Kapitel 19

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(Bild von Hyunjin Hwang)

Dumm

Jisoo Chaehyoung

Meine Lungen kratzten. Mein ganzer Brustkorb schmerzte. Von dem ganzen Laufen war ich müde geworden. Außer Atem setzte ich mich endlich auf den Boden. Die Stunde war um. Felix setzte sich grinsend zu mir. Sein Gestank kroch mir in die Nase. Ich verzog das Gesicht. An sich roch Felix sehr gut, machte er jedoch Sport, war sein Gestank unerträglich. Anders als im Vergleich zu meinem Bruder oder anderen Jungs. Bei Felix war das sehr extrem.

„Und? Geht es dir schon besser?", fragte er und stupste mich mit seinem Ellenbogen.

Wieso mich Felix das fragte? Ganz einfach. Heute war Sonntag. Da liefen wir gern mal in der Frühe. Mir ging es aber nicht gut, aufgrund der Sache mit Changbin. Felix hatte mich dann irgendwie doch gezwungen, deshalb die Frage seinerseits. Ich erzählte ihm die ganze Geschichte und auch, wie ich mich dabei fühlte. Mein bester Freund schlug vor, dass wir laufen sollten, bevor wir darüber sprachen. Vielleicht würde es mir besser gehen. Die Wahrheit war, ich fühlte mich noch immer nicht sonderlich gut. Das war der Grund dafür, wieso ich mich dafür entschied, mir heute eine Hühnersuppe zu kochen und zu essen. Selbst, wenn heute weder Montag, noch Donnerstag war. Ich brauchte meine geliebte Hühnersuppe.

„Es geht.", nickte ich ehrlich.

Felix schob seine Unterlippe hervor.

„Ich würde ja jetzt meinen Arm um dich legen, weiß aber, dass du das gerade nicht willst"

Schmunzelnd wusste ich, er sagte das, um mich zu trösten. Natürlich lag er aber auch im Recht damit.

„Sieh mal, Jisoo", wurde seine tiefe Stimme ernst. „Du musst eines beginnen zu verstehen"

Ich wusste, Felix würde mir jetzt wieder mein Gewissen erleichtern. Das tat er immer. Deshalb redete ich ja auch lieber mit ihm. Ich könnte es nicht oft genug wiederholen. Er sorgte dafür, dass ich mich anders fühlte und hörte mir nicht nur einfach zu. Er versuchte mich wieder richtig auf zu bauen.

„Du hast einen Fehler gemacht, ja. Ich bin zwar zum Teil auch schuld, aber du trägst die Verantwortung. Das sollst du wissen"

Ich drehte meinen Kopf zu ihm, sodass sich unsere Blicke trafen.

„Anscheinend hast du das zur Kenntnis genommen, denn du hast dich entschuldigt. Du hast dich wirklich entschuldigt, obwohl dir das schwer fällt. Trotz der Angst, die du vor Han hast und Changbin's Worte, bist du nicht sauer auf ihn geworden. Du bist ruhig geblieben"

Er nickte vorsichtig. Ich lauschte ihm bloß.

„Er hat dich abgewiesen. Du hast ein Problem damit, das verstehe ich, aber... Du musst das jetzt einfach akzeptieren, okay? Du hast dein Bestes gegeben, sagst du, dann war es das eben. Er will deine Entschuldigung nicht annehmen? Sein Pech. Du darfst das nicht zu nah an dich ranlassen. Egal, was er gesagt hat. Du bist oberflächlich? Okay. Du hast sein Vertrauen missbraucht? Okay. Du hast seinen Neuanfang zerstört? Okay. Und jetzt? Stimmst du dem zu oder was?"

„Nein...", flüsterte ich beinah und er gestikulierte.

„Siehst du. Wo ist also das Problem? Ich versteh das nicht. Du machst dir sonst nie solch einen Kopf."

Ich seufzte. Er hatte ja schon recht. Das tat ich nicht. Changbin war aber irgendwie... Er war irgendwie anders. Damit meinte ich nicht nur seine Persönlichkeit, sondern ihn als Menschen. Ein angsteinflössender Mensch, der aber so liebevoll war. Mir gegenüber zumindest. Ein verschlossener Mensch, aber offen für Spaß. Die Zeit mit ihm hatte ich einfach genossen. Dass er mich dann urplötzlich von sich stieß, das war... Zu viel. Zu viel für mich. Auch, wenn es meine Schuld war und er gemeine Sachen sagte. Ich wünschte, es wäre anders gekommen. Aber wie Felix schon sagte. Ich konnte nichts mehr ungeschehen machen. Ich musste mich damit jetzt abfinden.

Too much Promises - Stray Kids FF, Hwang HyunjinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt