(Bild von Woojin Kim- links und Chan Chaehyoung- rechts)
Save him
Woojin Kim
Ich hatte das fragende Gesicht von Chan noch im Kopf. Exakt vor Augen. Direkt, als ich ihn unbewusst fragte, ob er sich nicht mit mir verbünden wollen würde... Er hatte sich zurückgelehnt und sah mich eine Weile an, bevor er vorsichtig zu nicken begann. Er fing an zu begreifen, dass mein Bruder fehlte und er ihn nicht gesehen hatte. Dass etwas nicht stimmte und ich es deshalb sagte bzw. anbot. Genau in dem Moment nahm ich mein Angebot aber wieder zurück. Ich war mir auf einmal unsicher geworden, denn... Was redete ich hier überhaupt? Nein. Die Frage war... Mit wem redete ich bitte? Es war Chan. Chan Chaehyoung. Offensichtlich ein Mörder... Oder auch nicht, aber das war ja gerade egal. Das, was zählte... Das war! Er hatte das Leben meines Bruders erschwert. Bis ins Detail... Er hatte mir das Leben erschwert, von so vielen Menschen! Er war niemand, dem ich solch ein Angebot machen sollte. Das war er nicht wert. Doch... Wenn ich dann an Jeongin's Worte dachte... Wie er sagte, er müsste die Liste abarbeiten... Oder die Worte... Ich sei die Königin auf dem Schachbrett, dass er aus dem Spiel bekam... Schien es mir nur, als müsste ich mich mit Chan verbünden. Ganz egal, wie scheußlich das in meinen Ohren auch klang. Ich musste, denn ich begann zu verstehen. Ich fing an zu verstehen, dass es Chan war. Dass er der König war. Der König auf dem Schachbrett... Das wurde mir bestätigt, indem er seinen Cousin auf Chan hetzte. Auf den, den Jeongin von Anfang an versuchte weg zu bekommen. Erst dann könnte er die Liste weiter abarbeiten, denn er hing vor allem an Chan. Mein Hirn arbeitete fleißig. Ich war stolz auf mich selbst, als ich anfing zu kapieren, dass der König und die Königin nur gemeinsam unschlagbar waren... Denn ein König allein, wie es Jeongin in seiner Geschichte war, der war ohne seine Königin nichts wert. Er würde verlieren, sobald Chan und ich uns also verbündeten. Dass ich dabei die Königin war... War natürlich gewöhnungsbedürftig zu denken, aber es ging hier ums Prinzip. Der Feind meines Feindes, der war mein Freund. Selbst, wenn der Feind meines Feindes auch mein Feind war... Hier stellte ich mir nämlich die Frage... Wer stellte die größere Bedrohung für mich dar? Das war ganz sicher Jeongin. Vergaß man nicht... Er hatte meinen Bruder. Sobald ich ihn zurückbekam, würde mir Chan sowieso egal sein. Das war ganz sicher...
„Lass uns zusammenarbeiten", führte ich also aus. „Gegen Jeongin..."
Das hatte ich ihm angeboten, ja. Denn außer dem Ganzen, was ich mir eben selbst erschloss, war mir klar geworden... Jeongin hatte großen Respekt vor Chan. Eine Art Respekt, den er vor anderen nicht hatte. Also... Leider brauchte ich ihn. Leider war ich auf ihn angewiesen. Ja... Leider.
So führte das eine zum anderen. Chan hatte sich nämlich auf mein Angebot eingelassen. Natürlich tat er das. Ja, gut... Ich gab zu... Chan schien erst nicht in der Stimmung dafür, aber ich überzeugte ihn ganz schnell. War auch gar nicht schwer. Er landete schließlich hier drinnen, weil es Jeongin im Endeffekt entschied. Das konnte er doch nicht auf sich sitzen lassen. Oder? Die Rache trieb ihn somit an. Wie mich... Ich dachte unwillkürlich an Minho's Worte. Der Sohn des Chefpolizisten. Der, der sagte, ich würde mich mit Chan verstehen, sobald sich die Umstände so ergeben. Dass ich nicht lachte... Hätten wir nicht dasselbe Ziel, hätte ich den Jungen verprügelt, ohne zu zweifeln. Ich musste den Kopf neigen. Aber bedeutete das denn nicht, dass ich mich zusammenriss, weil es die Umstände so boten? Ich musste mir auf die Unterlippe beißen. Bedeutete das jetzt, er und ich uns befanden uns auf einer Wellenlänge? Zum Glück musste ich mich mit dem Gedanken nicht auseinandersetzen oder gar weiter ausführen. Chan's Stimme lenkte meine Aufmerksamkeit nämlich auf ihn. Ganz schnell schaltete ich also ab und blickte zu ihm. Besser war es so...„Soll ich ihn jetzt einfach fragen, wo dein Bruder ist?", fragte er mich.
Ich musste eine Augenbraue heben. Was? Innerlich rollte ich mit den Augen. Das wusste er etwa nicht? Er wusste nicht, was zutun war? Wie er mir beweisen musste, dass er über Jeongin stehen konnte? Wie er aus ihm raus kitzeln könnte, wo mein Bruder war? Das glaubte ich ich ihm nicht.
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Too much Promises - Stray Kids FF, Hwang Hyunjin
Teen Fiction*wird demnächst auf Rechtschreibfehler überarbeitet* „Das sind zu viele Versprechungen, Hwang Hyunjin." „Und ich werde mich an jedes Einzelne halten." *** ...