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-4 Woche in der Zukunft-

Meine Augen aufgerissen, glaubte ich nicht, was sich da vor mir abspielte. Es war zwar spät in der Nacht und jeder andere würde nun behaupten, es wäre zu dunkel, um etwas zu erkennen, aber ich konnte alles sehen. Jedes seiner Muskeln, jedes seiner Gesichtszüge. All das Blut. Seine wütenden Hände. Die Kraft, die er besaß. Ich konnte all das sehen. Mein Mund stand offen. Das Messer in seiner Hand war klein, aber scharf. Scharf und in Blut getränkt. Der Körper vor ihm... Verblutete. Der Körper atmete stockend ein, wobei die tiefe rote Farbe aus seinem Munde floss. Es hörte sich an, als müsste er sich übergeben.

„Scheiße...", flüsterte der Schuldige.

Ich konnte meine Augen nicht von dem Körper nehmen, der nach Luft rang. So krampfhaft. Qualvoll. An der Hoffnung klammernd, aufatmen zu können...

„Scheiße...", wurde er lauter.

Er hielt sich seine blutverschmierte Hand an die Stirn. Das erkannte ich nur vom Blickwinkel. Denn der Körper vor mir, dieser hörte plötzlich auf zu atmen. Die Augen standen noch immer offen. Der Blick ging an mir vorbei. In die Leere. Ich fühlte mich wie in einer Starre, aus der ich mich nicht lösen konnte. Verkrampft blickte ich von der Leiche zu ihm. Ich konnte sehen, wie er sich den Kopf hielt. Er zitterte. Er zitterte so stark, dass ich nicht wusste, wie er sich noch halten konnte. Er zitterte wie... Als könnte er nicht glauben, was er da eben getan hatte.

„Scheiße!", brüllte er nun.

Ich zuckte auf. Seine Stimme war kräftig. So stark und erfüllt von Power. Das hatte ich nie so in Erinnerung. Wie auch? Hatte ich überhaupt einen guten Draht zu ihm, um das zu wissen? Ich wollte es auch gar nicht. Das war nämlich unwichtig. Wichtig war das, was eben geschehen war. Das, was sich gerade vor mir abspielte und zwar, dass er sich im nächsten Moment auf die Leiche stürzte.

„Nein! Hilf mir! Bitte, hilf mir!", schrie er mich an und rüttelte an der Leiche.

Er schüttelte die Leiche durch. Als würde es ihn zurückbringen... Ich sah, wie sich die Tränen in seinen Augen sammelten. Er fing an zu weinen. Vermutlich aus Angst. Aus Angst vor sich selbst und aus Angst vor der Tat, die er verrichtete. Ich sah, wie die Tränen auf den Rücken der Leiche hinab fielen.

„Was stehst du da so rum? Hilf mir doch! Bitte!"

Durch das ganze Rütteln, blutete die Leiche nur mehr. Ich fühlte mich wie paralysiert. Jede Bewegung fiel mir schwer. Angst machte sich auf einmal auch in mir breit. Eine unerwartete Angst...

„Was hast du getan...", flüsterte ich, aber er hörte mich.

Sein Schluchzen, dass lauter wurde, zeigte es mir. Die kommende Antwort ebenfalls.

„Das war doch nur ein Unfall! Scheiße!"

Weinend vergrub er sein Gesicht in den Rücken der Leiche. Ich schluckte hart. Der einzige Gedanke, der mir unpassend durch den Kopf ging, war...
In was hatte ich mich hier nur reingeritten...

Too much Promises - Stray Kids FF, Hwang HyunjinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt