen sah ich mir das Foto an. Das Foto, auf dem der Sieger der Dare Week festgehalten wurde. Ich musste mir bereits das ganze Wochenende anhören, wer der Sieger war. Mein Bruder. Mein Bruder hatte das Spiel gewonnen. Knapp gegen Minho. Dieser freute sich natürlich trotzdem für seinen besten Freund, anders als ich. Gönnen tat ich es Chan einfach nicht. Er verdiente es nicht. Blödmann. Ich seufzte. Die Siegerin wäre sicherlich ich geworden, wenn ich weiterhin im Spiel geblieben wäre. Aber, nein. Ich war ja wegen einem wie Hyunjin ausgetreten, der es nicht einmal sein lassen konnte, mich zur Feier zu zwingen. Ich hatte nichts davon. Nichts von der Feier, weil er und ich uns, wie zu erwarten war, ein erneutes mal stritten. Keine Sekunde später lebte ich in Todesangst, aus der mir Changbin höchstpersönlich rausgeholfen hatte. Im nächsten Moment realisierte ich, dass Jeongin da war. Das war aber ein Achterbahngefühl... Der perfekte Begriff dafür. Ich konnte nämlich kaum beschreiben, was ich da fühlte. Ich fand mich jedoch damit ab. Das Schöne an dem Tag war nämlich, dass Changbin da war. Er war da und er war mehr als nett gewesen. Trotz unseres jüngsten Streites, begleitete er mich nach Hause. Er brachte mich bis zu meiner Haustür.

„Vielen dank, Changbin. Das wäre nicht nötig gewesen...", lächelte ich.

Er nickte.

„Was hast du da alleine überhaupt gemacht?", fragte er mich direkt.

Ich wollte ihm von der Sache mit Hyunjin nicht erzählen, weshalb ich die Frage umging.

„Wieso hilfst du mir eigentlich? Warst du nicht wütend auf mich?"

Seine Züge lockerten sich in diesem Moment. Er zog die Lippen zu einer Gerade, bevor er einen Schritt auf mich zukam.

„Du befandest dich in Gefahr, Jisoo", nickte er.
„Wenn es sein muss, werde ich dir immer helfen."

Mein Herz machte einen Hüpfer. Nicht, weil ich Gefühle für ihn hatte, sondern weil es mich berührte. Seine Worte berührten mich. Ich schmunzelte, bevor ich meine Haustür öffnete.

„Eine gute Nacht wünsche ich dir, Changbin. Komm gut nach Hause."

Ich glaubte... Das war ein Friedensangebot seinerseits. Ich meinte zu glauben, dass sich die Sache zwischen uns legte. Das bedeutete nicht, wir dateten uns wieder. Das bedeutete aber zumindest, dass er nicht mehr allzu wütend auf mich war. Das erleichterte mich.

„Was ist das denn?", fragte Felix, der mich aus meinem Tagtraum riss.

„Hm?", machte ich nur.

Jedoch verstand ich schnell und folgte seinem Blick. Sie führte zur Tür meines Spindes. Ich kniff die Augen zusammen. Die ganzen Gedanken an Changbin und die Gefühle dabei, diese schob ich beiseite, denn sie wurden durch große Verwirrung ersetzt, als ich es sah. Eine kleine Notiz klebte an meinem Spind. Ungläubig riss ich es von ihr. Noch nie hatte ich auf solch eine Art eine Nachricht bekommen. Das wirkte total altmodisch für mich. Verwundert stellte ich fest, dass ich die Schrift nicht kannte. Als ich die kurze Notiz jedoch las, wusste ich genau, von wem sie war.

Ich möchte, dass du mir vergibst. Bitte...

Meine Nasenflügel bebten. In meiner Hand zerknüllte ich die Nachricht. Ich spürte die Wut in mir. Hyunjin... Vergeben? War das etwa sein ernst? Er dachte... Er dachte, nachdem er mich hier gestern wirklich schon beleidigte, dürfte er sich noch irgendwie entschuldigen? Dachte er, das würde es alles besser machen? Wenn er nur wüsste... Ich hegte solch einen großen Groll ihm gegenüber. Ich könnte ihm gerade wirklich-

Too much Promises - Stray Kids FF, Hwang HyunjinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt